„Unsere Kirche soll schön aussehen!“
KiBa-Kirche des Monats Juni 2024 in Hitzacker
„Von den umliegenden Wiesen und Hügeln aus sieht man die Kirche, wenn man mit dem Boot auf der Elbe vorbeifährt, sieht man die Kirche – St. Johannis ist einfach ein Statement in Hitzacker!“, sagt Dirk Harney. Der 64-Jährige wohnt seit 2015 in der niedersächsischen, 3.800 Menschen beheimatenden kleinen Stadt. Hitzacker liegt zentral im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue am Elberadweg, der jährlich von Tausenden Radfahrern genutzt wird. Die St.-Johannis-Kirche, ein fester Teil jeder Stadtführung, gehört auch für Dirk Harney unbedingt dazu: „Sie ist sehenswert, sie ist ein Raum zum Wohlfühlen und sie gibt dem Ort Halt. Deswegen soll sie auch schön aussehen!“
Was dieser edle Wunsch – den Harney mit vielen anderen Bewohnerinnen und Bewohnern Hitzackers teilt – konkret bedeutet, weiß derzeit kaum jemand besser als er selbst. Denn er ist „sowas wie der Bauleiter“ des Sanierungsprojekts, mit dem die unter Denkmalschutz stehende Stadtkirche in Kürze umfassend restauriert werden soll. Er kennt die Risse im Mauerwerk und in der Decke, die geschlossen werden müssen; die Wände, die, innen wie außen, einen neuen Anstrich brauchen. Durch einen Sturmschaden ist Regenwasser in die Decke eingedrungen und hat Schäden verursacht, die bislang nur notdürftig repariert wurden. Auch alles, was in der Kirche aus Holz ist, insbesondere der Altar, das Orgelgehäuse, die Empore und die Säulen, haben eine fachgerechte Generalüberholung nötig. Und damit nicht genug: Die Elektroinstallation entspricht nicht mehr den Vorschriften, auch die Beleuchtung ist zu erneuern. Gern hätte man außerdem eine energiesparende und ökologische Heizungsanlage.
St. Johannis Hitzacker
St. Johannis Hitzacker
St. Johannis Hitzacker
St. Johannis Hitzacker
St. Johannis Hitzacker
St. Johannis Hitzacker
St. Johannis Hitzacker
Jede Menge Arbeit also für Handwerker, von denen schon jetzt einige ab und zu vorbeischauen, um sich im Kirchenraum umzutun und für ihre Angebote zu informieren. Mit Hilfe vieler Mitstreiter hat Dirk Harney die Kirche schon auf diesen Reparatur-Reigen vorbereitet und „zu achtzig Prozent“ leergeräumt. In rund zwei Monaten, hofft er, können die Arbeiten beginnen. Die Finanzierung für das Mammutprojekt steht. 855.000 Euro sind eingeplant. Die Stiftung KiBa unterstützt das Vorhaben mit 13.000 Euro – und natürlich engagieren sich auch die Menschen in Hitzacker selbst für ihre Kirche. Der freiwillige Kirchenbeitrag beispielsweise ist schon seit einigen Jahren der Sanierung gewidmet. Und das Wichtigste: Es gibt einen Förderverein mit beinahe 100 Mitgliedern, kirchlich engagierte wie auch die, die auf dem Papier nicht mehr an eine Kirche gebunden sind. Dirk Harney hat das Amt des stellvertretenden Vereinsvorsitzenden übernommen.
Ein wichtiges Pfund, mit dem der Förderverein in Hitzacker wuchern kann, ist die Musik. Rund als 25 Konzerte werden jährlich in St. Johannis gegeben. Besondere Highlights der klassischen Klangtradition sind zwei Festivals: Anfang August finden die „Sommerlichen Musiktage“ statt („Die gibt es schon seit 1946 und sind das älteste Kammermusikfestival Deutschlands“). Und im Frühjahr lockt die „Musikwoche Hitzacker“. Klar, dass der Verein genau an diesem Klangpunkt angesetzt, und viele Benefizkonzerte in St. Johannis veranstaltet hat. Dirk Harney ist sehr zufrieden mit dem Ertrag. Mehrere tausend Euro, sagt er, sind dadurch für die Kirche zusammengekommen. Weitere Einkünfte bringt derzeit außerdem das Kirchengestühl: Rund 250 knallrote Stühle werden abgegeben, an jeden, der Verwendung dafür hat. Wer kann, gibt auch dafür eine Spende. Die neue Bestuhlung in St. Johannis, sagt Harney, wird farblich etwas dezenter ausfallen. „Die roten Stühle hätten in das dem Originalzustand entsprechende Farbkonzept nicht mehr gepasst.“
St. Johannis ist eine von den besonders betagten Kirchenbauten in der Region: Das Gotteshaus wurde schon 1385 urkundlich erwähnt. Ursprünglich wurde es aus braunroten Backsteinen auf einem Fundament aus Findlingen im romanischen Stil erbaut. Erst in späteren Jahren bekamen die Mauern ihren Putz aus Zement und ihren cremeweißen Anstrich. 1668 brannte das Gebäude aus und wurde mithilfe des verbliebenen, alten Mauerwerks wieder aufgebaut. Anfang des 19. Jahrhunderts verwüsteten französische Truppen die Stadtkirche, die sie als Festung benutzten. Bei der anschließenden Wiederherstellung des Innenraumes entstanden die umlaufende Holzempore und der große Kanzelaltar mit vier freistehenden Säulen. Sie dominieren heute den schlichten Innenraum, der ansonsten geprägt ist von zwölf großen, farbigen Bleiglasfenstern mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament; sie wurden in den Jahren 1917 bis 1928 installiert.
Wie lang wird die Sanierung von der „alten Dame“ dauern? Dirk Harney möchte sich nicht festlegen. „Wir rechnen mit einer Sanierungsphase von etwa einem Jahr.“ Es dauert eben seine Zeit, bis so ein altehrwürdiges „Statement“ wieder in Schuss ist. „Und über Weihnachten können wir vielleicht einen Baustellen-Gottesdienste in der Kirche feiern.“