Mehr Farbe im Altarraum
„Kirche des Monats November 2019“ in Ebhausen
Schwarzes Beil auf gelbem Grund: Das Wappen der Gemeinde Ebhausen im Nordschwarzwald verweist auf handfeste Arbeit. Während es früher darum gegangen war zu zeigen, dass man das Wohngebiet erfolgreich dem Wald abgetrotzt hatte, kann man das Werkzeugwappen heute mit ein bisschen gutem Willen auf aktuelle Instandsetzungsarbeiten beziehen. Auch in dieser Hinsicht ist in Ebhausen Erfolg zu erkennen: Die Dorfkirche ist fertig saniert! Vor wenigen Wochen fand ihre feierliche Wiedereinweihung statt.
Erst im Januar hatten die Sanierungsarbeiten an Dach und Fassade des aus den Jahren 1860-62 stammenden Schiffs der neugotischen Saalkirche begonnen: Undichte Fugen im äußeren Mauerwerk wurden geschlossen, die Risse im Inneren ausgebessert, der Innenraum erhielt neuen Putz und Anstrich. „Wir sind sehr glücklich und erleichtert, dass alles so reibungslos gelaufen ist“, sagt Pfarrerin Magdalene Schüsselin.
Die Pfarrerin freut sich auch über einen „Bonus für die Gemeinde“, den es zusätzlich zur reinen Restaurierung gegeben hat: ein neues Beleuchtungskonzept im Chor, mit dem insbesondere der Altarraum farblich in Szene gesetzt werden kann. Die neue Beleuchtung ist mehr als eine Spielerei: Sie öffnet zusätzliche Möglichkeiten zur Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen in der großen Ebhausener Kirche, die für 600 Personen erbaut wurde. „Außerdem ist sie ein schön sichtbares Zeichen an die Gemeinde, dass hier viel passiert ist mit dem Geld.“
Dorfkirche Ebhausen
Dorfkirche Ebhausen
Dorfkirche Ebhausen
Dorfkirche Ebhausen
Dorfkirche Ebhausen
Dorfkirche Ebhausen
Geld war tatsächlich einiges vonnöten: Rund 580.000 Euro hat die Instandsetzung der „Kiba-Kirche des Monats November 2019“ gekostet. Die Stiftung stellte 10.000 Euro zur Verfügung. In Ebhausen fand sich ein Fundraising-Team zusammen, dessen Mitglieder Spenden einwarben und nebenbei für noch mehr Abwechslung im Gemeindeleben sorgten: Auf Festen und nach besonderen Gottesdiensten wurden Lose verkauft und selbst gebackene Brote aus dem Holzofen, es gab Benefizkonzerte und Kirchenkabarett. Besonders gern erinnert sich Magdalene Schüsselin an einen „Gala-Abend“: „Gekocht hatte mit Hilfe des Fundraisingteams ein Pfarrerskollege, der gleichzeitig eine Ausbildung zum Koch hat, geladen war die gesamte Gemeinde vom Bürgermeister bis zu den Handwerkern, die hier gearbeitet haben. Jeder hat sein Essen bezahlt und noch eine Spende dazugegeben“.
Die Kirche zu Ebhausen mit ihrem massigen Turm ist das Wahrzeichen des mit knapp 5000 Menschen belebten Ortes. Das jetzige Gebäude ist der vierte Kirchenbau an diesem Platz. Es begann mit einer kleinen Kapelle in den Jahren 600/700 v. Chr., die als Niederlassung des ersten Missionars in der Gegend diente. Hatte dieser sich noch um das Seelenheil einer kleinen Schar von zwei alemannischen Sippen gekümmert, wuchs die Bevölkerung im Laufe der Jahre deutlich an, sodass nach rund 200 Jahren ein größeres Gotteshaus erforderlich wurde. Von Ebhausen wurde die Missionierung in Richtung Schwarzwald vorangetrieben; um 1489 war die (inzwischen dritte) Kirche die größte ihrer Art in der Region und geistliches Zentrum für 21 Dörfer, Weiler und Gehöfte. Alle Taufen, Hochzeiten und Bestattungen fanden in Ebhausen statt.
Das heute älteste Bauwerk im Ort ist der Kirchturm, der um 1350 als Wehrturm zum Schutz vor Überfällen errichtet wurde. Zunächst an das vorhandene (zweite) Kirchengebäude am Platz angebaut, wurde dem Turm im Jahr 1455 die dritte Kirche, der Vorgängerbau des heutigen Gebäudes hinzugefügt. Er beherbergt vier Glocken, von denen eine sogar noch älter ist als der Turm – sie wird auf die Zeit zwischen 1230 und 1250 datiert – und sich damit die älteste noch läutende Glocke in Württemberg nennen darf.