„Die Kirche schweißt das Dorf zusammen“
Kirche des Monats Dezember 2016 in Podewall (Mecklenburg)
Die Dorfkirche im mecklenburgischen Podewall ist anders als andere Kirchengebäude. Sie ist sehr klein, sie hat keinen Turm und sie wirkt mit ihrem Fachwerk-Kleid und zugemauerten Fenstern nicht wie ein Gebäude, das für pompöse Kirchenfeste oder schicke Hochzeiten gewählt wird. Schon eher ist vorstellbar, wie sich an diesem Ort die Weihnachtsgeschichte zugetragen haben könnte. In diesem Jahr wird sich das Kirchlein am Heiligen Abend immerhin mit Musik und Leben füllen.
Das ist ein kleines Wunder, denn eigentlich standen die Zeichen schlecht für die „KiBa-Kirche des Monats Dezember“: Als eine von insgesamt elf Kirchen der Emmaus-Gemeinde im mecklenburgischen Staven kommt die Dorfkirche in Podewall ohnehin nur sieben Mal im Jahr mit einem „ordentlichen“ Gottesdienst an die Reihe. Außerdem ist das 1819 erbaute und somit fast 200 Jahre alte Gebäude sehr renovierungsbedürftig. Im vergangenen Jahr hatten sich statische Probleme gezeigt. „Wenn die Glocke geläutet hat, wackelte der ganze Bau“, erinnert sich Bodo Saß, der Vorsitzende des „Fördervereins zur Erhaltung der Dorfkirche Podewall“. Dank einer „Notsicherung“, die die Stiftung KiBa mit 10.000 Euro gefördert hat, steht die Dorfkirche inzwischen wieder auf festen Mauern, das Fachwerk ist erneuert und „außen wieder alles schick“, sagt Bodo Saß. Auch für Kirchenfenster haben er und seine 16 Mitstreiter im Förderverein schon Sponsoren gewonnen. Über den Winter sollen die Fenster eingebaut werden, daneben Messingschilder die Namen der Spender anzeigen.
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Dorfkirche Podewall
Im Inneren der kleinen Kirche allerdings sieht es noch nicht sehr „schick“ aus; es fehlt das Inventar, es fehlt der Putz an den Wänden, auch der Glockenstuhl muss erneuert werden. Immerhin haben Besucher inzwischen wieder Boden unter den Füßen. Darüber freut sich Bodo Saß besonders, denn es bedeutet, dass wieder Veranstaltungen möglich sind im 230 Bewohner zählenden Örtchen. „Zum musikalischen Abend im Oktober kamen 84 Leute“, erinnert sich der Elektronikmeister. Gemerkt hat er sich diese Zahl, weil eigentlich nur 80 Menschen in der Kirche Platz haben. „Wir waren richtig froh, dass auch einige Absagen kamen“, lächelt er. Froh waren die Veranstalter auch über die Summe von 700 Euro, die an diesem Abend für die Erhaltung der Dorfkirche zusammenkamen. Und nach dem Benefizkonzert gingen sogar noch größere Einzelspenden auf dem Konto des Fördervereins ein. „Nicht nur Gemeindemitglieder geben etwas für den Erhalt unserer Kirche“, betont Bodo Saß.
Rund 65.000 Euro waren allein für die Sicherung des Gebäudes aufzubringen, am Ende aller Maßnahmen werden sich die Rechnungen der an der Sanierung beteiligten Fachleute auf etwa 400.000 Euro summieren. Bodo Saß ist selbständiger Geschäftsmann, aber auch für ihn ist die Investition in die unscheinbare Kirche keine Frage von Geld: „Die kleine Kirche gefällt uns, sie ist der Mittelpunkt des Dorfes und schweißt alle zusammen“.
Und so ist auch zu erklären, dass am 24. Dezember dieses Jahres in Podewall Weihnachten gefeiert wird. Der Pfarrer muss zwar anderswo predigen, trotzdem wollen die Dorfbewohner unbedingt in ihrer Kirche zusammenkommen. Und das werden sie: Mit dem Küster ist vereinbart, dass es um 16.30 Uhr eine festliche Andacht geben soll – und natürlich „handgemachte Musik aus Podewall“. Das wird kein opulenter Weihnachtsgottesdienst, aber, sagt Bodo Saß: „Wir machen ein bisschen was“.