Ein Ort für Gebet, Gottesdienst und Geselligkeit
„KiBa-Kirche des Monats“ Juli 2017 in Witzin
Im Dezember öffneten viele Familien ihre Wohnungstüren für den „lebendigen Adventskalender“, in diesem Sommer stehen private Gartentore für Gottesdienste im Freien offen: In Witzin, einem kleinen mecklenburgischen Ort zwischen Schwerin und Rostock, wird Gemeinschaft groß geschrieben. Viele der rund 450 Bewohner tun etwas dafür, es gibt die Freiwillige Feuerwehr, den Jagdverein, den Angelverein, den Heimatverein. Viele Angebote im Witziner Veranstaltungskalender kommen auch aus der Kirchengemeinde, und sie sind gut besucht. Im Mai gab es zusätzlich zu den regulären Sonntagsgottesdiensten die Einladung in den Garten bei Familie Petzold, im Juni einen Gottesdienst vor der Kirche - im Schatten einer ganz besonderen Linde. „Diese Linde ist vermutlich gepflanzt worden, als die Kirche eingeweiht wurde“, sagt Pfarrer Siegfried Rau, „also wird sie bald 800 Jahre alt“. In fünf Jahren will man das Jubiläum von Baum und Bauwerk feiern; darauf hat der Pfarrer während der Feier hingewiesen – und auch gedankt für das, was um und für die Kirche bisher passiert ist.
Das ist nicht wenig. Augenfällig sind die Veränderungen am Äußeren der rechteckigen, aus Feldsteinen erbauten Dorfkirche, insbesondere am Turm, der schon einen neuen Dachstuhl, und dessen spitzer Helm neue Schindeln erhalten hat. Die Stiftung KiBa hat die Arbeiten an ihrer „Kirche des Monats Juli 2017“ schon 2015 und 2016 gefördert; in diesem Jahr stellt sie noch einmal 10.000 Euro zur Verfügung. Insgesamt wird die Instandsetzung am Ende rund 530.000 Euro gekostet haben. „Da ist es gut, dass wir nicht nur auf die Spenden aus dem Kirchenkreis angewiesen sind“, sagt der Pfarrer. Die Witziner seien zwar großzügig – die Modellkirche am Eingang der „echten“ Dorfkirche ist immer wieder gut mit Spenden gefüllt - doch ohne Unterstützung etwa durch die KiBa wäre das Projekt nicht gelungen.
Kirche Witzin
Kirche Witzin
Kirche Witzin
Kirche Witzin
Kirche Witzin
Kirche Witzin
1270 wurde das Feldsteinkirchlein in Witzin erstmals urkundlich erwähnt; der einjochige Chor ist vermutlich sogar schon ein paar Jahrzehnte zuvor entstanden. Der Turm folgte im 14. Jahrhundert. Ein südlicher Anbau am Chor wurde bis zum Ende des 17. Jahrhunderts abgebrochen, die Nord- und Südeingänge im Schiff geschlossen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erneuerte die Gemeinde die Innenausstattung im neugotischen Stil. Aus dieser Zeit stammt ein wertvoll geschnitzter Marienaltar, der ursprünglich in der Witziner Kirche seinen Platz hatte, von dort aber nach Schwerin in ein Museum gebracht wurde. „Sehr schade“ findet Pfarrer Siegfried Rau, dass der Altar nicht mehr in seiner Dorfkirche steht. Und er hat diesen großen Traum: Dass das wertvolle Stück – „wenigstens als kurze Leihgabe“ zur 800-Jahrfeier nach Witzin zurückkehrt.
Vorher aber wird noch einmal Hand an die Kirche gelegt; die Gerüste für den letzten Bauabschnitt stehen schon. „Der Turm ist tipptopp“, sagt Siegfried Rau, „da fehlt nur noch die Glockenaufhängung“. Auch der Ostgiebel des Gebäudes sei schon „wunderschön“, hier müsse nur noch letzte Hand angelegt werden. Schließlich soll noch einmal das alte Mauerwerk ringsum erneuert werden – „dann ist unsere Kirche in einem grundsoliden baulichen Zustand“. Und kann noch mehr als zuvor als Ort für Gebete, Gottesdienste und säkulare Geselligkeiten die Gemeinschaft im Dorf befördern.