Marienkirche Gera-Untermhaus (Thüringen)
Marienkirche Gera-Untermhaus (Thüringen)

Vorletzter Bauabschnitt fertiggestellt

Fassadensanierung an der Marienkirche Gera-Untermhaus macht gute Fortschritte

Die spätgotische Marienkirche steht höchst fotogen in Gera-Untermhaus nahe der Untermhäuser Brücke über die Weiße Elster. Direkt neben der Kirche liegt das Geburtshaus des Malers Otto Dix. Aktuell wird an der Kirche eine komplexe Fassadensanierung durchgeführt – jetzt ist der dritte von insgesamt vier Bauabschnitten fertig geworden.

Ein Blick in die Geschichte

Der Bau der Marienkirche ist um 1440 datiert. Der Altarraum ist älter und soll bereits 1193 errichtet worden sein, was ihn zu einem der ältesten Kirchbauten der Region machen würde. Im Inneren der Kirche befindet sich ein spätgotischer Altar aus der Zeit um 1443, der von den Familien Kudorf und Waltheym gestiftet wurde.

Bis 1736 war die Marienkirche eine Filialkirche der Pfarrei Gera. Zwischen 1802 und 1854 wurde sie zusätzlich als Garnisonskirche für das reußische Militär genutzt. Das starke Bevölkerungswachstum in Untermhaus im 19. Jhd. machte 1882 eine Erweiterung nach Westen notwendig. Im gleichen Zug wurden an der Westfassade zwei kleine, neugotische Türme angebaut. Damit erhielt das Gotteshaus seine heutige historistisch-neogotische Gestalt. Die Orgel wurde 1894 installiert und 1930 von der Firma Jehmlich modernisiert.

Der Stadtteil Untermhaus selbst wurde 1919 nach Gera eingemeindet. Er war einst als Handwerkersiedlung unter der mittelalterlichen Burg Osterstein entstanden und ist heute für seinen historischen Ortskern bekannt – Marienkirche, Otto-Dix-Haus und die Untermhäuser Brücke sind quasi die Fixpunkte.

Der Chor wird eingerüstet

Der Chor wird eingerüstet

Unterer Teil des Turmschafts (Vorzustand)

Unterer Teil des Turmschafts (Vorzustand)

Der Putz an der Norseite des Turmschafts wird abgenommen

Der Putz an der Norseite des Turmschafts wird abgenommen

Fehlstellen im Sichtmauerwerk werden ausgearbeitet und verfüllt

Fehlstellen im Sichtmauerwerk werden ausgearbeitet und verfüllt

Maßwerk am nordöstlichen Chorfenster (Vorzustand)

Maßwerk am nordöstlichen Chorfenster (Vorzustand)

Und danach mit Mörtelergänzungen

Und danach mit Mörtelergänzungen

Und danach mit wieder eingesetzten Bleiglastafeln

Und danach mit wieder eingesetzten Bleiglastafeln

Auf der Ostseite des Turmschafts ist der neue Unterputz aufgetragen

Auf der Ostseite des Turmschafts ist der neue Unterputz aufgetragen

Neue Kupferbleche auf den Abdeckungen der Strebepfeiler

Neue Kupferbleche auf den Abdeckungen der Strebepfeiler

Südwestlicher Treppenturm mit neu eingesetzter Bleiverglasung

Südwestlicher Treppenturm mit neu eingesetzter Bleiverglasung

Der 3. Bauabschnitt

Die im Jahr 2019 begonnene Fassadensanierung hat die Stiftung KiBa im vergangenen Jahr 2024 mit 10.000 Euro gefördert. Der nunmehr dritte Bauabschnitt konzentrierte sich auf die Fassaden der Chornordseite und den unteren Teil des Turmschaftes. Die Arbeiten waren für den Zeitraum vom 12. April 2024 bis zum 17. Januar 2025 angesetzt und gliederten sich in drei Lose:

