Thomas Kuzio
Thomas Kuzio

Eine bodenständige Lichtgestalt

Thomas Kuzio ist einer der bedeutendsten deutschen Glasmaler der Gegenwart

Bekannt wurde er durch Buntglasfenster für Kirchen. Eine Nische der bildenden Künste, wie er selbst meint. Wer seine Werke angesehen hat, vergisst sie nicht mehr, denn sie sind unverwechselbar und berührend. Ein Atelierbesuch in Vorpommern

Am Ende der Straße (oder ist es der Anfang? Die Hausnummer ist jedenfalls die Eins) liegt ein kleines Gehöft auf einer Anhöhe, umgeben von Bäumen bei einem Teich inmitten von Feldern. Klingt märchenhaft? So wirkt das Domizil von Thomas Kuzio am Rand der mecklenburgischen Eiszeitlandschaft tatsächlich. Der 58­Jährige gilt unter Kunstexperten inzwischen als einer der bedeutendsten deutschen Glasmaler der Gegenwart.

Irgendwelche Anzeichen von Dünkel, Spleen oder Attitüde sucht man bei dem groß gewachsenen Mann, der an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Glasgestaltung studierte, indes vergeblich. Thomas Kuzio ist von sanftem, offenem Wesen mit - was Wunder bei einem Maler - wachen Augen. Frankfurt, Greifswald, Hannover, Mönchengladbach, Naumburg, Neubrandenburg: Seine Arbeiten sind breit gestreut in Domen oder Dorfkirchen zu finden.

"Ich will mich keinen formalen Einschränkungen hingeben. Es muss immer mein Entwurf sein, der so, wie er zu Ende gedacht ist, auch ausgeführt wird."

Thomas Kuzio

Der Coup des Jahres 2017 findet im Ulmer Münster statt: "Ich mag Aufgabenstellungen, die so richtig kompliziert sind, wo es um echte Herausforderungen geht", bekennt der Künstler. Hier hat sich die Glaskünstlerikone Johannes Schreiter mit zwei Fenstern verewigt. Doch die wirkten bislang wenig in den Raum eingebunden und isoliert von ihrer gläsernen Nachbarschaft. Thomas Kuzio ertüftelte einen Anschluss: Die Ansicht ist immer noch spannungsvoll, doch ohne harte Brüche und mit plausiblen farblichen Übergängen. Er überzeugte die Jury und wird schon bald wohl Menschen aus aller Welt begeistern.

Ein "Kuzio" trägt seine unverwechselbare Handschrift: "Ich will mich keinen formalen Einschränkungen hingeben. Es muss immer mein Entwurf sein, der so, wie er zu Ende gedacht ist, auch ausgeführt wird." Und doch ordnet sich das Werk in den jeweiligen Raum ein und dem Kontext unter: "Meine Freiheit in der Gestaltung entwickelt sich da am stärksten, wo sie durch die Bedingungen der Umgebung beschränkt wird." Kuzio-Fenster sind also mit einer Dosis Demut geschaffen und funktionieren nur an diesem einen Ort richtig. Wie aber entstehen die Preziosen? "Wenn ich eine Anfrage bekomme, dann fahre ich zuallererst in die Kirche", verrät er. "Als Erstes nehme ich das Licht in mich auf; es kann die Architektur feiern oder - meist durch Überblendung - ihre Aussage mindern oder zerstören. Dann lasse ich den Raum auf mich wirken, die Farben, schließlich die Elemente, die die Atmosphäre der Kirche ausmachen." Die Entwürfe von Thomas Kuzio sind hochkomplex. Auf den ersten Blick verraten sie Ordnung, die Rahmungen und Gliederungen zitiert oder Farbverläufe zeigt. Je länger man hinsieht, des to mehr entdeckt man: Reminiszenzen an die Ausmalung der Kirche, Nachbarfenster oder Ausstattungsstücke.

Ein paar Dörfer vom Atelier des Glasgestalters entfernt liegt die Kirche von Verchen. Hier wurde Thomas Kuzio getauft. Nun zieren vier Fenster von ihm den Eingangsbereich. Nicht groß, aber sehr wirkungsvoll. "Das kleine Projekt macht oft mehr Kopfzerbrechen als die große Kirche", gesteht er. Möglich wurde das Werk durch die Dr.­Weisbrod­Russ-Stiftung in der Stiftung KiBa. Mit Freude entsinnt sich der einstige Täufling des Einweihungsgottesdienstes mit den Stiftern.

