Countdown für die „Mutterkirche der Reformation“
Bis 2017 soll St. Marien in Wittenberg rundum saniert sein
Wer der „Vater“ der Reformation ist, diese Frage ist (möglicherweise nicht ganz zulässig, aber doch) schnell beantwortet: Martin Luther. - Und wenn es eine „Mutter“ gäbe? Dann wäre es vermutlich die Stadtkirche St. Marien in Wittenberg. In dieser historischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert nahm die Tradition der evangelischen Gottesdienste in deutscher Sprache und mit Gemeindegesang ihren Anfang, dort predigten neben Luther selbst auch die großen Reformatoren Johannes Bugenhagen und Philipp Melanchthon. Und als wäre dies alles nicht genug, um die zahllosen Besucher, die durch die monumentale Doppelturmfront in die Kirche eintreten, ehrfürchtig werden zu lassen, bietet St. Marien im Inneren neben vielen historisch bedeutsamen Epitaphien auch noch den weltberühmten Reformationsaltar von Lucas Cranach.
Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Die UNESCO hat die Kirche, die die Stiftung KiBa als „Kirche des Monats Februar“ würdigt, 1996 zum Weltkulturerbe erklärt. "Dieser Titel bedeutet eine große Ehre, aber auch eine große Verantwortung", sagt Johannes Block, einer der drei Pfarrer der Stadtkirchengemeinde Wittenberg. Zumal das große Reformationsjubiläum im Jahr 2017 - zumindest aus Sicht der Verantwortlichen - vor der Tür steht. Schon jetzt kommen jährlich 80.000 Pilger aus aller Welt nach Wittenberg, 2017 werden es wesentlich mehr sein. "Wir rechnen mit einem riesigen Andrang - da soll sich die Stadtkirche natürlich von ihrer besten Seite zeigen".
Nachdem die Restaurierung der äußeren Gebäudehülle inzwischen abgeschlossen sind, sollen ab Februar die Gerüste im Inneren aufgestellt werden. Fenster, Türen, Wände, Decken, der Fußboden und die technische Ausrüstung rücken in den Fokus der Sanierer. Mehr als 2 Millionen Euro werden dafür nötig, die Stiftung KiBa steuert in diesem Jahr 25.000 Euro bei. Insgesamt, weiß Pfarrer Block, wird die Generalsanierung von St. Marien mehr als 7,5 Millionen Euro teuer, denn „wenn der Innenraum fertig ist, kommen auch die Türme noch dran“. 1,5 Millionen muss die Gemeinde selbst aufbringen – „das ist eine Menge Holz“. Entsprechend energisch wirbt man in Wittenberg und Umgebung um Unterstützung, in diesem Jahr zum Beispiel mit der Fundraisingkampagne „500 x 500“: In Anlehnung an die Zahl der Jahre seit Beginn der Reformation werden großzügige Spender gesucht, die 500 Euro geben. „Das kann auf vielerlei Weise geschehen“, sagte der Schirmherr der Kampagne, der Opernsänger und Fernsehmoderator Gunther Emmerlich, bei der Eröffnung der Kampagne im Januar mit einem Augenzwinkern. „Man kann 10x 50 Euro geben - Frau kann das natürlich auch – oder 5x 100 Euro oder natürlich auch 1x 500 Euro. Und wem es möglich ist, der kann auch 5x 500 Euro und gern auch 10x 500 Euro spenden.“
Von der rundum sanierten „Mutterkirche der Reformation“ werden neben den Gemeindegliedern nicht nur Pilger und Kunstinteressierte aus aller Welt profitieren, sondern auch diejenigen, die sich in der Nachfolge der großen Reformatoren als Prediger auf die Kanzel wagen. Im Rahmen der Reihe „Kanzelreden“ haben bereits seit zwanzig Jahren zahlreiche Persönlichkeiten in St. Marien das Wort ergriffen. Rita Süßmuth, Hans Koschnick, Marianne Birthler, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Wim Wenders, Wolf von Lojewski – dies sind nur einige Namen der langen Predigerliste. Im kommenden Halbjahr werden Ministerpräsident Reiner Haseloff und der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, die Stufen zur Kanzel erklimmen. Johannes Block freut sich auf die Gastredner: „Die Predigten werden sicher sehr anregend sein. Und weil die ‚Kanzelredner’ noch mehr Menschen in den Gottesdienst locken als gewöhnlich, ist das für uns eine weitere Gelegenheit, Unterstützer für die Instandsetzung der Kirche zu gewinnen“.
Spenden an die Stiftung KiBa mit dem Stichwort „Stadtkirche Wittenberg“ kommen ohne Abzug dem großen Vorhaben zugute.