Dorfkirche Serba

„Es kommt kein Herzog, der die Kirche für uns schön macht“

Die Gemeinde thüringischen Serba wirbt um Spenden für die „KiBa-Kirche des Monats Juli“

„In erster Linie ist unsere Kirche für die die Gegenwart wichtig“, meint Pfarrer Eckhard Waschnewski. „Die Menschen hier lieben ihre Kirche. Sie ist die Identifikationsmarke, die sie in allen Phasen des Lebens bis zum Tod begleitet.“ Stark ist der Zusammenhalt der rund 700 Einwohner im thüringischen Serba – ausgeprägtes Traditionsbewusstsein und ein ebensol-ches Vereinsleben tun das ihre dazu - und gleichermaßen stark ist auch das Engagement für die sanierungsbedürftige Dorfkirche. „Wir hatten die Hoffnung, für die „Mach Dich Ran – Spielshow“, die der MDR zu Pfingsten ausgestrahlt hat, als Kandidat ausgewählt zu wer-den“, verrät Waschnewski, „das hat nicht geklappt. Aber schon die Bewerbung hat den Teamgeist im Dorf gestärkt. In den kommenden Monaten wird es wieder viele Aktionen geben, mit denen Spenden erzielt werden sollen“.

Dorfkirche Serba

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Teamgeist also ist vorhanden, und er ist wahrlich vonnöten, denn schon für den ersten Schritt der Sanierung der Kirche sind rund 303.400 Euro aufzubringen. Diese große Summe sei nur mit Hilfe des Landes, der Landeskirche und der Stiftung KiBa zu schultern, betont Waschnewski. Die Verantwortlichen in der Gemeinde klopfen an alle nur möglichen Türen. Die KiBa hat ihre Unterstützung schon zugesagt: Sie fördert ihre „Kirche des Monats Juli“ mit 20.000 Euro.

Das Objekt des allgemeinen Interesses, die Kirche zu Serba, ist 393 Jahr alt, 1619 wurde sie erbaut. Der östliche Turm samt geschweifter Haube folgte ein knappes Jahrhundert später, um 1710/11; aus dieser Zeit stammen auch die dreiseitige Westempore und der Kanzelalter, der seit 1934 mit einem, so Waschnewski, „schönen schlichten Bilderwerk“ aus dem Leben Jesu geschmückt ist. Besonderheiten sind auch die Poppe-Orgel und der Taufstein von 1870 – „aber dies alles“, weiß der Pfarrer, „würde auch in der Summe nicht ausreichen, um die große Spendenbereitschaft der Dorfgemeinschaft für den Erhalt der Kirche zu erklären. Das Gebäude bedeutet allen viel, es ist schlicht der Mittelpunkt des heutigen Dorflebens“.

Allerdings steht es nicht gut um die Kirche zu Serba. Schuld daran sind bauliche Verände-rungen im 19. Jahrhundert. Serba war Stammsitz der Familie von Beust. Als die Patronats-familie im Jahr 1873 eine eigene Loge an die Kirche anbauen ließ, veranlasste sie die Anbrin-gung großer Sandsteinplatten am Westgiebel und dem hinteren Seitenschiff als Blendwerk vor dem alten Mauerwerk. Aber genau in dem dadurch entstandenen Zwischenraum konnte sich fröhlich der Hausschwamm entwickeln.

Der gefährliche Befall durch den Hausschwamm wurde zunächst kaum bemerkt. Eines Ta-ges allerdings entdeckte Pfarrer Waschnewski, dass die Glocke im Kirchturm „nicht mehr sauber klang“. Der hinzugezogene Sachverständige konstatierte Risse in der Glocke und – schlimmer - durch den Pilzbefall verursachte dramatische statische Probleme im Kirchturm. Diese, so zeigte sich, hatten im Lauf der Jahre dramatische Formen angenommen. Am Ende hatte sich die tragende Holzkonstruktion von Glockenstuhl, Turmhaube und Laterne allein in den Monaten von Oktober 2011 bis März 2012 um 2,4 Zentimeter geneigt.

Höchste Zeit zum Handeln also. Nun sind in Serba die Dachdecker am Werk. Die Dachbal-ken und auch ganze Wandteile werden herausgenommen werden müssen. Im Oktober, werden dann zwei neue Glocken in den Turm eigesetzt. Anschließend soll in einem zweiten Bauabschnitt das Dach des Kirchenschiffs instandgesetzt und neu gedeckt werden. Viele Monate werden ins Land gehen, bevor die Kirche zumindest äußerlich vollkommen saniert ist. Aber: „Die Alternative wäre der Abriss der Kirche gewesen – das kam hier für nieman-den in Frage“, sagt der Pfarrer.

Waschnewski hält die Restaurierung der Dorfkirche in Serba auch deshalb für einen großen Erfolg, weil es bei der Suche nach finanzieller Unterstützung gelungen sei, auch die politisch Verantwortlichen für das Projekt zu gewinnen und Mittel bereitzustellen. „In Serba haben wir beispielhaft gezeigt, was manche andere Gemeinde möglicherweise noch nicht erkannt hat: Es kommt kein Herzog, der die Kirche für seine Untertanen schön macht. Das müssen wir schon selbst anpacken.“