Sanierung eines geschichtsträchtigen Gebäudes
„KiBa-Kirche des Monats September 2020“ in Klitten
„Ihr grünen Blätter in den Wäldern,/ bewegt und regt euch doch mit mir;/
ihr schwanken Gräslein in den Feldern,/ ihr Blumen, laßt doch eure Zier /
zu Gottes Ruhm belebet sein / und stimmet lieblich mit mir ein!“
Sommer satt und Gotteslob – diese Verbindung ist zu allen Zeiten gern gezogen worden, so auch vor mehr als 300 Jahren von Johann Mentzer. Der fromme Dichter von Kirchenliedern ist heute noch durch sein Werk „O dass ich tausend Zungen hätte“ bekannt, das sich im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 330 findet und dessen dritte Strophe bestens auch zu diesem Spätsommer passt.
Doch nicht nur deshalb bilden die Verse von Johann Mentzer eine gute Einführung zur Beschreibung der „Kirche des Monats September 2020“ im sächsischen Klitten: Der Dichter ist tatsächlich in dieser Kirche getauft worden, 1658, dem Jahr seiner Geburt im Nachbardorf Jahmen. Damals hatte das aus Feldsteinen errichtete Gebäude in Klitten schon eine bewegte Geschichte hinter sich - und ereignisreiche Jahrzehnte vor sich.
Errichtet im Jahr 1222 mit der Gründung des kleinen Ortes war die Dorfkirche zunächst ungefähr so groß wie der jetzige Altarraum und wurde im Laufe der Jahre erweitert. 1587 erhielt sie ihre wertvollste Gabe: die Altarbilder aus der Werkstatt von Lukas Cranach d.J., die bis heute viele Bewunderer anlocken. Die Reformation erfasste Dorf und Kirche im Jahr 1606; später wurde das Gotteshaus barockisiert und galt „als eine der schönsten barocken Dorfkirchen Schlesiens“ – so jedenfalls heißt es in derDorfchronik. 1904 wurde das Gebäude erneut renoviert; der charakteristische Zwiebelturm war der letzte in der Region, dessen Haube 1934 noch mit Kupfer gedeckt werden durfte. Dann kam der Zweite Weltkrieg, zu dessen Ende die Dorfkirche im Februar 1945 bis auf die Grundmauern abbrannte. Dass die Cranach’schen Kunstwerke diesen Brand überdauert haben, ist dem beherzten Eingreifen des damaligen Pfarrers zu verdanken, der sie durchreisenden Schaustellern aus Bremen übergab. 1953 wurde das Gebäude wiederaufgebaut, die Altarbilder zurückgeholt und der Taufengel neu geschnitzt. Die beim Brand herabgefallenen Stahlgußglocken von 1922 waren nicht zerbrochen, sodass sie bis heute täglich läuten.
Dorfkirche Klitten
Dorfkirche Klitten
Dorfkirche Klitten
Dorfkirche Klitten
Dorfkirche Klitten
Dorfkirche Klitten
Ende der 1980er Jahre gerieten Kirche und Dorf erneut in Gefahr: Sie sollten dem Braunkohletagebau weichen. Die Gemeinde kämpfte mit allen Mitteln. Demonstrationen, Glockenläuten und „Beten für Klitten“-Briketts gehörten zum Repertoire der Engagierten. Mit Erfolg: 1990 kam die erleichternde Kunde, dass der Ort erhalten bleibt.
Nachdem die Dorfkirche Klitten in den vergangenen 30 Jahren von Gemeindemitgliedern erhalten und gepflegt wurde, ist es nun erneut Zeit für eine professionelle Sanierung: Zimmerarbeiten am Dachstuhl, eine neue Dachdeckung an Kirchenschiff, Chor, Sakristei und Anbau, die Sanierung von Rissen und die Auffrischung des Putzes einschließlich einer farblichen Rundum-Erneuerung: Die Liste der Notwendigkeiten ist lang. Rund 380.000 Euro werden dafür aufzuwenden sein. Die Stiftung KiBa fördert das Vorhaben in diesem Jahr mit 25.000 Euro.
Erhalten werden soll die Dorfkirche in erster Linie für Gottesdienste und für Konzerte, aber auch Touristen nehmen die meist offene Kirche zunehmend an. Johann Mentzer hätte sicher seine Freude daran, dass nicht nur seine Lieder, sondern auch seine Taufkirche weiterhin zu Gottes Lob erhalten und lebendig bleibt.