Sicherung des Glockenläutens in Altenkirchen
„KiBa-Kirche des Monats März 2021“ auf Rügen
Euphrat, Tigris, Gihon und Pischon – na, wissen Sie, was es mit diesen Namen auf sich hat? Es geht um die vier Ströme, die laut Bibel durch den Garten Eden fließen. Unabhängig davon, welche realen Fluss-Vorbilder sie (gehabt) haben mögen, wurden sie im Laufe der Kunstgeschichte oftmals personifiziert dargestellt. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür findet sich auf Rügen. In der Dorfkirche Altenkirchen im Norden der Insel gibt es einen Taufstein, den die Köpfe von Euphrat, Tigris, Gihon und Pischon zieren. Und das schon seit mehr als 850 Jahren. Der aus Gotländer Sandstein hergestellte Taufstein ist das Herzstück des Gotteshauses, das die Stiftung KiBa als „Kirche des Monats März 2022“ würdigt.
Die Geschichte dieser Kirche, die zweifellos eine der ältesten der Insel ist, reicht bis in die Zeit der Slawen zurück. Nachdem der westslawische Fürst Jaromar I. sich den Dänen unterworfen hatte und Rügen christianisiert war, wurde das Gotteshaus um 1200 – möglicherweise auf einem slawischen Begräbnishügel – errichtet. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts – da gab es den sorgfältig verzierten Taufstein schon - wurde das Langhaus zur dreischiffigen Basilika vergrößert. Einen Turm hat das Gebäude nicht: Es heißt, dass der Dachstuhl an der Westseite, der einen Reiter mit Glocke trug, zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zusammenbrach. Im Jahr 1670 wurde ein freistehender Fachwerkbau als Glockenturm errichtet.
Dorfkirche Altenkirchen
Dorfkirche Altenkirchen
Dorfkirche Altenkirchen
Dorfkirche Altenkirchen
Dorfkirche Altenkirchen
Dorfkirche Altenkirchen
Dorfkirche Altenkirchen
Heute wird das historische Bauwerk in Altenkirchen durch eine aktive Gemeinde belebt. „In Kooperation mit der Nachbargemeinde Wiek können wir regelmäßige Kindernachmittage anbieten, auch Konfirmandenunterricht, Gemeindenachmittage und Bibelgesprächskreise. Es gibt einen Chor und einen Posaunenchor, außerdem finden monatlich Themen- und Filmabende statt“, berichtet Pfarrer Christian Ohm. In der wärmeren Jahreszeit ist die Kirche zusätzlich Gastgeberin für viele Touristinnen und Touristen, die zu Gottesdiensten kommen, aber auch zu Lesungen und Konzerten im Rahmen des traditionellen „Kirchen- und Musiksommers Nordrügen“.
Oft also lädt die Dorfkirche ein, und wann immer sie das tut, läuten die Kirchenglocken. Doch nun muss der Glockenturm restauriert werden, sagt Christian Ohm: „Bei stärkerem Wind lösen sich morsche Blätter der Wandverschalung, außerdem steht der Turm inzwischen etwas schief“. Auch Balkentragwerk, Dach und Treppe im Inneren sind sanierungsbedürftig. Rund 143.000 Euro sind dafür veranschlagt. „Wir werden zum Beispiel das Kirchgeld in diesem Jahr für die Sanierung verwenden“, kündigt der Pfarrer an. Die Stiftung KiBa gibt 10.000 Euro dazu. Noch funktioniert der Turm als Glockenhalter, trotzdem soll die Instandsetzung im kommenden Jahr beginnen. Das Risiko, eines nicht ganz so fernen Tages keine Glocken mehr zu hören in Altenkirchen, möchte niemand eingehen. „Wir läuten jeden Tag, manchmal mehrfach“, sagt Christian Ohm, „das gehört zum Dorf dazu“.