Spendensammeln ist Gemeinschaftssache
Für die Sanierung der „Kirche des Monats Juni“ sind in Friedersdorf viele Menschen aktiv
„Oft wird salopp gesagt, dass unsere Kirche in ‚schwülstigem Bauernbarock‘ ausgestattet ist. Das sehe ich nicht so“, meint Ulrich Schubert. Der 59-jährige Ingenieur ist Vorstandsmitglied des Kirchbauvereins St. Ursula e.V. im sächsischen Friedersdorf (Gemeinde Markersdorf), er führt viele Besucher in die Saalkirche am südlichen Berghang des Ortes. „Wer reinkommt, staunt: So eine Ausstattung erwartet man nicht bei einer Dorfkirche“. Für Schubert ist die barocke Gesamtkomposition im Innern das Bemerkenswerte an St. Ursula - und natürlich ist er stolz auf die Emporenbilder. Der aus 37 Gemälden bestehende Bilderzyklus, offenbar von einem „ungeübten heimischen Talent“ hervorgebracht, zieht mit seiner fast kindlichen Eindrücklichkeit die Betrachter in seinen Bann. „Sogar ein Buch gibt es darüber“, berichtet Schubert. Illustriert sind das Pfingstereignis, die Weihnachtsgeschichte und „die letzten Dinge“: ein Friedhof, Menschen, die aus Gräbern auferstehen, ein fischmäuliger Höllenschlund, das himmlische Jerusalem. Kein Zufall ist es, dass dieser Teil der Bilder über dem Ausgang der Kirche platziert ist: Erziehung, nicht Erbauung war die Intention des Pfarrers Gottlob Chalibäus, der den Zyklus 1701 in Auftrag gab.
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
St. Ursula Friedersdorf
Mittlerweile ist die Rezeption der Emporenbilder eine andere als die ursprünglich gewünschte: Vor neun Jahren gab es eine Chagall-Ausstellung in St. Ursula, bei der die Werke des großen Malers denen des unbekannten Friedersdorfers gegenübergestellt wurden. „Und tatsächlich kamen viele Leute aus der Ausstellung und sagten, dass ihnen unsere Emporenbilder besser gefallen haben“, erinnert sich Ulrich Schubert. „Das tat der Dorfseele gut!“
Mit diesem neuen Selbstbewusstsein im Rücken gründete sich wenig später der Kirchbauverein St. Ursula, um die Sanierung des Gebäudes zu initiieren. Aus den einstmals 14 Gründungsmitgliedern sind inzwischen 40 geworden, auch katholische Christen und Menschen, die keiner Kirche angehören, zählen dazu. Ihnen allen liegt die Dorfkirche am Herzen, deren Mauerwerk noch auf die Zeit der Frühgotik zurückgeht und deren Inneres nach einem Brand im Jahr 1661 eine umfangreiche barocke Ausstattung erhielt. Geschafft ist mittlerweile die Instandsetzung des Turms, auch das Äußere des Gebäudes, die Orgel und etwa ein Viertel des Innenraums sind restauriert. Doch schon ist wieder „Gefahr im Verzug“, sagt Ulrich Schubert: Ein Element der Verzierung an der Altarkanzel ist abgefallen. Und auch der noch nicht sanierte Teil des Kircheninneren soll in diesem Jahr an die Reihe kommen. Die Stiftung KiBa fördert die in Kürze beginnenden Baumaßnahmen in ihrer „Kirche des Monats Juni“ auch dank einer Projektspende mit 27.500 Euro.
Da in diesem Jahr insgesamt 105.000 Euro für die Sanierung von St. Ursula benötigt werden, sind Kirchbauverein und Gemeinde weiter gemeinsam aktiv. Kirchenführungen, Konzerte am Tag des offenen Denkmals, Buchbasare – das alles sind Selbstverständlichkeiten in Friedersdorf, die sich im wörtlichen Sinne des Wortes auszahlen. Organisiert werden aber auch gemeinsame Busreisen und Fahrradtouren zu Kirchen in der näheren Umgebung, wo der Austausch mit Gleichgesinnten gesucht wird. Denn den Kirchenförderern ist wichtig, eine lebendige Gemeinschaft zu schaffen und die Gemeinde mitnehmen. „Das ist die Basis für unseren Erfolg“, sagt Schubert. „Schließlich wollen wir eine Kirche erhalten und kein Museum.“