Dorfkirche Rossow im Kreis Ostprignitz-Ruppin
Dorfkirche Rossow im Kreis Ostprignitz-Ruppin

Kunstschatzbesitz verpflichtet

„KiBa-Kirche des Monats März 2019“ in Rossow

Zwei Besonderheiten verbinden sich mit der Dorfkirche im brandenburgischen Rossow, die die KiBa als „Kirche des Monats März 2019“ würdigt. Da ist zum einen ein ehemaliger Pfarrer: Aurel von Jüchen war von 1937 bis 1946 in der Ostprignitz tätig und engagierte sich als Mitglied der Bekennenden Kirche gegen rassistische Ausgrenzung. In der Reichspogromnacht verhinderte er zusammen mit Frauen aus dem Dorf, dass ein Haus in jüdischem Besitz niedergebrannt wurde. Ein ermutigendes Beispiel von Zivilcourage, auf das man stolz sein kann in Rossow.

Der einstige Wirkungsort von Jüchens zieht aber auch aus einem anderen Grund Aufmerksamkeit auf sich. „Viele Reisebusse fahren Besucher zur Kirche“, berichtet Pfarrer Berthold Schirge. Der Feldsteinbau, vor dem sie parken, stammt aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts. Wer ihn betritt, wird zunächst überrascht durch Malereien, die fast alle Wände im Inneren zieren. Sie stammen aus der Erbauungszeit der Kirche und zeigen einen Passionszyklus und viele Heiligengestalten; weibliche Heilige schmücken die Nordwand, männliche die Südwand - vermutlich deshalb, weil Männer und Frauen im Mittelalter getrennt in der Kirche saßen. Der eigentliche Grund für die Besucherneugier befindet sich aber vor der Westwand: ein mächtiger mittelalterlicher Schnitzaltar, wie er selten zu finden ist in Kirchengebäuden und noch seltener in Dorfkirchen. Das Eichenholz, aus dem er besteht, wurde Untersuchungen zufolge schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts geschlagen. Der Hauptschrein zeigt eine Kreuzigungsszene und darüber die Krönung der Maria, eingerahmt von den Figuren der zwölf Apostel. Die Malerei auf den Innenseiten der Altarflügel ist nur noch fragmentarisch erhalten, während die der Außenflügel, die Szenen aus dem Leben Jesu Christi zeigt, um 1400 erneuert wurde. Bis zur Reformation gehörte das Retabel vermutlich in den Havelberger Dom. Es wird angenommen, dass die Patronatsfamilie vom Rohr das Kunstwerk 1607 nach Rossow gebracht hat, um es vor Bilderstürmern zu bewahren.

Dorfkirche Rossow

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„Dieser kunsthistorisch bedeutsame Altar verpflichtet natürlich“, sagt Pfarrer Berthold Schirge mit Blick auf die derzeitige Sanierung der Kirche. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum man die Kirche in Schuss hält: „Das Dorf ist zwar klein, aber das geistliche Leben ist ausgeprägter als in manchem größeren Ort“, weiß der Pfarrer, der insgesamt 13 Dörfer betreut. Eine Religionslehrerin ist als Prädikantin tätig und lebt im Pfarrhaus, zwei andere Frauen engagieren sich als Lektorinnen - „Rossow ist gut versorgt“, meint Schirge. Auch in finanzieller Hinsicht mag das gelten: Die insgesamt rund 400.000 Euro, die für die Sanierung der Kirche aufzuwenden sind, kann die Gemeinde zum Teil durch die Verpachtung von Land erwirtschaften. Glück haben sie also in Rossow, aber tüchtig sind sie auch: Eine eigene Internetpräsenz, Sammlungen in Gottesdiensten, die Offenhaltung der Kirche im Sommer und die Ausbildung von Gemeindemitgliedern für Kirchenführungen - all dies kommt am Ende der Kirche zugute.

Nachdem die Sanierung des Holzfachwerkturms beendet ist, muss nun das Dach repariert und neu eingedeckt werden, die Mauerkrone und die Fassade sind instand zu setzen, auch der Hausschwamm setzt dem Bauwerk zu. Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Stiftung KiBa tut das ihre dazu, damit das gelingt. Sie stellt diesem Jahr 20.000 Euro zur Verfügung.