Dorfkirche Marzahne (Brandenburg)
Dorfkirche Marzahne (Brandenburg)

Dorf und Denkmalpflege ziehen an einem Strang

„Kirche des Monats Dezember 2024“ in Marzahne

Die Dorfkirche im Ortsteil Marzahne in Havelsee (Brandenburg) hat noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben. Das mutmaßt zum Beispiel Pfarrer Christian Bochwitz. „Kirche und Turm sind nicht in einem Zug erbaut worden, aber auch nicht Jahrhunderte auseinander – warum ist das so?“, fragt sich der Theologe. Seit zwei Jahren ist Bochwitz für Marzahne zuständig; in seinen rund dreißig Dienstjahren davor hat er selten so viel Enthusiasmus von Denkmalpflegern erlebt, berichtet er. „Die Fachleute haben mich richtig neugierig gemacht: Die Kirche könnte ein noch unentdecktes Schätzchen sein“. Dafür muss sie allerdings bald saniert werden.

Das Gotteshaus, das keinen Namen trägt, steht in einem der mit 260 Bewohnerinnen und Bewohnern kleinsten Dörfer der Region. Im Kircheninneren zieht insbesondere die hölzerne Kanzel die Blicke auf sich, die 1772 im Stil des Rokoko gefertigt wurde. Größter Schatz ist ein silbervergoldeter Kelch aus dem Jahr 1699. Das Bauwerk selbst kann mit noch einigen Jahrhunderten mehr aufwarten: Der Chor stammt aus dem Jahr 1217. Das Kirchenschiff, das aus Feldsteinen besteht, und der aus Backsteinen erbaute Westturm sind vermutlich im 15. Jahrhundert hinzugekommen; Genaueres weiß man (noch) nicht. Ein Brand im Jahr 1607 verursachte schwere Schäden; danach wurde der Bereich des mittelalterlichen Chores durch ein Gesims aus Holzbalken so erhöht, dass er mit dem Schiff unter ein gemeinsames Satteldach passte. 

Eine hochbetagte Kirche, deren Geschichten - könnte sie nur sprechen! - sicher spannender Erzählstoff wären. Sehr klar kommuniziert sie allerdings ihren Sanierungsbedarf: Risse im Turm sind zu sehen und eine Abrissstelle da, wo das Dach des Kirchenschiffs an den Turm stößt, „also ob Bewegung drin wäre“, sagt der Pfarrer. Die Notsicherung des Turms ist das Gebot der Stunde - auch für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher des Friedhofs, der die Kirche umgibt. Instandgesetzt werden müssen dann das Mauerwerk und die Dachkonstruktion, am Ende soll das Gotteshaus eine neue Dacheindeckung erhalten. 

Die Initiative für die Restaurierung, berichtet Christian Bochwitz, kam von der Unteren Denkmalschutzbehörde. „Der Denkmalschützer sagte: ‚Ihr habt da eine so bedeutende Kirche, die sollte instandgesetzt werden‘“. Die Denkmalschützer untermauerten ihre Überzeugung auch pekuniär: 36.300 Euro stellten sie zur Verfügung. Die KiBa fördert ihre „Kirche des Monats Dezember 2024“, eine Projektspende inklusive, mit 14.000 Euro. Insgesamt sind 124.000 Euro für die Arbeiten veranschlagt. Spenden kommen natürlich auch aus der Gemeinde. Und nachdem der „Kirchenförderverein Havelsee“ sein Engagement für die Marienkirche im benachbarten Pritzerbe erfolgreich abgeschlossen hat, kann er sich nun Marzahne zuwenden.

Für die anstehenden Advents- und Weihnachtsfeierlichkeiten werden die Türen der Dorfkirche noch geöffnet sein: Beginnen werden die Sanierungsarbeiten erst im kommenden Frühjahr. Jetzt wird das historische Gotteshäuschen eifrig von allen Seiten begutachtet, sagt der Pfarrer. Besonders genau schaut auch die zuständige Naturschutzbehörde hin, denn das Gebäude ist nicht nur für Menschen, sondern auch für andere Geschöpfe von Bedeutung: Eulen, Falken und Dohlen beispielsweise nisten im Kirchturm – und zwar eigentlich genau dann, wenn die Sanierer loslegen wollen. Um den seltenen Vögeln andere Brutstätten schmackhaft zu machen, werden schon jetzt Nistkästen aufgehängt. Christian Bochwitz ist zuversichtlich, dass der Umsiedelung der Tiere gelingt und die Maßnahmen wie geplant beginnen können. Auf dass sich dann auch die Geheimnisse der Dorfkirche endlich enthüllen.