St. Trinitatis soll mit zeitgenössischer Glaskunst zur „Lichtung“ werden
„KiBa-Kirche des Monats Februar 2019“ in Eichholz
Sie waren ganz kurz vor dem großen Gewinn: Sehr knapp verloren die Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Eichholz 2015 im Finale der „Mach dich ran“-Fernsehshow, bei der KiBa-Fördergelder von insgesamt 400.000 Euro zu gewinnen waren. „Wir waren sehr dankbar für die 125.000 Euro Preisgeld von der Stiftung KiBa“, betont Pfarrer Albrecht Lindemann. Mit dem Geld konnte die Apsis der St. Trinitatiskirche in dem anhaltischen Ort saniert werden. Ganz wichtig auch: Die Unterstützung für das Projekt im Ort wurde deutlich belebt - und zwar nachhaltig. „Die Sanierung ist ein großes Gemeinschaftsprojekt geworden, von dem nun auch die Zweifler überzeugt sind.“
Inzwischen wird das Dach der aus dem 12. Jahrhundert stammenden, aus Feldstein erbauten „Kirche des Monats Februar 2019“ gedeckt, danach sollen im Zuge der Innensanierung von Wänden und Dach zwei Fenster des berühmten Glaskünstlers Johannes Schreiter ihre Heimat in St. Trinitatis finden. Denn: „Wir haben uns entschieden, nicht bloß zu sanieren, sondern auch zu gestalten und der kommenden Generation einen besonderen Kirchraum zu hinterlassen.“ Die Gemeinde beteiligt sich mit dieser Aktion an dem regionalen Projekt „Lichtungen“, das zeitgenössische Glaskunst in Kirchen etablieren, und damit auch deren Attraktivität für Touristen steigern soll. Gehen die Pläne auf, dann wird St. Trinitatis, schon heute dauerhaft geöffnet, im kommenden Jahr eine beachtliche Station auf dem Elberadwanderweg und dem Lutherweg sein.
St. Trinitatis Eichholz
St. Trinitatis Eichholz
St. Trinitatis Eichholz
St. Trinitatis Eichholz
St. Trinitatis Eichholz
St. Trinitatis Eichholz
Noch aber ist viel zu schaffen: Die Verkleidung der Apsis mit Natursteinen, die Verfugung des Mauerwerks, die Erneuerung des Gestühls, Holzschutzarbeiten am Turm. Die noch vermauerte bauzeitliche Tür im Süden soll zum barrierefreien Zugang umgestaltet werden, und auch die sechs Fenster im Kirchenschiff müssen ersetzt werden. Am liebsten wären den Eichholzern natürlich auch hier wieder kunstvolle Schreiter-Fenster, verrät Albrecht Lindemann, „aber das geht natürlich nur, wenn das Geld nach allem Notwendigen noch reicht“. Mit Hilfe eines Bildhauers sollen außerdem Teile des originalen Dachstuhls aus Eichenholz („Die Eichen wurden den Jahren 1178/79 gefällt!“) für den neuen Altar, das neue Kreuz und die Kanzel verwendet werden. Rund 650.000 Euro sind für die Sanierung insgesamt veranschlagt; die Stiftung KiBa hat sich für eine erneute Förderung des aktuellen dritten Bauabschnitts entschieden und stellt 10.000 Euro zur Verfügung.
Natürlich ist auch die Gemeinde selbst nicht untätig. Edelste Objekte der Spendenakquise sind ohne Zweifel die Eichholz-Schreiber, die in aufwändiger Handarbeit von einer regionalen Schreibwarenmanufaktur aus dem Holz der historischen Dachbalken gefertigt wurden. Jeder siebte Euro der Schreibgeräte kommt in den Spendentopf für die Kirche. Ein Exemplar ist inzwischen im Besitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der den Schreiber bei seinem Antrittsbesuch in Sachsen-Anhalt von der Landtagspräsidentin geschenkt bekam.
Geld gesammelt wird außerdem bei großen Dorffesten. Beim „Café auf der Koppel“ oder „Advent auf der Koppel“, zu denen Menschen von allen umliegenden Orten kommen, werden stets 40 bis 50 Kuchen verkauft, schätzt der Pfarrer. Die Erlöse im vierstelligen Bereich kommen als Spenden der Kirchensanierung zugute. Inzwischen ist das Angebot erweitert; es gibt auch das „Kino auf der Koppel“, geplant sind außerdem ein „Rock auf der Koppel - Spezial“ zu „50 Jahre Woodstock“ und das vierte Open-Air-Krippenspiel im Advent. Die finanzielle Unterstützung der Kirchenrestaurierung ist damit weiter auf gutem Weg: „Wenn hier etwas los ist, ist das für viele interessant“, weiß Albrecht Lindemann.
In diesem Sinne nutzt der Theologe die Zeit der Schließung von St. Trinitatis auch, um „Impulse für das gottesdienstliche Leben“ zu sammeln. Im vergangenen Jahr hat er den Weihnachtsgottesdienst in eine örtliche Kneipe verlegt. „Der Wirt hat uns eine Herberge gegeben“, schmunzelt er, „und wir hatten einen Besucherrekord“. Dieses Interesse möchte er natürlich halten. In diesem Jahr, da ist Albrecht Lindemann sicher, wird er die Weihnachtspredigt jedenfalls endlich wieder in St. Trinitatis halten können.