Dorfkirche Vollerwiek

Viele Taufen unter dem „Sternenhimmel“ in Vollerwiek

Die Gemeinde mit der „KiBa-Kirche des Monats Dezember“ wächst

Der diesjährige Erntedankgottesdienst in nordfriesischen Kirchengemeinde Welt/Vollerwiek hatte es in sich. Denn zum traditionellen Dank der Gläubigen für die reichlich vorhandenen Nahrungsmittel kam an jenem 9. Oktober die besondere Freude über eine beachtliche finanzielle Gabe hinzu: Gemeinsam mit einem Vertreter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hatte der Regionalbeauftragte der Stiftung KiBa, Reinhard Kupfer, dem örtlichen Pastor Holger Beermann einen Fördervertrag in Höhe von 35.000 Euro für die Restaurierung der Kirche St. Martin übergeben. „Das war ein besonders wichtiger Baustein für die Finanzierung unserer Vorhaben“, sagt Pastor Holger Beermann.

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

St. Martin Vollerwiek

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Der Sanierungsbedarf von St. Martin schien unübersehbar: Beide Längsseiten der „KiBa-Kirche des Monats Dezember“, die im unteren Teil aus Feldsteinen, weiter oben aus Backstein besteht, trugen nicht nur die Spuren zahlreicher Reparaturen, sondern zeigten auch so genannte Setzrisse. „Diese Risse entstehen durch den weichen Baugrund“, erklärt Beermann. „Dieser wurde zunächst stabilisiert. Im zweiten Bauabschnitt wurden die Risse dann sorgfältig mit Kalkmörtel geschlossen“.

Doch nicht nur von unten drohte Unheil, auch das Dach des 1113 gegründeten romanischen Gebäudes musste umfassend restauriert werden. Mit dem wohlklingenden Begriff „Leckage“ wird der wenig schöne Umstand einer undichten Stelle im Schieferdach bezeichnet. Leckagen gab es einige in der Dacheindeckung von St. Martin; Regenwasser konnte in die Kirche eindringen. Das gefährdete nicht nur die Stabilität der Dachkonstruktion, sondern auch das schöne Innere der Kirche, auf das die Gemeinde besonders stolz ist.

Ein Prachtstück ist etwa die aus dem Jahr 1587 stammende Kanzel mit kunstvollen, biblische Motive abbildenden Reliefs im Stil der Renaissance. „Unbedingt sehenswert ist auch der gotische Schnitzaltar aus der Zeit um 1460“, meint Beermann. Die Nordempore schließlich zeigt wertvolle Malereien im Stil des niederländischen Manierismus, zum Beispiel von Martin Luther und Philipp Melanchthon, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden.

174.000 Euro hat dieser zweite Bauabschnitt die Gemeinde gekostet – und die Arbeiten sind noch nicht beendet. Auf der Liste der Restauratoren steht zum Beispiel noch der „Sternenhimmel“, unter dem der Gottesdienst in St. Martin üblicherweise stattfindet: In jeder Kassette der hölzernen Decke ist ein Stern dargestellt. „Die Feuchtigkeit hat dem Sternenhimmel zu schaffen gemacht – die schadhafte Decke ist als nächstes dran“, so Beermann.

Nicht zuletzt ihrer bemerkenswerten Innereien wegen ist die Dorfkirche, die zu einer mit 350 Mitgliedern recht kleinen Gemeinde gehört, ein auch von Touristen gesuchtes Ziel. „St. Martin wird von Urlaubern aufgesucht, die verweilen und Kraft tanken oder zu Gottesdiensten und Veranstaltungen kommen“, sagt der Pastor. „Daher ist sie von Ostern bis Erntedank jeden Tag geöffnet“. So groß die Freude über das Interesse der Gäste ist – noch größer ist die Begeisterung darüber, dass die Kirche nicht nur der Touristen wegen auf Hochglanz gebracht wird. Pastor Beermann vollzieht seit einigen Jahren wieder mehr Trauungen und Taufen. „Wir erleben das, was sich jede Gemeinde wünscht: Wir wachsen gegen den Trend.“