Kirche am Kolk in Wuppertal-Elberfeld
Kirche am Kolk in Wuppertal-Elberfeld

Großes Engagement für Turm und Geläut des „lutherischen Mutterschiffs“

KiBa-„Kirche des Monats März 2020“ in Wuppertal-Elberfeld

Das ist gelebte Ökumene: Für die Instandsetzung des Turms der lutherischen Kirche am Kolk in Wuppertal-Elberfeld hat die katholische Nachbargemeinde St. Laurentius „Laurentiusbrot“ gebacken – und den Verkaufserlös gespendet. „Ein tolles Zeichen einer Verbundenheit, die seit dem 19. Jahrhundert zwischen den Gemeinden besteht“, sagt Pfarrer Andreas Bollengraben.

Spenden kann die Kirche am Kolk gut gebrauchen: Rund 1,5 Millionen Euro wird die in diesem Monat beginnende Sanierung des 56 Meter hohen Turms kosten. Was fehlt dem Turm? Baukirchmeister Rüdiger Raschke erinnert sich: „Ursprünglich ging es nur darum, die Zwiebelhaube oben auf dem Turm zu restaurieren. Wir sind also mit dem Korb am Turm hochgefahren – und dabei beinahe in Ohnmacht gefallen“. Der Zustand des Mauerwerks war so bedenklich, dass sofort ein Gerüst aufgebaut und der Betrieb der Glocken eingestellt wurde. „Nicht, weil der Turm nicht standfest genug wäre – die Mauern sind unten fast zwei Meter dick, oben immerhin noch 1,30 Meter – sondern der Schwingungen wegen, die lockere Steine zum Herunterfallen bringen könnten“, erklärt Raschke. 

Kirche Am Kolk Wuppertal

Kirche Am Kolk Wuppertal

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Das war vor knapp vier Jahren. Seitdem werden Spenden gesammelt – im Gottesdienst und bei „Turmkonzerten“, auch die regionale Wirtschaft und Politik engagieren sich. Genau wie die Stiftung KiBa, die ihre „Kirche des Monats März 2020“ mit 30.000 Euro unterstützt. Ziel ist es, den Turm der 1752 erbauten Kirche wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, erläutert Baukirchmeister Raschke. Denn: „Die Menschen im Barock wussten, was sie taten!“ Damals habe die bitterarme Gemeinde den Turm aus Bruchstücken unterschiedlichster Steine errichtet („da waren auch Schindeln und Ziegelsteine dabei“), und die mindere Steinqualität mit einer so genannten Schlämme (einem dünnen Außenverputz) überdeckt. Das solide Bauwerk schien perfekt – wenn nicht die beiden verheerenden Brände gewesen wären, die dem Turm im Laufe seiner Geschichte zugesetzt hätten: 1943 brannte die Kirche am Kolk bis auf die Grundmauern nieder, nachdem sie von einer Brandbombe getroffen worden war. Rund 30 Jahre später wurde das Bauwerk Opfer von Brandstiftern. Das Feuer war so heiß, dass die Orgelpfeifen schmolzen. „Die enorme Hitze hat auch die innere Struktur der Steine zerstört“, weiß Baukirchmeister Raschke.

Nun soll es darum gehen, diesen „Scherbenhaufen“ wieder instandzusetzen: Ein Fünftel aller Mauersteine und fast alle Ecksteine müssen ausgetauscht werden. Dann soll eine neue Schlämme dem Turm den originalen „Anstrich“ verleihen. „Damit ist auch der Denkmalschutz sehr einverstanden“.

Rüdiger Raschke freut sich insbesondere darauf, dass Glockengeläut dann wieder zu hören ist: „Sechs wunderschöne Glocken haben wir hier, die neueste und kleinste ist erst 1984 gestiftet worden. Sie rundet den Gesamtklang ab“. Die Sanierung des Turms wird bis in das kommende Jahr hinein dauern; auch wenn der Baukirchmeister zwischenzeitlich in den Ruhestand gehen wird, bleibt das Projekt seine Herzensangelegenheit, versichert er.

Ebenfalls weiter aufmerksam begleiten wird die Sanierung Pfarrer Andreas Bollengraben. Auch er hat eine besondere Beziehung zu der Kirche am Kolk, ist er dem barocken „lutherischen Mutterschiff“ in Elberfeld doch „seit Kindertagen“ verbunden. Nach 30 Jahren in anderen Tätigkeitsgebieten hat er sich vor 14 Jahren wieder in seiner Heimatgemeinde beworben – und wurde gewählt. „Nie hätte ich gedacht, dass ich da wieder lande, wo ich herkomme“, sagt er lächelnd. Ihm liegen die lutherisch geprägten Gottesdienste am Herzen, aber auch die kostbare Ausstattung der nach den Bränden insgesamt schlicht gehaltenen Saalkirche. „In der Apsis haben wir einen ‚schwebenden Christus‘ von Karl Hemmeter, unsere Glasfenster, die auch von einem Künstler gestaltet wurden, zeigen mit der Offenbarung des Johannes ein eher unübliches Bildprogramm.“

Ein weiterer Stolz sind auch für Andreas Bollengraben die sechs Glocken der Kirche. Bis die im nächsten Jahr wieder klingen, muss er mit einem Provisorium auskommen: Er hat das Geläut als Klingelton auf seinem Handy.