Nikolaus-Gaben
Nikolaus-Gaben Myriams-Fotos auf Pixabay

Gabenbringer und Schutzpatron

Wer war eigentlich Nikolaus von Myra?

Er ist der Schutzheilige der Seefahrer, Kaufleute, Rechtsanwälte, Metzger, Bäcker und viele weitere Berufsgruppen – der Heilige Nikolaus. Aber auch für Schüler und Studenten, Pilger und Reisende. Was wir heute ab Bräuchen zu Nikolaus kennen, kommt aber von seinem Schutzpatronat für die Kinder.

Das genaue Geburtsjahr ist nicht bekannt, irgendwann zwischen 270 und 286 kam Nikolaus von Myra in Patara in Lykien auf die Welt. Die Region in Kleinasien im unteren südwestlichen Zipfel der heutigen Türkei stand damals unter römischer Herrschaft. Die Lykier waren einst ein Volk mit eigener Sprache und Kultur und hatten schon in Homers Ilias einen Auftritt als Verbündete der Trojaner - zu Nikolaus‘ Zeiten ist das aber längst Geschichte.

Mit 19 Jahren wurde Nikolaus von seinem gleichnamigen Onkel, der als Bischof in Myra wirkte, zum Priester geweiht. 325 war er vermutlich beim Konzil von Nicäa dabei – wirklich belegt ist das nicht, aber es sprechen viele Indizien für seine Teilnahme. Überhaupt gibt es nicht allzu viele Fakten über sein Leben, stattdessen vermischen sich in der Person des Nikolaus Legende, Geschichte und Brauchtum. Der heute verehrte Heilige setzt sich vermutlich aus zwei historischen Personen zusammen: dem bereits erwähnten Bischof von Myra und jenem Nikolaus, der rund 300 Jahre später lebte und Abt des Mönchsklosters Sion und später Bischof von Pinara war.

So ranken sich viele spannende Legenden um Nikolaus‘ Leben und Wirken: das wird zum Beispiel erzählt, wie in Seenot geratenen Schiffern plötzlich ein Mann erschien, der die Segel instand setzte und sogar den Sturm zum Abflauen brachte. Als die Seeleute dann in der Kirche von Myra für ihre Rettung danken wollten, erkannten sie den Heiligen wieder. So wurde Nikolaus zum Patron der Seefahrer. Mit weitreichenden Folgen, wenn man so möchte, denn mehrere Jahrhunderte später erinnerte man sich bei der Deutschen Hanse an diese Geschichte und bestimmte Nikolaus zum Schutzheiligen vieler Hansestädte. Noch heute gibt es unzählige Nikolaikirchen in Deutschland – und so manche davon finden sich auch unter den Förderkirchen der Stiftung KiBa wieder!

Eine andere Geschichte berichtet davon, dass Nikolaus Goldklumpen in das Zimmer dreier Jungfrauen geworfen habe, die eigentlich von ihrem verarmten Vater verkauft werden sollten. Deswegen wird der Heilige gerne mit goldenen Kugeln oder Äpfeln dargestellt – als Erinnerung an diese Erzählung.

Und während einer Hungersnot in Myra bat Nikolaus die Besatzung eines Schiffs des byzantinischen Kaisers um einen Teil des geladenen Getreides. Als das Schiff dann am Zielort ankam, stellten die Männer erstaunt fest, dass noch genau so viel von der Ladung im Schiffsbauch lag wie zu Beginn der Fahrt, obgleich in Myra doch ein beträchtlicher Teil entladen wurde: so viel, dass die Vorräte für volle zwei Jahre und auch die Aussaat im kommenden Jahr gereicht haben sollen.

Nikolaus‘ Namenstag ist der 6. Dezember – dann bringt er Geschenke. Nach altem Brauch fragt er dabei die Kinder, ob sie denn brav und fromm gewesen wären. Das geht auf die alte Perikopenordnung zurück, die für diesen Tag das Gleichnis von den anvertrauten Talenten vorsah. Diese Geschichte, die Jesus erzählt, können Sie im Matthäusevangelium nachlesen. Im Mittelalter durften sich die Klosterschüler an diesem Tag gar einen Kinderbischof aus ihren Reihen wählen, der den Erwachsenen predigen und sie auch tadeln durfte.

In vielen Ländern kennt man den furchteinflößenden Begleiter des Nikolaus. Er ist quasi das Gegenstück zum liebenden und gabenbringenden heiligen. Im deutschen Sprachraum ist das in er Regel Knecht Ruprecht.

Immer öfter aber verschwimmen die Unterschiede zwischen dem Heiligen Nikolaus und der allgegenwärtigen Kunstfigur des Weihnachtsmanns. Beide werden oftmals ganz ähnlich dargestellt – geschuldet ist das einem bekannten amerikanischen Getränkekonzern. Das ist mehr als schade, denn mit Nikolaus haben wir eine der ersten großen Gestalten der frühen Christenheit auf der Bühne, die kein Märtyrer ist: vielmehr ist Nikolaus jemand, der in christlicher Nächstenliebe handelt und sieht, wo Menschen Not leiden und Hilfe brauchen. Ohne großen Umstand zu machen. Oder anders ausgedrückt: ein Mensch, nach dessen Vorbild man leben sollte.