St. Johannis zu Würzburg ist umgangssprachlich die
St. Johannis zu Würzburg ist umgangssprachlich die "Batman"-Kirche

„Wir werden auf der Straße angesprochen, weil die Leute mitmachen wollen“

Die „KiBa-Kirche des Monats Mai 2021“ steht in Würzburg

Sie kennen „Batman“ nur aus Comics oder Kino? Dann waren Sie vielleicht noch nicht lange genug in Würzburg: Die dortige St. Johanniskirche hat nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zwei Spitztürme bekommen, die ihr den Namen "Batman-Kirche" eingetragen haben.

So ist der fledermausflügelige Superheld beinahe allgegenwärtig: Mit einem entsprechenden Logo sind alle Aktionen gekennzeichnet, mit denen die Gemeinde derzeit Spenden für die Sanierung der stadtbekannten Zwillingstürme sammelt. Und das sind viele: „Jeden Monat gibt es ein bis zwei Initiativen“, sagt Pfarrer Jürgen Reichel, „inzwischen werden wir schon auf der Straße angesprochen, weil die Leute mitmachen wollen“.

Vor zwei Jahren hat Pfarrer Reichel sein Amt in der Gemeinde St. Johannis angetreten. „Anfangs hing die Vorstellung wie ein Mühlstein um meinen Hals, mit dafür verantwortlich zu sein, rund 1,8 Millionen Euro für die Restaurierung auftreiben zu müssen.“ Aber dann kam alles anders: Ein „Koordinationskreis Turmsanierung“ mit Haupt- und Ehrenamtlichen wurde gegründet, Ideen und Engagement strömten von allen Seiten zusammen. „Die Gemeinde ist zusätzlich aufgeblüht“, stellt Reichel stolz fest. 
 

Stadtkirche St. Johannis Würzburg

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Begonnen hat für ihn alles im Mai 2019 mit einem „Benefizlauf“ die Turmtreppen hinauf. „Wunderbare Konzerte“, schwärmt der Pfarrer, hätten dann zahlreich stattgefunden, bevor die Pandemie das Regiment übernahm. Gebremst hat Corona den Tatendrang der Würzburger aber nicht. Ganz frisch sind die Eindrücke Reichels von der Jogging-Aktion „Wir setzen uns in Trab!“ am 1. März. 25 Joggerinnen und Jogger - covid-konform nur durch eine App verbunden - haben einen Monat lang gut 3.000 Kilometer gesammelt. Ihre Sponsoren haben für jeden gelaufenen Kilometer 106 Cents für die Sanierung der Türme von St. Johannis gegeben. „Mit schwarzem T-Shirt und dem Batman-Logo haben wir die Kirche und die Sanierung noch ein Stück weiter in die Stadt hineingetragen“, erzählt der Pfarrer. Er selbst sei mit fast allen ein Stück gemeinsam gelaufen. „Ich wollte die Menschen natürlich kennenlernen, die sich so für uns ins Zeug legen. Dabei bin ich schon auf rund 200 Kilometer gekommen!“  Oder die „Talente-Aktion“: ganz im Sinne des Gleichnisses von den anvertrauten Talenten (nachzulesen bei Matthäus 25,14–30) wurden an Erntedank 10-Euro-Scheine ausgegeben. Die Gemeindemitglieder sollen diese nun vermehren – zugunsten der Turmsanierung.

Überhaupt werden Engagement und Kreativität in der Gemeinde großgeschrieben, zeitweise sind weit über 200 Menschen mit dabei – und wenn man die Musiker bei den vielen Benefizkonzerten bis März 2020 mitzählte, wären es noch mehr. Seit über zwanzig Jahren ist der „Freundeskreis St. Johannis Würzburg e.V.“ aktiv – angefangen hat er mit sechzehn Mitgliedern, inzwischen hat sich ihre Zahl mehr als verdreifacht. 
Der „Koordinationskreis Turmsanierung“ aus Haupt- und Ehrenamtlichen kommt einmal im Monat zusammen, hier wird über alle laufenden Initiativen und Entwicklungen berichtet, neue Aktionen geplant und festgelegt, wer die Federführung hat und wer mittut.

Das Geld wird dringend benötigt, denn die Sanierung der charakteristischen Doppeltürme ist notwendig. Lose Muschelkalkplatten müssen wieder befestigt, poröser Sandstein renoviert, Asbestplatten beseitigt und undichte Fugen von Pflanzenbewuchs befreit werden. 900 Quadratmeter Schieferplatten sollen neu aufgelegt werden. Die Statik in 60 Meter Höhe ist dabei eine ganz besondere Herausforderung. 1,8 Millionen Euro soll die Sanierung insgesamt kosten. Die Stiftung KiBa beteiligt sich mit 18.000 Euro inklusive einer Projektspende an dem Vorhaben.

Die St. Johannis-Kirche wurde ursprünglich 1895 errichtet und bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. Nach dem Krieg wurde sie in neuer Form wiederaufgebaut und 1957 eingeweiht. Weil viele Kriegsschäden - wie beispielsweise der Rest des alten Kirchturms - beim Neubau bewusst erhalten wurden, gilt die Kirche ähnlich wie die Berliner Gedächtniskirche als Mahnmal gegen den Krieg und für den Frieden.