Trockenlegung einer „Wehrkirche“
Für die Sanierung ihrer Kirche legen in Neuenkirchen viele Dorfbewohner selbst Hand an
„Wenn ein Arbeitseinsatz für die Restaurierung der Kirche ansteht, melden sich viele Freiwillige“. Diese erfreuliche Feststellung kann Mathias Kretschmer treffen, Pastor der Emmaus-Kirchengemeinde Staven (Mecklenburg-Vorpommern), zu der auch die Dorfkirche in Neuenkirchen gehört. Die schlichte, im 14. Jahrhundert aus Feldsteinen errichtete kleine Kirche hat in diesen Wochen viele Arbeitseinsätze nötig: Seit dem vergangenen Jahr ist sie für Besucher unzugänglich, gesperrt wegen Unfallgefahr. „Nachdem es im Sommer so stark geregnet hatte, ist viel Wasser unterhalb der Mauern durchgesickert, der Boden sackte weg, er sah aus wie eine Berg- und Talbahn“, erinnert sich Kretschmer.
Dorfkirche Neuenkirchen
Dorfkirche Neuenkirchen
Dorfkirche Neuenkirchen
Dorfkirche Neuenkirchen
Seit August wird dem aufgewühlten Fußboden zu Leibe gerückt. Eine „schöne Baustelle“ sei seine bisherige Wirkungsstätte, meint der Geistliche lächelnd. Am Zug sind jetzt andere Fachleute: Das Gestühl der Kirche und die wertvollen alten Ziegelplatten sind entfernt, damit die durch das Sickerwasser entstandenen Hohlräume verfüllt werden können. Und natürlich sind nicht nur die Schäden, sondern auch die Ursachen dafür zu beheben, weiß Kretschmer: „Das Dach wird umfassend saniert werden müssen, außerdem ist die Kirche aufwendig trocken zu legen“.
Rund 380.000 Euro wird die Sanierung der „KiBa-Kirche des Monats Oktober“ kosten; die Stiftung KiBa steuert 24.500 Euro bei. Immer wieder ist das Großprojekt angewiesen auf tatkräftige Mithilfe aus dem Dorf. „Es ist zum Beispiel sehr aufwendig, die Mauern aufzugraben, um die ganze Feuchtigkeit aus der Kirche herauszubekommen“, erklärt Kretschmer. Da zeigt sich dann, dass sich alle verantwortlich fühlen für die Kirche im Dorf. Groß sei die Unterstützung durch den örtlichen Förderverein, „und es gibt viele Dorfbewohner, die gern mit Hand anlegen – egal ob sie zur Gemeinde gehören oder nicht“.
Die Kirche liegt den Neuenkirchenern seiner Ursprünglichkeit wegen am Herzen. Anders als viele Kirchen ihrer Zeit ist die Dorfkirche nicht im Stil des Barock umgestaltet worden, sondern in ihrer Schlichtheit erhalten. Das Gebäude hat den wuchtigen Charme einer „Wehrkirche“ bewahrt und ist deshalb besonders reizvoll. Die ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirchentür aus Eichenholz mit ihrem hölzernen Riegel und den verzierten Beschlägen unterstreicht diesen speziellen Charakter. „Diesen Reiz wollen wir bewahren“, sagt Kretschmer, der insgesamt elf Kirchen betreut und findet: Keine der anderen Kirchen gleiche der in Neuenkirchen.
Und – ganz praktisch gedacht: Keine der anderen Kirchen liegt so nah. Derzeit müssen die Neuenkirchener für ihre Gottesdienste einen Weg von drei bis vier Kilometern in den Nachbarort auf sich nehmen – für ältere Gemeindeglieder ist das oft ein Problem. Bis vor kurzem konnte die Gemeinde noch in das Pfarrhaus ausweichen, das inzwischen jedoch verkauft worden ist. Immerhin hat dieser Verkauf auch einen Vorteil: Der Ertrag kommt der Sanierung der Kirche zugute. So hoffen die Gemeindemitglieder darauf, dass die Kirche zu Neuenkirchen am Ende des Jahres wieder ihre Türen für Gottesdienstbesucher öffnet. Am tatkräftigen Engagement vor Ort soll es nicht liegen.