Ein neues Oberteil für den Kirchturm
In Weinheim wird der denkmalgeschützte Glockenturm der Markuskirche saniert
Drinnen sind es die Glasbildwände, die faszinieren. Sie sind von dem Künstler und späteren Rektor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe Klaus Arnold gestaltet, und sie bannen den Blick des Betrachters in der Markuskirche im badischen Weinheim mit eindrücklicher Farbigkeit. Die Bildmotive an der Nord-, Süd- und Westwand erzählen von der Schöpfung, dem Leben Jesu und dem Wirken des Heiligen Geistes und sie bringen – in jeder Hinsicht – ein besonderes Licht in die Kirche.
Die Glasbildwände benötigen viel Pflege, aber im Großen und Ganzen, sagt der Vorsitzende des Kirchengemeinderats Jörn zur Brügge, sind sie intakt und unversehrt. Von dem anderen, äußerlich weithin sichtbaren Hingucker der 1957/ 58 erbauten Stadtkirche lässt sich dies derzeit leider nicht behaupten. Der 39 Meter hohe, freistehende Glockenturm, wie die Kirche aus Sichtbeton gestaltet, ist dringend sanierungsbedürftig.
Markuskirche Weinheim
Markuskirche Weinheim
Markuskirche Weinheim
Genau genommen geht es um das obere Drittel des Turms, präzisiert zur Brügge. Dieses ist durch Schalungsspuren mit einem dekorativen Relief versehen - „und dieser Teil des Turms wird abgetragen werden müssen“, weiß der Gemeinderatsvorsitzende. Was niemandem Anlass zur Sorge geben soll: Die Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit der Oberen Denkmalschutzbehörde durchgeführt, und wir werden wieder ein schönes oberes Turmdrittel erhalten“, schmunzelt zur Brügge.
Bis dahin, sagt er, „sind wir auf der Suche nach Geld“. 110.000 Euro muss die Gemeinde an Eigenmitteln aufbringen, 570.000 Euro sind insgesamt für das Projekt veranschlagt. Die Stiftung KiBa unterstützt die Weinheimer „Kirche des Monats August“ in diesem Jahr mit 58.000 Euro, davon stammen 48.000 Euro aus einer Projektspende.
„Um die Gewinnung von Spenden kümmert sich eine eigene Fundraising-Gruppe“, berichtet zur Brügge. Erfolgreich waren bislang Gemeindefeste, Weihnachtsmärkte, Benefizkonzerte „und ein Sponsorenlauf durch die Weststadt, an dem sich rund 40 Läufer aus allen Generationen beteiligt haben“. Knapp 60.000 Euro ist die stolze Zwischenbilanz der Fundraiser, neuerdings werden Briefmarken mit Motiven der Glasbildwände verkauft, es existiert ein Spendenkonto bei dem gemeinnützigen Fundraising-Internetportal „Bildungsspender“. Im kommenden Jahr, hofft der Gemeinderatsvorsitzende, wird der Turm wieder in Betrieb genommen werden können.
Warum so viel Aufwand für einen quadratischen Betonturm mit 178 Stufen? Jörn zur Brügge lacht, aber die Antwort kommt prompt: „Der Turm ist das Wahrzeichen der Weinheimer Weststadt und ein Symbol des Baustils seiner Zeit. Nicht umsonst steht er unter Denkmalschutz“. Und natürlich erfüllt er keineswegs nebenbei wichtige Funktionen in der Gemeinde: Unten wird ein Literaturcafe für Gottesdienstbesucher sein, darüber ein Eine-Welt-Laden, Kindergartenräume und die Räume für den Musikunterricht für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. „Je eher wir die Räume wieder nutzen können, desto besser.“