Johanniskirche Mainleus/Schwarzach (Bayern)
Johanniskirche Mainleus/Schwarzach (Bayern)

Ringen um ein altehrwürdiges Wahrzeichen

„KiBa-Kirche des Monats Januar 2025“ in Mainleus

„Ach du dickes Ei!“ habe er gedacht, als sich das Ausmaß des Schadens zeigte, sagt Hans Gruber. Mit Ostern hatte das natürlich nichts zu tun, es war im späten September, als die Dachsanierung am Turm der Johanniskirche im bayerischen Mainleus begann. „Ich war auch vorher immer mal zusammen mit den Arbeitern oben auf dem Dach: Man sieht es von außen einfach nicht!“, versichert Gruber, der Umweltbeauftragter der Gemeinde ist und zuständig für die Instandsetzung des Turmes. Und so war das „dicke Ei“ gewissermaßen auch noch ein „Überraschungsei“, das seinen Inhalt: angefaulte Balken unter der Dachlattung und ein zerfallender, eingemauerter Anker der Dachkonstruktion – erst nach ein paar Wochen offenbarte.

Nicht nur, dass die Restaurierung des Kirchturmdachs nun wesentlich länger dauern wird als geplant („Wir beten für einen schlechten Winter, damit die Zimmerer im Dezember arbeiten können“); auch die Kosten werden sich von veranschlagten 315.000 Euro auf rund 365.000 Euro erhöhen, sagt Gruber. Die Stiftung KiBa fördert ihre „Kirche des Monats Januar 2025“ mit 15.000 Euro, die dankbar angenommen werden: „Wir brauchen jeden Euro!“ Die Alternative zur Sanierung wäre so einfach wie brutal: die Abnahme der Turmspitze. Damit verlöre das historische Gotteshaus sein charakteristisches Erscheinungsbild – und Schwarzach sein Wahrzeichen.

Zur Wahrheit gehört, dass der Kirchturm zwar altehrwürdig ist – er stammt aus dem Jahr 1893 – aber nicht ganz so altehrwürdig wie der überwiegende restliche Teil des Gotteshauses. Schon im Jahr 1610 begannen die Arbeiten zur Errichtung des spätmittelalterlichen, gotischen Baus. Mit seiner Nordseite steht das Gebäude auf einem romanischen Fundament. Der romanische Turm war baufällig (es heißt, dass der Glockenstuhl falsch aufgesetzt gewesen sei) und musste abgetragen werden. So kam es zum Bau des neugotischen Turms, der heute zuverlässig jeden Ankömmling in Schwarzach grüßt. 

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

Johanniskirche Mainleus

auf der Landkarte anzeigen

Im Inneren der Johanniskirche prägen eine wuchtige Doppelempore, und der barocke Altar, der aus dem Jahr 1671 stammt, das Erscheinungsbild. Blickfang hinter dem Altar ist ein reich verziertes, neugotisches Fenster, das 1894 in den neu errichteten Turm eingesetzt wurde. Nach oben ist der Kirchenraum von einer aufwändig gegliederten hölzernen Kassettendecke abgeschlossen.

Spannende Informationen rund um Kirche und Turm enthielt die Zeitkapsel, die sich in der Kugel der Wetterfahne auf dem Turm befand– gewissermaßen ein zweites „Überraschungsei“, das sich im Zuge der Sanierung öffnen ließ. Der Inhalt der darin befindlichen historischen Dokumente war allerdings nicht sogleich für jeden und jede vollständig zu erschließen; von den vier Schreiben stammte eins aus dem Jahr 1972, die anderen drei waren für moderne Lesende kaum zu entziffern („Wer kann heute noch Sütterlin?“). Doch mithilfe eines Historikers konnten die Papiere „übersetzt“ und digitalisiert werden. Am zweiten Advent wurden alle Arbeitsergebnisse feierlich veröffentlicht, ein „großes Event“, bei dem viele Menschen und Spenden für die Kirche zusammenkamen, berichtet der Umweltbeauftragte. Wer das Ereignis verpasst hat, kann den Blick auf die Texte in der Zeitkapsel nachholen: Eine Ausstellung in der Pfarrscheune ist noch bis in den Sommer für Besucherinnen und Besucher geöffnet.

Weitere Spenden haben Gruber und seine Mitstreiter in einem Weihnachtsmailing erbeten, Benefizkonzerte fanden statt und auch die vom Turm schon entfernten Schieferschindeln werden für den guten Zweck eingespannt: Einige der schwarzen Schindeln, die zu hübsch waren, um Teile der Natursteinmauer auf dem Friedhof zu werden, wurden in mit dem weißen Konterfei der Kirche verziert und ab einer Spende von 50 Euro als Dankeschön vergeben. Ein lohnendes Unterfangen: „Die Leute finden das sehr gut!“

Gut findet man in Schwarzach auch, dass sich etwas tut an der Kirche. Auf der Website der Gemeinde steht, was viele empfinden: „Unsere Kirche ist da, und wir haben auch Verantwortung. Aus Liebe zu dem Herrn, der dort verkündet wird, der Gemeinschaft, die wir dort mit Schwestern und Brüdern im Glauben haben, aus Respekt vor unseren Vorfahren und als Zeugnis unseres Glaubens, wollen wir uns um unsere Kirche kümmern“. Schöner hätte es auch die KiBa nicht ausdrücken können.