Ein Stück Romanik wird saniert
KiBa-Kirche des Monats Dezember 2020: Stiftskirche St. Cyriakus in Frose
An fast neunzig historischen Bauwerken führt die rund 1.000 Kilometer lange „Straße der Romanik“ vorbei. Allesamt sind sie Zeitzeugen einer mittelalterlichen Blütezeit unter der Herrschaft des Ottonen-Geschlechts im heutigen Sachsen-Anhalt. Ein lohnender Stopp auf dieser Route: die Stiftskirche St. Cyriakus im lauschigen Ortsteil Frose der Gemeinde Seeland.
Benannt ist sie nach dem Heiligen Cyriakus, einem Märtyrer der Alten Kirche, der zu den 14 Nothelfern zählt. Die Grundmauern des imposanten Sakralbaus stammen noch aus dem 9. Jahrhundert. Im 10. Jahrhundert übergab Otto I. die Ländereien an Margraf Gero zur Bewirtschaftung. Zu dieser Zeit gehörte die Kirche zum örtlichen Kanonissenstift, das wenig später zu einem angesehenen Damenstift umgewandelt wurde. Hier verkehrten über Jahrhunderte hinweg edle Damen aus bürgerlichem oder adligem Hause und feierten ihre Gottesdienste in der Stiftskirche, die erst bei einem Umbau im 12. Jahrhundert schließlich ihren romanischen Stil erhielt. Im Zuge dessen wurde sie zu einer dreischiffigen Basilika mit zwei halbkreisförmigen Seitenapsiden am Chor umgestaltet und durch den eindrucksvollen Westbau mit seinen zwei Türmen erweitert: einer im Süden und einer im Norden. Auch der langgezogene Innenraum lässt mit großen Rundbögen und dem sächsischen Stützenwechsel zwischen Pfeilern und Säulen sein romanisches Erbe erkennen.
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Stiftskirche St. Cyriakus Frose
Im 16. Jahrhundert wurde das Damenstift schließlich aufgelöst und St. Cyriakus wenig später mit der Reformation zur evangelischen Pfarrkirche. Als solche wird sie bis heute von ihrer Gemeinde gehegt und gepflegt: Nach einigen Ausbesserungen in den letzten beiden Jahrhunderten und Sanierungsmaßnahmen in den 1990er Jahren finden seit 2016 umfassende Sanierungsarbeiten an der Kirche statt, die sie für künftige Generationen erhalten sollen. Die rissige Außenfassade der beiden Türme wird wieder wiederinstandgesetzt, sodass nun die Arbeit am nördlichen Dachstuhl beginnen kann. Über eine Million Euro werden die fünf geplanten Bauabschnitte am Ende voraussichtlich gekostet haben; die Stiftung KiBa fördert die Sanierung in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal mit einem Beitrag von 10.000 Euro. Der Vorsitzende des Gemeindekirchenrats Rüdiger Kempe verfolgt das Baugeschehen gespannt mit. „Jeder der Beteiligten tut was er kann", versichert er. Doch ein Vorhaben dieser Größenordnung braucht seine Zeit: Ein Ende wird wohl erst 2021 oder 2022 in Sicht sein, dann ist der Turmbereich abgeschlossen.
Rüdiger Kempe, selbst gelernter Steinmetz und nach eigener Bezeichnung „Original-Froser", hat handwerklich an der Renovierung mitgearbeitet. Heute koordiniert er seitens der Kirchengemeinde die Bauarbeiten und weiß genau, wo etwas getan werden muss. Gemeinsam mit dem „Freundes- und Förderkreis St. Cyriakus Frose“ wünscht er sich, die Kirche wieder mit Leben zu füllen: „Wir bemühen uns, die Kirche zum Leuchtfeuer der Region zu machen", erzählt er und lacht. Wenn er von der Stiftskirche spricht, merkt man, wie sehr sie vielen Gemeindemitgliedern am Herzen liegt.
Solche Begeisterung lockt auch immer wieder interessierte Besucherinnen und Besucher aus dem näheren und ferneren Umkreis nach Frose. Normalerweise wäre die Kirche von April bis Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen – aufgrund der Corona-Maßnahmen musste sie leider geschlossen bleiben. Zu Nicht-Corona-Zeiten organisieren die Mitglieder des Förderkreises auch Führungen und ein anschließendes Beisammensein bei Kaffee und Kuchen für Gäste. Die Einnahmen aus diesen ehrenamtlichen Tätigkeiten fließen wiederum in die Sanierungsarbeiten.