Alle für eine, eine für alle
„Kirche des Monats Mai 2024“ in Großröda
Tina Müller wurde in der Dorfkirche Großröda getauft, konfirmiert und getraut („Bei minus 10 Grad. Vor lauter Aufregung habe ich aber nicht gefroren!“). Das ist lange her, und doch ist sie der Kirche noch immer sehr verbunden. Inzwischen ist die 44-Jährige Gemeindekirchenratsvorsitzende in dem Kirchspiel, zu dem der kleine Ort im Altenburger Land (Thüringen) gehört. Damit fällt auch die anstehende Renovierung des neuromanischen Gebäudes mit dem dreistöckigen Westturm in Müllers Verantwortung. Anfang des Monats soll es losgehen, Gerüste an der Südfassade werden aufgebaut, erzählt sie. „Darüber sind wir sehr froh, denn wir haben zehn Jahre auf diesen Moment gewartet!“
Großröda, etwa 10 Kilometer von Altenburg gelegen, ist mehr als tausend Jahre alt und hieß zunächst wohl schlicht Röda („Rodiuue“). Seit 1121 soll der Ort zum Kloster zu Bosau gehört haben. Erst mit der Gründung von Kleinröda zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam Großröda zu seinem gewichtigen Präfix. Als ob sie diesem Gewicht verleihen wollte, ist auch die Dorfkirche von ungewöhnlicher Dimension: Mehr als 300 Menschen haben darin Platz. Das war nicht immer so: Ihre Vorgängerinnen hatten durchaus bescheidenere Maße. Die erste – eine Urkunde besagt, dass diese 1526 unter das Patronat des Klosters Bosau gehörte – brannte im Jahr 1632 vollkommen ab. Ihre Nachfolgerin stand bis 1863 im Dienst, dann wurde sie für zu klein befunden und 1863 durch das heutige Bauwerk ersetzt, das nun „alle der Größe wegen den ‚Dom von Großröda‘ nennen“, sagt Tina Müller lächelnd.
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Dorfkirche Großröda
Etwa 120 Menschen gehören zur Kirchengemeinde. Gut gefüllt ist der „Dom“ zu Konzerten, Konfirmationen und zur Weihnachtszeit. Und doch: Auch für die meisten der nicht-kirchlichen Bürgerinnen und Bürger von Großröda hat das Gotteshaus Bedeutung, ebenso wie für viele andere Menschen im Kirchspiel, sagt die Kirchenratsvorsitzende. „Das Krippenspiel zu Weihnachten zum Beispiel wird im Wesentlichen von Menschen organisiert, die nicht mehr in der Kirche sind.“
Und auch die Spenden, die für die Sanierung des Gebäudes zusammenkommen, sprechen eine klare Sprache. „Ob bei Spendenaufrufen oder wir einen Teil der Kollekte dafür einplanen“, meint Tina Müller. „Die Sanierung ist Dorfgespräch, und es läuft gut an. Manchmal bemerke ich Spenden erst, wenn ich auf den Kontoauszug schaue.“ Die Gulaschkanone der Freiwilligen Feuerwehr, die Märchenaufführung, das Rock- oder das Gospelkonzert – „man muss die Leute rankriegen“, sagt Müller und lacht: „Dafür bin ich die Richtige“. 152.000 Euro sind insgesamt einkalkuliert; die Stiftung KiBa gibt 5.000 Euro dazu.
Dass es „läuft“ in Großröda, liegt auch an dem „guten Ruf, den wir haben“, findet die Gemeindekirchenratsvorsitzende. Alle halten zusammen. Ein Beispiel? Jeden Abend läuten die Kirchenglocken im Dorf: ein Zeichen für die Kinder, nach Hause zu kommen – und ein Zeichen, dass Müllers Stellvertreter im Kirchenrat, Uwe Riedel, in Kirchennähe zu finden und offen für Gespräche ist. „Auch meine Telefonnummer haben alle“, berichtet Tina Müller, „jeder weiß, er oder sie kann anrufen, wenn etwas ist“. Für den Erhalt der Dorfkirche hätten sich die Menschen in Großröda „schon immer“ auch mit Eigenleistungen eingesetzt. „Dabei sind wir eine engagierte Gemeinschaft geworden.“