Turmsanierung an der Dorfkirche Granzow (Brandenburg)
Turmsanierung an der Dorfkirche Granzow (Brandenburg)

Sanierung in Granzow

Arbeiten am Turm der Dorfkirche sind abgeschlossen

Granzow ist ein Ortsteil der Gemeinde Gumtow im brandenburgischen Kreis Prignitz. Keine 150 Einwohner leben hier, es ist eine ruhige und landschaftliche reizvolle Gegend. Das Dorf bildet gewissermaßen den Übergang zwischen Landschafts- und Siedlungsraum. Die Gegend ist zwar vom Menschen geformt, aber die Natur ist weitgehend unberührt.

Hier steht eine schmucke Feldsteinkirche, die dicken Mauern mit ihren mächtigen Abstützungen verleihen ihr ein trutziges Aussehen. Erbaut wurde das Gotteshaus um 1300, die Art und Weise, wie die Steine im Mauerwerk noch heute liegen, stützen die Datierung. Ein gewisser Henricus Granzowe wird 1314 erwähnt. Markgraf Ludwig schenkte dem Havelberger Domkapitel im Jahr 1344 die Rechte am Dorf Gransowe und weiteren Orten. Vermutlich leitet sich der Name aus dem Slawischen ab – eine „am Sumpf gelegene Siedlung“. 1753 wurde der verschieferte Turm an das Kirchenschiff gesetzt. Die neugotische Südvorhalle ist aus Backstein gemauert. Im Inneren stehen ein barocker Kanzelaltar von 1700, dessen polygonaler Korb von korinthischen Säulen und kräftigen Akanthuswangen gerahmt ist. Ein Grabstein der Familie Plato stammt aus dem Jahr 1665. Albrecht Hollenbach aus Neuruppin erbaute 1888 die Orgel.

2022 begann man mit dem ersten Bauabschnitt der Turmsanierung. Die Stiftung KiBa hatte damals 15.000 Euro beigesteuert. Der Löwenanteil konnte aus Mitteln des Denkmalschutz-Sonderprogramms X der Bundesregierung bezahlt werden. Auch den zweiten Bauabschnitt ab 2023 hat die KiBa gefördert – und aus dieser Zeit stammt auch der eingangs erwähnte „Schreckenssatz“ zum Zustand der Dachkonstruktion. Der wichtigste Partner im zweiten Bauabschnitt war die EU im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum in Brandenburg und Berlin mit dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Dorfkirche Granzow in Brandenburg

Dorfkirche Granzow in Brandenburg

Turmlaterne vor der Sanierung

Turmlaterne vor der Sanierung

Zustand der Turmkonstruktion, Pilzbefall an der Westseite

Zustand der Turmkonstruktion, Pilzbefall an der Westseite

Zustand des Traufgesimsen nach der Abnahme der Schieferverkleidung

Zustand des Traufgesimsen nach der Abnahme der Schieferverkleidung

Profiliertes Blockgesims während der Sanierung

Profiliertes Blockgesims während der Sanierung

Turmdachkonstruktion während der Sanierung

Turmdachkonstruktion während der Sanierung

Kupferanschlüsse bei der Schieferdeckung

Kupferanschlüsse bei der Schieferdeckung

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Die Konstruktionshölzer auf der Wetterseite im Westen waren besonders stark von Schäden betroffen. Regenwasser war über Fugen und Stöße der damals vorhandenen Schalbretter bis in eigentliche Konstruktion eingedrungen. Weil die Schalung dicht und flächig anlag, konnten die Holzbauteile darunter nur oberflächlich trocknen. Die Staunässe führte in den verdeckten Bereichen unweigerlich zu Nass- und Braunfäule. Die Krux: optisch äußerlich noch in guten Zustand erscheinende Hölzer lassen eine Schädigung oftmals erst spät oder gar nicht erkennen. Im schlimmsten Fall kann die Statik der Konstruktion nachgeben.

Darüber hinaus gab es partiell geschädigte und lose Schindeln, außerdem fehlte bei der Verschieferung von Turmschaft und Laterne eine Dichtungsebene zwischen Deckung und Vollschalung. An der Turmschulter waren Zementpfannen verbaut, die über die Zeit undicht geworden waren.

Nach der Einrüstung des Turms und der Schadensaufnahme konnte man mit statisch-konstruktiven Ertüchtigung des hölzernen Tragwerks beginnen. Die Holzgesimse wurden saniert,  Unterkonstruktion und Verschalung erneuert und die Schieferverkleidung des Turms mit altem und neuem Material instandgesetzt. Die Turmschulter wurde mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckt und die Dachtraufe erneuert.