Dorfkirche Wismar (Brandenburg)
Dorfkirche Wismar (Brandenburg)

„Sanierung ist ein Zeichen, dass es weitergeht“

KiBa-Kirche des Monats Juli 2020 in Wismar

Das mit der Turmuhr ist schon eine Weile her. Aber es hat gezeigt, wie wichtig die Dorfkirche in Wismar den Menschen ist: Die Uhr lief seit den 70er Jahren nicht mehr, das hölzerne Ziffernblatt bröselte. „Ein handwerklich begabter Wismarer nahm sich der Sache an“, erinnert sich Pfarrer Hojczyk. „Er schaffte es, ein Ziffernblatt aus Metall dort oben anzubringen, das genau so aussah, wie es früher einmal ausgesehen haben muss. Dann gelange es ihm sogar, die Uhr noch in Gang zu setzen“. Gefiebert hätten die Wismarer damals: Läuft sie, bleibt sie stehen? Spenden wurden für das Projekt gesammelt. „Als irgendwann klar war, dass die Uhr keine mechanische, sondern eine Funkuhr werden würde, war man hier schon traurig. Aber es überwiegt bis heute der Stolz, eine funktionierende Kirchturmuhr zu haben.“

Fast schon so etwas wie „Kirchensanierungsroutine“ hat sich in dem uckermärkischen 120-Seelen-Dorf entwickelt, dessen Kirchengemeinde seit ein paar Jahren zur Gemeinde der Stadt Strasburg gehört: Nachdem die Ostseite und der Westturm des Kirchleins restauriert sind, ist nun das Dach an der Reihe. „Wir haben schon im Frühjahr angefangen, da gibt es bei den Handwerkern immer noch gut Kapazitäten“, erklärt der Pfarrer. Es geht sichtbar voran: Das Gerüst steht, das Dach ist abgedeckt, die Zimmerleute tauschen schadhafte Balken aus. Knapp 300.000 Euro wird dieser Bauabschnitt kosten, die Stiftung KiBa stellt in diesem Jahr erneut 10.000 Euro zur Verfügung. 
 

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

Dorfkirche Wismar (Uckermark)

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Die Dorfkirche Wismar stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Feldsteinbau wurde im Jahr 1825 um einen dreigeschossigen Westturm mit quadratischem Fachwerkobergeschoss und Laterne sowie um eine Vorhalle im Süden erweitert. Den Innenraum dominiert ein farbenprächtiger barocker Kanzelaltar von 1741; ursprünglich stand dieser in der Fachwerkkirche im benachbarten Dorf Schwarzensee, die 1964 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Da der Wismarer Altar vom Holzwurm befallen war, freut man sich seitdem über den reich verzierten "Ersatz".

Charakteristisch ist auch der Taufengel, der vor dem Kanzelaltar hängt, aber zum ursprünglichen Inventar gehört. Im Jahr 1788 kaufte die Kirchengemeinde die 1,43 m große Figur mit einem Lorbeerkranz in den Händen für 40 Reichstaler. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie an das Uckermärkische Museum in Prenzlau abgegeben. In den 60er Jahren kehrte der Engel in die Wismarer Kirche zurück, wurde über der Orgelempore aufgehängt - und stürzte ab. Erst seit zehn Jahren ist er wieder intakt und wacht schwebend über alle Taufen und Gottesdienste. Auch wenn der Blick auf das unfertige Gotteshaus in Wismar inzwischen zur Gewohnheit geworden ist: Auf das Ende der Bauphase freuen sich alle, weiß der Pfarrer. "Das Gebäude gehört seit mehr als 750 Jahren zum Leben der Menschen hier. Viele Erinnerungen hängen daran. Es gibt Familien, die über Generationen den Küsterdienst versehen haben", sagt Manfred Hojczyk. Beliebt ist das kleine Gotteshaus aber auch bei den Städtern im nahen Strasburg. Sie kommen gern zu Taufen, Trauungen oder auch am Heiligen Abend nach Wismar. "Dann haben wir auch hier eine schöne volle Kirche".

Absehbar ist das Ende der Arbeiten allerdings noch nicht: Nach dem Dach wird auch die barocke Südvorhalle noch zu restaurieren sein. "Aber das Gebäude ist durch die Instandsetzung wieder in das Bewusstsein der Dorfbewohner gerückt", meint Pfarrer Hojczyk. "Und eine sanierte Kirche ist nicht nur schön, sondern auch ein Zeichen, dass es weitergeht mit dem kirchlichen Leben."