Ein fester Turm für St. Cyriakus in Schallenburg
"Kirche des Monats Oktober 2017"
Die Zimmerleute haben hervorragende Arbeit geleistet, findet Uwe Remitschka. "Aber sie haben sich auch manchmal richtig quälen müssen". Der Vorsitzende des "Kirchenfördervereins St. Cyriakus Schallenburg e.V." ist beeindruckt, was die Handwerker bei der Instandsetzung des Kirchturmdachs geschafft haben. Von außen sieht man der schlichten aus Natursteinen bestehenden Dorfkirche, die in der Mitte des Thüringischen Straßendorfes thront, gar nicht an, welche gewichtigen Innereien sie beherbergt. "Da waren manchmal bis zu fünf Meter lange Balken aus schwerem Eichenholz, die geschleppt werden mussten", sagt Uwe Remitschka. Inzwischen ist das Zimmererwerk vollbracht: Angefaulte, gebrochene oder vom Holzwurm zerfressene Dachbalken sind repariert oder erneuert, die vormals unsichere Statik des Kirchturms ist wiederhergestellt.
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
St.-Cyriakus-Kirche Schallenburg
Der Turm von St. Cyriakus stammt - ebenso wie der westliche Teil des Kirchenschiffs - aus spätgotischer Zeit. In einer Urkunde erwähnt wurde die inzwischen denkmalgeschützte "KiBa-Kirche des Monats Oktober" erstmals im Jahr 1387. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bekam das Kirchenschiff eine Erweiterung nach Osten hin. Die Ausstattung im Inneren einschließlich der Gemälde an den Emporenbrüstungen und des hölzernen Tonnengewölbes ist nahezu unverändert im barocken Stil erhalten. In der Mauer der Ostseite befindet sich eine aufwändig gestaltete spätgotische Sakramentsnische, auch der wertvoll geschnitzte Flügelaltar stammt aus dieser Zeit. Zuletzt wieder häufiger genutzt als zu DDR-Zeiten ist der Taufstein, der der Spätromantik zugeordnet wird.
Die Instandsetzung des Turms kommt gut voran. Vor wenigen Wochen konnten die Schallenburger Richtfest feiern, "und dabei haben wir uns natürlich auch bei den Zimmerleuten bedankt". Jetzt erwarten Uwe Remitschka und seine Mitstreiter die nächste Zunft: die Dachdecker. Immer wieder hatten sich einzelne Schindeln gelöst, an der West- und Südseite von St. Cyriakus mussten Netze angebracht werden, um Besucher zu schützen. Wie lange es dauern wird, bis der spitze Nadelhelm des Kirchturms neu eingedeckt ist, wagt der Vereinsvorsitzende nicht zu prognostizieren, zumal jede Schindel einzeln von Hand aus dem Schiefer gehauen wird. Aber noch in diesem Monat, so hofft er, soll das Dach fertig sein und wieder vom runden Turmknauf und Kreuz bekrönt werden können.
Zu diesem Zweck muss die Knaufkugel neu bestückt werden. Vor mehr als hundert Jahren, 1901, war die runde "Dachschatulle" das letzte Mal geöffnet worden, berichtet Uwe Remitschka. Zwei Weltkriege, die DDR-Zeit, die Gründung des Fördervereins in 2001 - höchste Zeit, die in der Kugel befindliche Dorfchronik zu aktualisieren. Auch die Zahl der in Schallenberg lebenden Bürgerinnen und Bürger wird dokumentiert. "Anders als früher dürfen wir die Namen der hier Wohnenden aber nicht mehr nennen, das verbietet der Datenschutz".
„Für mich ist die Kirche ein Stück Heimat.“
Uwe Remitschka
Vieles von dem, was der Dorfchronist nachtragen wird, hat Uwe Remitschka selbst miterlebt. Er ist 1950 in Schallenburg geboren und dort aufgewachsen, noch heute lebt er im Ort und hat das Gebäude mit dem quadratischen Westturm täglich vor Augen. Bis zu seinem 15. Lebensjahr war Remitschka "Kirchenjunge" in St. Cyriakus; "für mich ist die Kirche ein Stück Heimat". Offenbar ist er mit diesem Gefühl nicht allein: Mehr als 40 Mitglieder hat der Förderverein, viele davon gehören der verfassten Kirche gar nicht mehr an. Sie organisieren Gemeindefeste und Konzerte in der Kirche, bei denen auch immer für die Instandsetzung des Gebäudes gesammelt wird. Der Förderverein hat außerdem auch sehr großzügige Mitglieder, verrät der Vorsitzende. So kann die Gemeinde ihren finanziellen Eigenanteil für die Restaurierung des Kirchturms stemmen. Insgesamt sind 148.000 Euro dafür veranschlagt. Die Stiftung KiBa stellt 15.000 Euro zur Verfügung.
Das starke Engagement im Ort für St. Cyriakus ist erst nach der Wiedervereinigung erwacht. Kurz nach der Jahrtausendwende haben die Schallenburger die Sanierung des Kirchenschiffs in Angriff genommen und die Frequenz der Gottesdienste in St. Cyriakus - die zuvor nur noch an Weihnachten stattfanden - erhöht. Inzwischen wird immer dann gefeiert, wenn es Bedarf gibt in der Gemeinde; als nächstes ist das Erntedankfest an der Reihe. Und wenn es an diesem Sonntag regnen sollte, kommt zum Ernte- vielleicht auch ein "Dachdecker-Dank" hinzu.