Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Viele Mäuse für ein neues Kirchendach

„KiBa-Kirche des Monats Juni 2016“ in Dörzbach

Emma Stuck wohnt im Taufstein. Der Taufstein in der Dreifaltigkeitskirche im württembergischen Dörzbach ist ein gutes Zuhause, denn für die sorgfältig genähte bunte „Kirchenmaus“ und ihre vielen Kinder, die überall im Ort wohnen, wird bestens gesorgt: Immer wieder werden die Tierchen mit Münzen und Scheinen gefüttert, und regelmäßig treffen sich alle Stuckmäuse in der Kirche und bringen ihre Schätze zusammen. „Diese Idee ist so schön wie einträglich“, sagt Pfarrer Markus Speer, der froh ist, dass „Mäuse“ für die Sanierung der Dreifaltigkeitskirche zusammenkommen.

Die „Kirche des Monats Juni“ in Dörzbach, in der Markus Speer seit drei Jahren seinen Dienst tut, hat ihre heutige barocke Gestalt im Laufe der Jahrhunderte erhalten. Chor und Turmgeschoss stammen aus dem 15. Jahrhundert, das ursprüngliche Kirchenschiff wurde im Jahr 1660 erhöht und erweitert. Noch einmal mehr als 100 Jahre später wuchs der Turm auf seine heutige Höhe. Der von Emma Stuck bewohnte Taufstein, der ebenso wie die Kanzel aus heimischem Tuffstein gefertigt ist, kam 1934 in die Kirche. Die kunstvoll gestalteten Bleiglasfenster des Gebäudes wurden vor gut 80 Jahren eingefügt.

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

Dreifaltigkeitskirche Dörzbach

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Besonders diese farbigen Glasfenster der Kirche mit Motiven aus den biblischen Geschichten haben es Markus Speer angetan. „Je nach Einfall der Sonnenstrahlen gewinnen die Geschichten eine ganz besondere Lebendigkeit. Und wenn man das mit Grundschülern zusammen ansehen kann, hat das eine großartige Wirkung.“ Auch die Namensgeberin der Kirchenmäuse, die reich verzierte Stuckdecke, ist für den Pfarrer – und sicher nicht nur für ihn - eine Augenweide. Allerdings: Derzeit ist sie teilweise mit weniger schönen grünen Netzen verhängt: Über der Orgel zum Beispiel, wo große Risse in der Decke zu erkennen sind, und auch über dem Taufstein, über dem sogar schon Löcher klaffen. Dass die Decke der Dreifaltigkeitskirche einer Instandsetzung bedarf, ist offensichtlich. Der Stuck im Innenraum sei dabei noch das kleinere Übel, berichtet Markus Speer. Grundsaniert werden muss die gesamte Dachkonstruktion; „einige Balken haben mehr als 500 Jahre Dienst getan, sie sind einfach marode.“

Beliebt ist die Dreifaltigkeitskirche als Anschauungsobjekt bei Touristen, die jeden Tag von Ostern bis Oktober die Möglichkeit haben, das Gebäude zu bestaunen. Die Dörzbacher selbst schätzen die Kirche in der Mitte Dörzbachs natürlich als Ort für Gottesdienste – und für Gemeinschaft. Die Gemeinde habe „immer eine offene Kirchentür für Veranstaltungen“, schreibt eine angetane Facebook-Nutzerin, „sie leistet damit einen großen Beitrag für das Miteinander aller Bürgerinnen und Bürger“.

Entsprechend groß ist auch das Engagement der Dörzbacher jetzt, da die Kirche es nötig hat. Markus Speer kann von „sehr gut besuchten Konzerten“ berichten, deren Erlös der Sanierung zugute kommt, auch Chorauftritte und ein Kirchenkabarett haben für Spendeneinnahmen gesorgt. Und dann gibt es noch den „Dörzbacher Beitrag“: „Unter dieser Überschrift werden alle über 25-jährigen Dörzbacher persönlich angeschrieben und um Spenden gebeten“, erklärt der Pfarrer den württembergischen Brauch. Die Stiftung KiBa beteiligt sich mit 15.000 Euro an den Sanierungskosten; insgesamt wird die Wiederherstellung des Kirchendaches 362.000 Euro kosten.

Markus Speer ist sicher, dass es viele Gemeindemitglieder gibt, die nicht nur Geld geben sondern „die auch mal zupacken, wenn es nötig ist“. Zum Beispiel, wenn in Kürze die Orgel abgebaut wird, um Platz zu schaffen für die Gerüste, die innen wie außen an der Kirche aufgestellt werden. Für Gottesdienste weicht die Gemeinde dann auf das benachbarte Gemeindehaus aus. Zu Weihnachten, spätestens Ostern 2017 mögen die Arbeiten beendet sein, kalkuliert Markus Speer. Danach soll sich die Kirche noch häufiger öffnen, auch für Konzerte, Lesungen und Führungen. Auch wenn sie dann selbst nicht mehr so aktiv sein wird wie jetzt: Sehr viel ruhiger wird das Mäuseleben von Emma Stuck also nicht werden.