Erlöserkirche Bad Homburg
Erlöserkirche Bad Homburg

Musterbeispiel wilhelminischer Kirchenbaukunst erhält ein neues Dach

Bad Homburger Erlöserkirche ist KiBa-„Kirche des Monats April 2019“

„Dieses Gebäude gibt Kraft, es trägt den Gottesdienst mit“, sagt Astrid Bender. Die Pfarrerin fühlt sich bei ihren Predigten unterstützt durch „ihre“ große Kirche, die Erlöserkirche im hessischen Bad Homburg. Äußerlich erinnert das imposante Gebäude mit den vier rautenbehelmten Türmen an rheinische Gotteshäuser, im Inneren sind Stilmittel der byzantinischen Kunst prägend; insbesondere das goldene Christus-Mosaik in der Apsis-Kuppel erinnert an die Hagia Sofia in Istanbul. In Anlehnung an orthodoxe Traditionen steht der auferstandene Christus im Mittelpunkt der Gestaltung der Erlöserkirche. Astrid Bender findet sich hier als „verbunden mit den Hauptorten des Christentums, Jerusalem und Konstantinopel“. Bauherr und Initiator der Erlöserkirche war Kaiser Wilhelm II. Die Pfarrerin glaubt, „dass er eine ‚Kaiser Konstantin-Gedächtniskirche‘ erbauen wollte, weil er sich als Nachfolger des großen christlichen Herrschers sah“.

Im Jahr 1908 als Stadt- und Residenzkirche eingeweiht, befindet sich die Erlöserkirche in unmittelbarer Nähe zum Bad Homburger Schloss und ist fußläufig mit der Innenstadt verbunden. Entworfen wurde der enorme Bau durch den Architekten und preußischen Baubeamten Max Spitta, nach dessen Tod übernahm sein Kollege Franz Schwechten die Planung und Umsetzung. Offizielle Patronin war Kaiserin Auguste Victoria. Heute ist die Kirche das weltweit am besten erhaltene Zeugnis des „Kirchenprogramms“ Wilhelms II.

Erlöserkirche Bad Homburg

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Doch auch an diesem kaiserlichen Kunstwerk geht die Zeit nicht spurlos vorüber. Vor zwei Jahren wurden umfangreiche Schäden am Dach entdeckt. Nach den diesjährigen Ostergottesdiensten wird die Erlöserkirche daher für Sanierungsarbeiten geschlossen. Kleinere Veranstaltungen können dann in der Unterkirche stattfinden, für größere wie die diesjährigen Konfirmationsgottesdienste darf die Gemeinde auf die katholische St. Marien-Kirche ausweichen. Astrid Bender, die seit 18 Jahren in Bad Homburg tätig ist, freut sich sehr über diese Möglichkeit: „Die in hier praktizierte Ökumene ist einfach großartig.“

Mehr als eine Million Euro wird die Reparatur des riesigen Kirchendaches kosten. Die Stiftung KiBa stellt 15.000 Euro dafür zur Verfügung. Und der finanzielle Eigenanteil? „Der Raum stiftet die Menschen an“, betont die Pfarrerin mit Blick auf das Engagement in der Gemeinde. Eine hohe Spendensumme hat das Benefizkonzert gebracht, für das Bach-, Gospel- und Kammerchor Ende März gemeinsam eingeladen hatten. Begeistert ist Astrid Bender auch von dem Projekt der „Zeitkapseln“. 123 dieser silbernen Kapseln können für je 990 Euro erworben und befüllt werden. „Da können sich die Leute zusammentun. Vereine, Parteien, Kita-Eltern… die Kinder können Bilder malen und Briefe schreiben. Jeder kann sich überlegen: Was wollen wir den Menschen sagen, die in vielen Jahren diese Kapseln öffnen?“ Die Kirchengemeinde wird alle Kapseln zusammen in einer Box sicher im Dach verwahren. „Vielleicht machen diejenigen, die die Kapseln bei der nächsten Dacherneuerung öffnen, aus den Inhalten eine Ausstellung und verwenden die Behälter anschließend wieder“, hofft Astrid Bender. Sobald das Gerüst an der Kirche steht, wird ein Banner für die das Projekt Zeitkapseln werben.

Beendet sein sollen die Sanierungsarbeiten im letzten Quartal des Jahres. „Hoffentlich kommen uns keine großen Stürme in die Quere“. Die Pfarrerin hat einen festen Plan: „Zum Erntedank werden wir in jedem Fall alle Handwerker und Helfer in die Kirche einladen und ein großes Fest feiern.“