  • Zunächst musste die Baustelle eingerichtet und ein Gerüst bis zur Trauflinie der Chorfassaden und im unteren Teil des Turmschaftes bis zur Höhe des Gurtgesimses gestellt werden. Auch die Strebepfeiler wurden dabei eingerüstet – aufgrund der räumlich beengten Situation im Chorbereich eine ziemliche Herausforderung.
  • Naturstein-, Putz- und Anstricharbeiten: Dieser Abschnitt umfasste die Bearbeitung der Natursteinflächen an den Sockel-, Gurt- und Traufgesimsen der Chorfassaden sowie an den Gewänden und Fensterrippen des Chorjochfensters. Zudem wurden das Werksteinmauerwerk der Strebepfeiler sowie die Gesimse und Eckquaderungen des Turmschaftes überarbeitet. Die Natursteinflächen wurden gereinigt und unbeschädigte alte Mörtelergänzungen blieben erhalten. Stark verwitterter Sandstein wurden mit verdünntem Epoxidharz  gefestigt, ebenso wie abgelöste Steinteile, Risse und Brüche. Tiefere Risse wurden saniert. Fehlstellen an Strebepfeilern, Fenstergewänden, Maßwerk und Gesimsen wurden mit speziellem Restauriermörtel ergänzt. Der alte Putz wurde vollständig entfernt und neuer Putz händisch aufgetragen.
  • Glaser-, Spengler- und Blitzschutzarbeiten: Die Bleiglastafeln des Chorjochfensters wurden ausgebaut, in der Werkstatt restauriert und anschließend wieder eingesetzt. Alle Metallteile wurden korrosionsgeschützt und neu gestrichen. Die Bleiglastafeln der Rechteckfenster der beiden Treppentürme am Westgiebel wurden ebenfalls instandgesetzt oder erneuert. Kupferbleche schützen jetzt die Abdeckungen der Strebepfeiler. Im untern Teil der Fassaden wurde der Blitzschutz erneuert.

Ausblick

Mit einer halben Pfarrstelle, zahlreichen Ehrenamtlichen sowie zwei Filialkirchen in Untermhaus und Thieschitz ist die Kirchengemeinde gut aufgestellt. Neben der Kirche gehören auch ein großes Pfarrhaus und ein Kirchgemeindehaus zum Bestand und werden von der Gemeinde erhalten und bewirtschaftet. Dank der schönen Lage an Elster und Stadtwald ist das Viertel ein beliebter Wohnort, was der Gemeinde Kontinuität und Stabilität sichert.

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

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St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

St. Marien Gera-Untermhaus

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Das Potenzial für Gemeindearbeit ist groß: Mit Pflegeheim, Kita und Schule in unmittelbarer Nähe ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte. Jeden Sonntag werden Gottesdienste gefeiert, unter der Woche finden zahlreiche Gemeindekreise und Gruppen statt – überwiegend ehrenamtlich getragen. Zudem ist die Kirche insbesondere im Sommer regelmäßig für kulturelle Veranstaltungen geöffnet. Auch Führungen, kleine Ausstellungen und die „offene Kirche“ für Besucherinnen und Besucher gehören ganz selbstverständlich zum Angebot.

Hinter all dem steckt ein bemerkenswertes Maß an ehrenamtlichem Engagement: es reicht von der Einwerbung von Spenden und Fördermitteln über die Herausgabe von Publikationen bis hin zu Reinigungs- und Putzaktionen sowie Hausmeister- und Kirchnerdiensten. Ohne diesen großartigen Einsatz der Menschen vor Ort wäre die Sanierung der Marienkirche gar nicht möglich gewesen.

Auch wenn ein Bauabschnitt noch aussteht, blickt die Gemeinde optimistisch nach vorn: Die Marienkirche soll weiterhin als Gemeindekirche genutzt werden – für Gottesdienste, Andachten, Einkehr und Gebet, Konzerte und Kultur. Was bisher erreicht wurde, lässt zuversichtlich erscheinen, dass die Gemeinde auch die letzten Schritte der Sanierung meistern wird – getragen von Zusammenhalt, Glauben und Tatkraft.