„Ohne dieses Zentrum wäre das Gemeindeleben ärmer“
„KiBa-Kirche des Monats November 2024“ in Bendorf
Der Gemeindesaal der Evangelischen Kirche in Bendorf (Rheinland-Pfalz) ist viel mehr, als die prosaische Bezeichnung vermuten lässt: Das Gebäude war früher eine reformierte Kirche und steht unter Denkmalschutz; als Raum für Andacht und Austausch, Gebet und Gemeinschaft ist es gleichzeitig – neben der Kirche – das Herz der Gemeinde.
„Ohne dieses Zentrum wäre das Gemeindeleben kaum vorstellbar“, sagt Pfarrer Edwin Dedekind. Der Pfarrer kann lange darüber sprechen, was im Gemeindesaal alles stattfindet: Theatergruppen führen ihre Stücke auf, Lesungen haben dort ihren Ort ebenso wie Andachten, die Konfirmandenarbeit, der Posaunenchor, Seniorengruppen und der sonntägliche Kindergottesdienst. Auch die politische Gemeinde kommt im Saal zu Sitzungen zusammen, einmal im Monat gibt es ein Gemeindeessen und nicht zuletzt beherbergt das Gebäude auch eine Ausgabestelle der Tafel Koblenz. Die Menschen, die dort einmal pro Woche Lebensmittel erhalten, bekommen auch eine Tasse Kaffee. Kurz: Der Gemeindesaal ist ein Ort des Engagements: „Die Gemeindemitglieder sind da sehr mit drin“, betont Edwin Dedekind.
Gemeindesaal Bendorf
Gemeindesaal Bendorf
Gemeindesaal Bendorf
Gemeindesaal Bendorf
Gemeindesaal Bendorf
Gemeindesaal Bendorf
Gemeindesaal Bendorf
Dies alles wird bald ein vorläufiges Ende haben, und das aus gut nachvollziehbarem Grund: Die alte reformierte Kirche, die immerhin aus dem Jahr 1775 stammt, ist dringend sanierungsbedürftig. Spätestens Anfang kommenden Jahres wird der Gemeindesaal gesperrt sein, denn „so geht es nicht mehr weiter“, sagt Edwin Dedekind. „Alles muss gemacht werden: Das Dach ist undicht, Dachstuhl, Fußböden und Fassade müssen instandgesetzt werden, die Heizungsanlage ist defekt, im Sanitärbereich sind schon zwei Mal Wasserrohre gebrochen und die Versicherung hat angekündigt, dass sie einen weiteren Schaden nicht mehr übernehmen wird“.
In ihren jungen Jahren diente die reformierte Kirche hauptsächlich französischen Hugenotten, die wegen der florierenden Eisenindustrie nach Bendorf zugewandert waren. Erbaut wurde das Gotteshaus durch eine Familie mit dem Namen Remy, die den Ort im 18. Jahrhundert mit ihren Bergbau- und Hüttenunternehmen prägte. Im Jahr 1817 vereinigte sich die reformierte mit der benachbarten, ortsansässigen lutherischen Gemeinde; während die lutherische Kirche weiterhin für Gottesdienste genutzt wurde, wandelte sich die reformierte Schwester in den beliebten Gemeindesaal. Mit ihrer geradlinigen Fassade, den großen Kirchenfenstern und dem kleinen Turm auf dem Dach ist der „Saal“ indes bis heute noch als Kirche erkennbar.
Rund 1,1 Million Euro wird die Rundum-Restaurierung der „Kirche des Monats November 2024“ kosten; die Stiftung KiBa fördert das Vorhaben mit 10.000 Euro. Auch in der Gemeinde wird regelmäßig gesammelt, zum Beispiel Kollekten am Sonntag. „Spenden werden noch einige mehr kommen, sobald es endlich losgeht“, ist der Pfarrer sicher. Lange haben sich die Planungen für die Sanierung aus Gründen des Denkmalschutzes verzögert.
Sobald die notwendigen Arbeiten beginnen, werden Kindergottesdienst, Tafel und Co. zunächst ausgelagert werden müssen. Pfarrer Dedekind ist zuversichtlich, dass sich provisorische Lösungen finden lassen. Und er freut sich, dass das Gebäude, in dem schon jetzt so viel Gemeinschaft stattfindet, nach der Instandsetzung für noch viele weitere Nutzungen geöffnet werden kann.