Thomas Rheindorf

Sie hat als Spielerin im Fußball nahezu alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Jetzt will sie als Bundestrainerin nach der Europameisterschaft greifen. Wirklich wichtig für sie sind ihre Frau, ihre Familie und der, der auf alle aufpasst. Eine Einheit mit Steffi Jones

Ein grauer, böiger Vormittag, ein Sportplatz. Kein Ort, wo selbst eingefleischte Sportenthusiasten jetzt verweilen wollten. Doch sogar im Nieselregen, wetterfest in Trainingsklamotten eingepackt, die Kapuze tief in der Stirn, leuchten die Augen noch: Steffi Jones ist in ihrem Element, schließlich gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Hütchen stehen im trostlosen Grau herum, Stangen und Pappkameraden, die gar nicht von Pappe sind, jede Menge Bälle liegen verstreut. Dazwischen führt ein Trupp junger Frauen eine Art wilder Choreografie auf dem nassen Rasen auf. Sie tanzen buchstäblich nach der Pfeife ihrer Trainerin. Die spürbare Autorität der athletischen, 1,80 Meter großen Frau entspringt dem ruhigen Selbstvertrauen, eine eigene Idee davon zu haben, wo sie mit dem Frauenfußball hin will, und wie sie dahin kommt.

Was Thomas Edison einstmals anmerkte, gilt auch für Steffi Jones: Sind 99 Prozent des Erfolgs Mühe, Arbeit und Training, macht das eine Prozent Inspiration den Unterschied aus zwischen beachtlich und genial. Und wenn eine Sportlerin im Fußball mit dem Beinamen „Kaiserin“ geadelt wird, dann drückt sich darin die Anerkennung der Überragenden aus. Menschen mit Hang zu Vorurteil und Aversion fanden bei der 44-Jährigen reichlich Stoff: Dunkler Teint, schwarze Locken, seit 2014 mit Ehefrau Nicole verheiratet und dazu betreibt sie des Deutschen Lieblingssport – Achtung! – mit Frauen. Heute ist Steffi Jones dem Milieu bierdunstiger Herrenwitzstammtische weit enteilt, doch der Weg war kein Boulevard auf der Sonnenseite des Lebens.

Als Kind einer Deutschen und eines schwarzen US-Soldaten erblickte sie 1972 das Licht der Welt: Da war Damenfußball beim offiziellen Verband in Deutschland noch verboten. Als Vierjährige begann sie, Fußball auf der Straße zu spielen – als Torpfosten für ihre Brüder, wie sie heute gerne mit ihrem entwaffnenden Grinsen erzählt. Ihr Weg vom Frankfurter Problemviertel Bonames in die DFB-Zentrale war lang und kurvig, ist aber gespickt mit nationalen und internationalen Titeln, die die Sportlerin zu einer der erfolgreichsten des Landes machen. Doch das ist nur die eine Seite: „Bei uns lief es eigentlich nie so richtig nach Plan. Meine Familiengeschichte war verworren und voller Tragödien“, sagt die Fußballerin und verweist auf das Schicksal ihres im Irakkrieg schwerst verwundeten Bruders als Beispiel. „Ich bin aber überzeugt davon, dass ich meine Karriere gerade wegen der widrigen Umstände starten konnte.“

Was sie denn am besten könne, wurde Steffi Jones einmal in einem Interview gefragt – wohl in Erwartung einschlägiger Ausführungen zu Technik und Strategie. „Mich für andere Menschen einsetzen“, ist in der Welt des Selbstmarketings eine verblüffende Antwort. Doch genau so ist es: Steffi Jones ist gerne Schirmherrin, gerade wenn es um Kinder geht, etwa bei „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ oder dem EKD-KonfiCup. Dieses Dasein für andere, dieses Mutmachen und Motivieren ist Ausdruck einer Dankbarkeit, die sie bei dem verspürt, was sie geworden ist: „Ich weiß, dass es jemanden gibt, der auf mich und meine Familie aufpasst.“

Thomas Rheindorf

Dieser Artikel erschien zuerst im Stifungsrundbrief "KiBa aktuell". Den können Sie auch kostenlos abonnieren, vier Mal im Jahr kommt er dann zu Ihnen ins Haus. Interesse? Dann melden Sie sich im Stiftunsgbüro - per Telefon, Post, oder E-Mail.