Vier „Ks“ für ein Hallelujah
„KiBa-Kirche des Monats August 2024“ in Karrenzin
Die Überraschung zwischen Hamburg und Berlin ist: ... Karrenzin. Zumindest vorgenommen hat man sich das in dem mecklenburgischen Dorf, das direkt an der A24 liegt, und das Anliegen hat prominente Unterstützung: Hubertus Meyer-Burckhardt, bekannter Autor, Journalist und NDR-Talker, setzt sich für den kleinen Ort ein. Nicht nur, dass der NDR immer wieder darüber berichtet; (die Reihe: „Neues aus Karrenzin“ (Youtube-Playlist mit allen Folen) hat launige Anklänge an eine ehemalige ZDF-Kinderserie). Meyer-Burckhardt ist auch Ideengeber des Konzepts „4K“, mit denen Karrenzin (erstes „K“) für sich werben will.
Nein, Hubertus Meyer-Burckhardt stammt nicht aus Karrenzin (sondern aus Kassel, noch ein „K“, aber das ist wohl Zufall); er hat das kleine Dorf vor rund 20 Jahren kennengelernt, als er von besagter Autobahn abfuhr. Immer wieder hat es ihn seitdem dorthin gezogen, immer wieder hat er sich gefragt, was zur Belebung des Örtchens notwendig wäre; irgendwann suchte er das Gespräch mit Pastorin und Bürgermeister. Inzwischen gibt es viele längere und kürzere, professionelle NDR-Produktionen über Karrenzin und viele Ideen, wie der Ort bekannter und noch lebenswerter werden könnte. Eine zentrale Rolle dabei spielt, natürlich, die Kirche (zweites „K“). Das kleine Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1721 befindet sich in der Mitte des Dorfes. Am Westgiebel steht frei ein verbretterter Glockenturm mit einem vierseitigen Pyramidendach und zwei Glocken aus den Jahren 1922 und 1934. Der schlichte Altar im Chor ist aus Holz; vom ursprünglichen Inventar ist eine hölzerne, mit kleinen Reliefplatten aus Terrakotta verzierte Renaissance-Taufe erhalten.
Das Kirchlein ist ein beliebter Treffpunkt. Das gilt für Gottesdienste und auch für kulturelle Veranstaltungen (drittes „K“: Kultur). „Zum Glück hat sich die Gemeinde schon in den 60er Jahren für eine flexible Bestuhlung entschieden“, sagt Pastorin Alena Saubert. „Das kommt uns jetzt sehr zugute“. Für Konzerte und andere Veranstaltungen ist die Kirche einfach der perfekte Ort, findet die Theologin: „Sie ist nicht dunkel und kühl, sondern trocken, warm und einladend. Gerade im Sommer ist es ungeheuer schön, darin zu sitzen.“ Auch der von großen Eichen und Buchen umstandene Kirchhof bietet sich als Geselligkeitsort an.
Und so gründen die Karrenziner in diesen Tagen einen Verein, in dem die Freiwillige Feuerwehr ebenso vertreten sein wird wie kommunale und kirchliche Repräsentanten. Viele Ideen für Highlights rund um die Kirche liegen in der Luft. Zum Beispiel ein spontanes „Weißes Dinner“ auf der Ringstraße, bei dem jede und jeder Tische, Stühle, ein weißes Tischtuch und etwas zu essen und zu trinken mitbringen kann. Oder ein Drei-Gänge-Menü aus regionalen Produkten, das, je nach Wetter, im Kirchengebäude oder davor stattfinden könnte. „Essen verbindet!“, hat die Pastorin erkannt, davon sei schon in der Bibel zu lesen. Hier wären wir also beim vierten „K“ wie Kulinarik.
Der Haken an der Sache: Die Kirche muss, um für alle alten und neuen Aufgaben gewappnet zu sein, unbedingt vorher instandgesetzt werden. Die Dächer von Kirchenschiff und Turm benötigen eine neue Eindeckung, die Fassade des Turms und die Fachwerkkonstruktion sind zu restaurieren. Auch im Innenraum ist einiges zu tun. 450.000 Euro sind für die beiden mit den Architekten und Bauplanern besprochenen Bauabschnitte aufzubringen. Die Stiftung KiBa fördert das Vorhaben mit 10.000 Euro. Auf die Zusage für den größten Teil der benötigten Fördergelder wartet Alena Saubert täglich („Wir liegen gewissermaßen auf der Lauer“). Sobald diese eingetroffen ist, „werden die Ärmel hochgekrempelt und es wird losgebaut“, verspricht die Theologin. Sie hofft, dass dies spätestens im kommenden Jahr der Fall sein wird.
Schon jetzt ist der Wind unter den Flügeln der Karrenziner zu spüren. Ob zu Ostern oder Erntedank, ob Buchlesung oder Jazzkonzert, immer wieder trifft man sich, redet, speist. „Es geht um Spaß, um Gemeinschaft, darum, stolz zu sein auf das, was man hat“, sagt die Pastorin. Und das färbt natürlich auch auf den Umgang mit dem Gotteshaus ab: „Viele haben inzwischen keine ‚Schwellenangst‘ mehr und betreten die Kirche ganz selbstverständlich.“ Zum „Großreinemachen“ einmal im Jahr werden alle zusammengerufen (und kommen). Und kleinere Arbeiten rund um den Fachwerkbau werden mittlerweile erledigt, ohne dass Saubert darum bitten muss. „Rasenmähen, die Pflege des Weges – da kommen ein Fahrzeug aus dem nahen Agrarbetrieb, ein paar Ehrenamtliche, schon ist die Sache erledigt.“
Die Pastorin ist zuversichtlich, dass sich Kirche und Dorf dauerhaft werden herausputzen können: „Hubertus Meyer-Burckhardt hat einen wichtigen Anstoß gegeben, nun ist es an uns, etwas daraus zu machen!“ Das Konzept der vielen „K“, meint sie, – und hier reiht sich die KiBa passend ein – werde zünden. Vielleicht finden sich auf dem Weg ja auch noch weitere hilfreiche Buchstaben.