Biografie als Schatztruhe
Ewald Arenz: Der Erhalt von Kirchen ist mir ein Herzensanliegen
Der Schriftsteller und Lehrer Ewald Arenz stört sich nicht daran, in Interviews als Pfarrerssohn vorgestellt zu werden. Im Gegenteil, der vielfach ausgezeichnete Bestsellerautor schöpft seine Geschichten aus seinem biografischen Hintergrund mit einem Vater, den er cool fand, und der gelebten „Familienwärme“. Und er singt gern in leeren Kirchen.
Vielleicht ist es der Lehrer in Ewald Arenz, der den Schriftsteller so entspannt wirken lässt, wenn er gefragt ist und Antworten geben muss. Trotz Lesereise für seinen neuen Roman und vielen Interviews wirkt er neugierig. Er nimmt die Schiebermütze vom Kopf, bestellt einen Aperol Spritz, lehnt sich im Caféstuhl zurück und blinzelt in die Herbstsonne. Arenz, stilvoll gekleidet mit Fliege und Einstecktuch, genießt.
Der 58Jährige wird oft als „der Pfarrerssohn Ewald Arenz“ vorgestellt, als sei dies eine Art Doktortitel. Und das, obwohl er Bestsellerautor ist, Englisch und Geschichte an einem Nürnberger Gymnasium unterrichtet, drei erwachsene Kinder und schon Enkel hat. Arenz schmunzelt. „So wissen die Leute wenigstens, dass ich einen gewissen Hintergrund habe“, konstatiert er. Es könne gut möglich sein, dass er die großen Themen Liebe, Familie, Tod und Freundschaft aufgrund seiner Biografie in seinen Geschichten verhandele. „Man wird nicht einfach so Schriftsteller. Ich war auch ein unruhiger Schüler, wütend wie meine Protagonistin Sally in meinem Roman ,Alte Sorten‘“, sagt Arenz. Wut empfinde er heutzutage vor allem angesichts sozialer Ungerechtigkeit.
Seine Erzählfreude ist zu spüren, wenn er von seiner Kindheit und Jugend mit sechs Geschwistern in einem fränkischen Dorf und später in Fürth redet. „Es war nie eng oder rigid bei uns. Im Gegenteil. Mein Vater war ein ungewöhnlicher Pfarrer, ein Suchender im positiven Sinne.“ Die Mutter habe ihn die Liebe zur Literatur gelehrt. Den aktuellen Roman „Zwei Leben“, in dem eine Pfarrersfrau eine Hauptrolle spielt, habe er auch ein bisschen für sie geschrieben, die viel für Gleichberechtigung gekämpft habe.
Arenz, der 35 Cousins und Cousinen hat, spricht von „Familienwärme“, wenn er umschreibt, was für ihn Familie ausmache, nämlich „einander helfen und unterstützen, wofür man aber auch etwas tun muss“. Von seiner Frau lebt er getrennt, doch bis vor kurzem Haustür an Haustür wegen der Kinder. „Wir sind zwar kein gutes Ehepaar, aber eine sehr gute Familie.“
Arenz, der neben Romanen auch Musicaltexte und Kolumnen für Zeitungen schreibt, benutzt das Wort Arbeit für sein Schreiben ebenso wie für das Lernen seiner Schülerinnen und Schüler, das nicht immer nur Spaß bringen könne, und auch für die Kirche: „Glaube bedeutet auch Arbeit, kann unbequem sein und ist eben kein Lifestyleprodukt. Kirche kann nur Halt geben, wenn sie dasteht wie ein festes Bauwerk.“ Der Schriftsteller lächelt und in diesem Moment kann man sich ihn als Lehrer vorstellen, der mit seinen Schülern auf Augenhöhe diskutiert und daran Freude hat. Augenzwinkernd sagt er noch: „Ich habe ein völlig ungebrochenes Verhältnis zu Kirchen, sie sind kulturelle Schatztruhen, deren Erhalt ein Herzensanliegen für mich ist. Egal, in welcher Stadt ich bin, ich besuche immer eine Kirche. Wenn sie leer ist, singe ich auch schon mal ein Lied.“
Von Katrin Wienefeld
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