Dorfkirche Marbach

„Ein großes Glück für die Gemeinschaft“

KiBa-Kirche des Monats März: Marbach, Sachsen

Die Marbacher verwiesen alle anderen auf die Plätze: Sie setzten ein Kirchenfenster aus Puzzleteilen zusammen, sie ordneten Kirchtürme aus aller Welt der Größe nach – und sie gewannen am Ende bei der Stefanie-Hertel-Fernsehshow 200.000 Euro für die Sanierung ihrer Kirche. Das war im Oktober letzten Jahres, und der Freude über den von der KiBa bescherten Geldsegen scharren viele Bewohner des rund 1000-Seelen-Dorfes in Mittelsachsen jetzt mit den Hufen: „Wann es endlich losgeht mit der Sanierung unserer Dorfkirche, das werde ich immer wieder gefragt“, sagt Frieder Lomtscher. Der 53-Jährige war viele Jahre Mitglied im Kirchenvorstand; aus beruflichen Gründen hat er das Amt aufgegeben, aber die Sanierung der Dorfkirche möchte er noch weiter betreuen – zumal Pfarrerin Annegret Fischer und ihr Mann Björn, beide mit Engagement beim Fernseh-Wettbewerb dabei, inzwischen die Pfarrstelle gewechselt haben.

Kirche Marbach

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Marbach erstreckt sich sieben Kilometer entlang der Hauptstraße und ist damit das vermutlich längste Dorf in Sachsen. Die Kirche mit der Hausnummer 130 befindet sich ungefähr in der Dorfmitte; an dieser Stelle wurde schon 1264 eine Kapelle urkundlich erwähnt. 1770 wurden das Gebäude zu klein und das alte Kirchenschiff abgerissen; der frühgotische rechteckige Querturm aus dem 13. Jahrhundert blieb bestehen. Nur 20 Monate soll der Bau der neuen barocken Hallenkirche mit drei Emporen gedauert haben. Die „KiBa-Kirche des Monats März“ bietet Platz für 500 Menschen und verleitet Besucher heute insbesondere zum Blick nach oben: Die Kirchendecke ist mit symbolischen Jugendstil-Darstellungen der vier Evangelisten verziert. Sie steht schon lange unter Denkmalschutz.

Allen, die ungeduldig werden, versichert Frieder Lomtscher: Natürlich geht es weiter mit der Instandsetzung der Dorfkirche. Das muss es auch, denn „der Statiker hatte bei der Besichtigung schon echte Sorgenfalten auf der Stirn“. Der Dachstuhl der Kirche ist stark reparaturbedürftig, die alten Holzbalken sind vom Schwamm und vom Hausbock zerfressen und müssen repariert werden. Auch die Fassade bedarf einer umfassenden Restaurierung. Um die entsprechenden Gerüste gleich für beide Zwecke nutzen und damit Kosten sparen zu können, möchten die Marbacher die Bauschritte in einem Zuge erledigen lassen. Dafür nehmen sie jetzt Anlauf: Die Trockenlegung des Gebäudes soll in wenigen Wochen beginnen, und die Sanierung der Fassade möge, wenn es nach Lomtscher und seinen Mitstreitern geht, ab Spätsommer folgen. Auf 571.000 Euro werden sich die Kosten für die Sanierungsarbeiten belaufen.

Frieder Lomtscher, Geschäftsführer der Sächsischen Posaunenmission e.V., erinnert sich gern an das große Fest in der Pfarrscheune, mit dem die Marbacher im Oktober ihren Sieg begingen. „Da haben nicht nur die Gemeindemitglieder gefeiert, das halbe Dorf war auf den Beinen – ein großes Glück für die Gemeinschaft“. Die „Riesenmotivation“, die mit dem Gewinn verbunden war, ist nicht vorbei, versichert Lomtscher. Aber auch schon vorher habe sich gezeigt, dass bei der Kirche alle an einem Strang ziehen: „Als wir den Turm saniert haben vor einigen Jahren, da haben auch schon viele mitgeholfen, zum Beispiel beim Putz Abschlagen.“ Dass für die Kirche etwas getan werden muss, habe sich als Selbstverständlichkeit im Leben der Marbacher etabliert. Bei gemeinsamen Aktionen – bei Konzerten oder wenn zur Fußball-Welt- oder Europameisterschaft in der Pfarrscheune die Leinwand für ein Public Viewing aufgebaut wird – ist allen Organisatoren, egal ob Gemeinde oder Freiwillige Feuerwehr, klar: Die Einnahmen gehen an die Kirche. „Das Gebäude ist für uns eben mehr als ein Gottesdienstort oder eine Kulturstätte“, sagt Lomtscher. „Hier treffen sich viele Gruppen und Vereine, hier wird getagt, gesungen und musiziert. Die Kirche ist der wichtigste Raum für Kontakte, die nicht virtuell oder außerhalb, sondern im Dorf stattfinden“.