Freiwillige Feuchtigkeitswehr
In Gantikow setzen sich gläubige und kirchenferne Bürger gemeinsam für die Dorfkirche ein
„Außen schief, innen feucht“, überschrieb die „Märkische Allgemeine“ im Jahr 2011 einen Artikel über die Dorfkirche im brandenburgischen Gantikow. Keine einladende Beschreibung für die kleine Feldsteinkirche, die sich immerhin seit 1264 an ihrem Platz behauptet. Zum Glück ist die Notiz inzwischen überholt: Der quadratische Kirchturm mit seinem hohen Spitzhelm ragt wieder „schön gerade“ in den Himmel, bestätigt Pfarrerin Aljona Hofmann. Die obere Turmeinfassung strahlt mit hellem Holz, das Dach ist neu gedeckt, auch der Blick von innen nach oben entdeckt viele neue Balken. Die Stiftung KiBa hatte Anteil an der Turmverschönerung: Sie förderte den ersten Bauabschnitt in Gantikow mit 15.000 Euro.
Dorfkirche Gantikow
Dorfkirche Gantikow
Dorfkirche Gantikow
Dorfkirche Gantikow
Dorfkirche Gantikow
Dorfkirche Gantikow
Dorfkirche Gantikow
Das Gerüst am Turm wird nun zum Schiff der Kirche, die die KiBa in diesem Jahr als „Kirche des Monats März“ würdigt, hin wandern: Auch dieses nämlich neigt sich, wie einst der Turm, ein wenig gen Osten. Neben diesen statischen Problemen sind auch die im Zeitungsbericht genannten Feuchtigkeitsschäden zu beheben: Inzwischen haben sogar schon grüne Algen Einzug in die Kirche gehalten. Während man diese und andere Schädlinge im Inneren bekämpft, soll von außen vor allem an einem neuen Dach gearbeitet werden. Dafür, weiß die Pfarrerin, werden einige der alten, noch aus dem Mittelalter stammenden Steine wieder verwendet, „sie sind teilweise sehr gut erhalten“. Diese Art von „Recycling“ hat in dem brandenburgischen Örtchen Tradition: „Gantikow war immer ein armes Dorf. Viele alte Substanzen wurden bei Umbauten der Kirche wieder verwendet oder so belassen, wie sie waren“, sagt Hofmann. Daher sind auch die Fenster, ihrem romanischen Ursprung entsprechend, noch immer sehr klein. Einige davon sollen nun mit erneuert werden. „Die zu DDR-Zeiten modernen Badezimmer-Milchglasfenster müssen unbedingt raus. Wir wollen hier Licht in die Kirche kriegen.“
216.000 Euro soll der zweite Bauabschnitt in Gantikow kosten, 23.000 Euro stellt die KiBa inklusive einer Projektspende in diesem Jahr zur Verfügung. Das große Geld ist in dem 218 Einwohner zählenden Dorf nach wie vor nicht vorhanden, dafür aber großes Engagement für die Kirche: Gerufen, die Schatten und Feuchtigkeit bringenden Nadelbäume auf dem Kirchplatz zu beseitigen, kamen Mitglieder des örtlichen Fördervereins, des Gemeindekirchenrates wie auch nicht kirchlich gebundene Dorfmitglieder samt eines kleinen Traktors zum Einsatz. Auch das an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnernde Denkmal vor dem Kirchbau wurde in einer Gemeinschaftsaktion vom Efeu befreit. Das gemeinschaftsstiftende „Highlight“ aber war in den Augen der Pfarrerin das Nikolausfest im vergangen Jahr: Nach einem Konzert in der Kirche zogen Kinder mit Lichtern zum Dorfplatz, wo ein Feuer und zahlreiche Buden die Besucher erwarteten. Kirchengemeinde, Ortsbeirat und der Förderverein „Dorfkirche Gantikow e.V.“ hatten das Fest gemeinsam organisiert; „das gab es noch nie“, schwärmt Aljona Hofmann, die sich sehr gern auch an die „wie am Heiligen Abend knackevolle Kirche“ erinnert. Nicht nur, dass Spenden zusammenkamen für die weitere Erneuerung der Kirche; auch Berührungsängste zwischen Gläubigen und Kirchenfernen wurden abgebaut. „Die haben gemerkt: Wir von der Kirche sind ganz normale Leute“, schmunzelt die Pfarrerin und ist sicher: „Das machen wir in diesem Jahr wieder.“