Kirche des Monats Juni 2017

Von Moppen und Sparschweinen

KiBa-Kirche des Monats Juni 2017 in Friedrichstadt

Im schleswig-holsteinischen Friedrichstadt liefern sich fünf Schweine ein Rennen. Seit dem 24. März sind sie unterwegs, und im Ziel einlaufen werden sie erst am 3. Juni kommenden Jahres. Man ahnt: Das Rennen ist kein gewöhnliches, die Schweine sind es auch nicht. Rot und handlich sind die Tiere, aus Plastik und mit einem Schlitz im Rücken versehen. Von „Sparschweinpaten“ werden sie überall dort mit hingenommen, wo Spendenfutter zu wittern ist.

Etwa 1.000 Euro haben die fleißigen Schweinchen in den ersten sechs Wochen ihres Wettkampfes schon gesammelt. Das Geld im Saumagen ist ein Teil des Beitrags, den die Kirchengemeinde Friedrichstadt für die Sanierung der St. Christophorus Kirche aufbringen muss. Insgesamt wird diese Sanierung rund 250.000 Euro kosten. Die Stiftung KiBa fördert ihre „Kirche des Monats Juni 2017“ mit 10.000 Euro.

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt

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St. Christophorus ist die einzige aus der Gründungszeit der Stadt erhaltene Kirche, alle anderen Sakralbauten wurden 1851 im deutsch-dänischen Krieg zerstört. Erbaut wurde sie Mitte des 17. Jahrhunderts auf Betreiben von Friedrich III. von Schleswig-Gottorf. Der Herzog hatte 1620 eine Handelsstadt schaffen wollen, und durch Steuerprivilegien und Religionsfreiheit insbesondere niederländische Remonstranten nach Friedrichstadt gelockt. Ein Niederländer wurde später auch mit dem Bau von St. Christophorus beauftragt; daher zeigt die Saalkirche ein typisch niederländisches Erscheinungsbild.

Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Moppen, aus denen die Kirche zum Großteil besteht. Die gelblichen Steine sind eine Art „kleines Geschwister“ des Backsteins; „zum Glück werden diese Ziegel noch heute in den Niederlanden gebrannt“, sagt Pastor Christoph Sassenhagen mit Blick auf die Instandsetzung der Kirche. Sorgen bereitet ihm allerdings der Dachstuhl von St. Christophorus: der Hausschwamm hat dort ganze Arbeit geleistet. Und weil auch die Maueranker betroffen sind, drohen die auf dem moorigen Untergrund stehenden und ansonsten nicht stabilisierten Mauern nach außen zu kippen. „Da hat man mutig gebaut“, sagt der Pastor, der seit März nur noch im Friedrichstädter Gemeindehaus predigen kann.

„Es ist schön, fast jeden Tag Fortschritte sehen zu können und zu erleben, wie die Gemeinde enger zusammenrückt.“

Pastor Christoph Sassenhagen

Seit knapp zwei Jahren ist Christoph Sassenhagen in Friedrichstadt tätig. Als er seinen Dienst begann, waren gerade Arbeiten zur Sanierung der Außenfassade von St. Christophorus in Gang. Dabei entdeckten die Handwerker die viel größeren Probleme im Dachstuhl. „Wenn ein Balken schon 50 Zentimeter in den Raum hinein eigentlich nicht mehr existiert, dann macht einen das schon nachdenklich“, sagt der Pastor augenzwinkernd. Die Maßnahmen wurden gestoppt, die Kirche notgesichert.

Christoph Sassenhagen bedauert, dass er weniger Zeit für die eigentlichen pastoralen Aufgaben hat als geplant: „Das hatte ich mir anders vorgestellt“. Aber er sieht vor allem die positiven Seiten der Situation: „Es ist schön, fast jeden Tag Fortschritte sehen zu können und zu erleben, wie die Gemeinde enger zusammenrückt. Dem Gottesdienstbesuch am Sonntag tut die Sanierung jedenfalls keinen Abbruch, im Gegenteil. Wir sind lebendig“.

Und dem Engagement der Gemeinde auch nicht. Die Spendenbitten, die Sassenhagen verschickt, werden „gut beantwortet“, betont er. Außerdem hat er im vergangenen Jahr einen besonderen Adventsmarkt in der Kirche initiiert, an dem auch die örtlichen Gewerbe ihren Platz mieten konnten. Das soll in diesem Jahr wiederholt werden. Und dann sind da ja noch die Sparschweine. Wird es im Juni 2018 ein Siegerschwein geben? Unbedingt, sagt der Pastor. „Schon jetzt werden die Zwischenstände der Sammlungen für alle sichtbar auf einem großen ‚Thermometer‘ festgehalten.“ Wer nach der letzten Schlachtung den Rüssel vorn hat, gewinnt. Unter den an diesem Sieg beteiligten Spendern werden Preise verlost. Die KiBa wünscht viel Glück!