„Ein feste Burg“ in Kosel
„KiBa-Kirche des Monats Januar 2020“
Die St. Laurentius-Kirche im schleswig-holsteinischen Kosel ist eine offene Kirche. Immer wieder gehen Menschen auch außerhalb der Gottesdienstzeiten hinein, zünden eine Kerze an und machen St. Laurentius zu ihrer Kirche. Von 8 bis 18 Uhr sind die Pforten geöffnet, den Gästen werden kleine Wasserflaschen bereitgestellt; wie viele kommen, wird nicht gezählt. Manchmal finden die Gemeindeglieder irgendwann ein brennendes Kerzchen vor oder ein ausgetrunkenes Wasser. Dann wissen sie, dass jemand da gewesen sein muss. Die Gastfreundschaft ist der Gemeinde in Kosel wichtig. Viele Jahre lang hat ein Herr die Kirche geöffnet, der gleich nebenan wohnte. Inzwischen ist er 95 Jahre alt und hat den Schlüssel an eine Nachbarin weitergegeben.
Die denkmalgeschützte Kirche in Kosel erinnert an eine Burg. Die Wände im Langhaus, die überwiegend aus Feldsteinen und Findlingen bestehen, zeigen Festungstärke: Sie sind im unteren Teil bis 1,80 Meter dick. Langhaus und Altarraum sind die ältesten Teile der „Kirche des Monats Januar 2020“, ein Gutachten weist auf das Entstehungsjahr 1185 hin. Das scheint plausibel: In dieser Zeit hatte Waldemar I., Jarl von Schleswig und König von Dänemark, an vielen Orten seines Reichs Holzkirchen durch Feldsteinkirchen ersetzen lassen. Der 25 Meter hohe Rundturm von St. Laurentius wurde erst später, im 13. Jahrhundert, an den Westgiebel angebaut.
St. Laurentius Kosel
St. Laurentius Kosel
St. Laurentius Kosel
St. Laurentius Kosel
St. Laurentius Kosel
St. Laurentius Kosel
St. Laurentius Kosel
Bedeckt war St. Laurentius zunächst mit dem in der Region typischen Reetdach, das Mitte des 17. Jahrhunderts durch Holzschindeln (und später dann durch Schiefer) ersetzt wurde – auf Geheiß des damaligen Pfarrers, Bernhard Flor, der auch gleich für die Renovierung eines Großteils im Inneren der Kirche sorgte. Auf seine Initiative geht auch das bemerkenswerte Gemälde neben der Kanzel zurück, das die ersten acht Pastoren nach der Reformationszeit zeigt (bis zu Bernhard Flor selbst). Würde die Reihe der Theologenbilder bis heute fortgesetzt, führte sie bis zu Susanna Kschamer, die seit sechs Jahren in Kosel tätig und die erste auf dieser Pfarrstelle ist.
Wie zu Bernhard Flors Zeiten stehen auch heute umfängliche Erneuerungsarbeiten an der Kirche an. Im Frühjahr soll zunächst der Turm eingerüstet werden: Außenwände, Dach und Glockenstuhl müssen saniert werden, auch der Einbau einer Sakristei in den Turm samt elektronischen Installationen, Licht und Heizung sind geplant. 432.000 Euro sind für die Turmsanierung vorgesehen, danach sollen auch dem Langhaus, dem Chor, den Umfassungswänden und dem Dach zu Leibe gerückt werden, bevor das Innere von St. Laurentius restauriert wird. Mehr als 1.250.000 Euro muss die Gemeinde für die Umsetzung all dieser Arbeiten aufbringen. Die Stiftung KiBa fördert das Projekt in diesem Jahr inklusive einer Projektspende mit 25.000 Euro.
Sehr aktiv ist auch die Gemeinde bei der anstehenden Sanierung: Es gibt einen Bauausschuss, einen Finanzausschuss und eine Unternehmensberaterin in der Gemeinde, die sich um das Projekt kümmern, außerdem einen Förderverein, der mit besonderen Aktionen um Spenden wirbt. Benefizkonzerte hat es schon einige gegeben, handgefertigte Glaskaraffen werden verkauft. Ein noch nicht ganz verwirklichter Traum ist ein großer „St. Laurentius-Ball“ mit Live-Musik im kommenden Jahr. Ein solches Unterfangen will natürlich gut geplant sein, damit es am Ende nicht mehr Geld kostet als einbringt. „Aber der Förderverein wird das schaffen“, ist Pfarrerin Susanna Kschamer sicher.