Eine „Kircheninsel“ in der Ortsmitte
KiBa-Kirche des Monats Juli in Baasdorf
Vor dem inneren Auge von Pfarrer Horst Leischner ist schon alles perfekt: „Die neuen Tonschindeln sind anthrazitfarben und werden gut zum roten Backstein der Kirche passen.“ Auch mit dem Denkmalamt seien alle Notwendigkeiten besprochen. Dass die Neueindeckung des Kirchenschiffs der Dorfkirche Baasdorf (Sachsen-Anhalt) mit rund 150 Quadratmetern Schindeln beginnen kann, habe man auch der Stiftung KiBa zu verdanken, die sich an den Kosten von rund 83.000 Euro mit #10.000 Euro beteiligt.
Noch vor wenigen Jahren hätte wohl kaum jemand an ein Comeback der aus dem Jahr 1895 stammenden, neugotischen Kirche in Baasdorf, die mit ihrem mehr als 40 Meter hohen Westturm genau in der Mitte des kleinen Ortes steht, geglaubt. Zu klein die rund 60 Mitglieder zählende Gemeinde, zu groß die Schäden an dem historischen Bauwerk, das zu DDR-Zeiten nicht nur dem natürlichen Verfall, sondern auch mutwilligen Zerstörungen ausgesetzt war.
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Kirche Baasdorf
Doch einige Mitglieder des Baasdorfer Gemeindekirchenrates ließen sich nicht entmutigen. Immer wieder wurden Anträge zur Unterstützung der Sanierung der Dorfkirche gestellt, nie hörten die Gemeindemitglieder auf, zumindest einen Teil des Gebäudes für Gottesdienste zu nutzen. Diese Beharrlichkeit trug schließlich endlich Früchte: Die kommunale Arbeitsagentur, die Köthener Beschäftigungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft (KöBeg), konnte zur Kooperation gewonnen werden, und sie entsandte Arbeitskräfte nach Baasdorf, viele hilfreiche Hände, die sich an den Aufräumarbeiten in und um die Kirche beteiligten. Mit ihrer Hilfe wurde der einsturzgefährdete Turm saniert, der verwilderte Kirchgarten und der barocke Friedhof wurden aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.
Inzwischen unterstützen die „KöBeg Mitarbeiter“ die Sanierung im Inneren der Kirche, denn auch hier hat man einiges vor: Der Altarraum, der noch durch eine Wand abgetrennt ist, soll wieder geöffnet werden. Im westlichen Teil des Kirchenschiffs soll eine Winterkirche entstehen, die durch eine Glaswand im Kirchenschiff integriert wird. Die Kirchenbänke werden gekürzt und nicht mehr im Boden verankert. „Sobald das Dach dicht ist, sind die Arbeiten hier unten gut gesichert“, meint Horst Leischner. Auch die Kanzel und der Taufstein, ein Erinnerungsstück an die entweihte Martinskirche im nahen Köthen, sind an ihren Platz zurückgekehrt.
„Multifunktionalität“ ist das Leitwort all dieser Veränderungen: In Baasdorf soll künftig regelmäßig gepredigt, getauft oder getraut werden – aber auch musiziert, geschauspielert oder getanzt: Die Kirche wird auch für die Vereine im Dorf Platz bieten. „Kircheninsel Baasdorf“ heißt das große Vorhaben, in dessen Rahmen das Kirchengebäude und die umgebenden Grünflächen sich für zusätzliche Nutzungen öffnen werden. Die Fläche im Freien bietet sich für Feste an, ein Kunstgarten oder „Park der Stille“ könnte ebenso entstehen wie Pausenplätze für Radtouristen. Und auch im Inneren der Dorfkirche sollen sich Besucher wie Baasdorfer willkommen fühlen, egal ob zum Gottesdienst oder zur Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr. Pfarrer Horst Leischner freut sich auf die neue „Kircheninsel“: „Wir wollen die Kirche wieder in die Mitte des Ortes, in das Bewusstsein der Menschen rücken“