St. Peter und Paul ist außerhalb und mittendrin
„Kirche des Monats Juli 2024“ in Holzkirchen
Die Kirche St. Peter und Paul im bayerischen Holzkirchen ist anders als viele ihrer Artgenossinnen. Sie befindet sich nämlich nicht im Zentrum des kleinen Ortes, sondern außerhalb. Einen Weg von etwa zehn Minuten müssen die Mitglieder der evangelischen Gemeinde zurücklegen, wenn sie Gottesdienst feiern wollen. Denn die Kirche ragt auf einer Wiese im Naturraum Nördlinger Ries empor: „Sie lädt auf Gottes weiter Flur dazu ein, zur Ruhe zu kommen“, sagt Pfarrer Oliver Georg Hartmann, dem das „Alleinstellungs-Merkmal“ des Gotteshauses gefällt und der es mag, dass man zur Kirche „gewissermaßen pilgern muss“. Besondere Feste, wie zum Beispiel die Osternacht, seien dort unvergesslich.
Warum der schlichte weiße Saalbau mit einseitig abgewalmtem Dach und Westturm vor den Toren des Ortes erbaut wurde, ist nicht überliefert. Der Pfarrer mutmaßt, dass das Gebäude einst eine Pilgerkirche gewesen sein könnte. Auch seit wann es seinen Dienst tut, ist nicht zweifelsfrei zu belegen. Es gab zwar einst archäologische Untersuchungen, doch die Dokumente sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt, berichtet Oliver Georg Hartmann. Die Balken des Kirchturms, sagt er, stammen aus dem 12 Jahrhundert. „Doch vermutlich ist das Gebäude noch viel älter.“ Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Kirche vollständig aus, 1723 war sie schließlich wieder aufgebaut. Die große Glocke von 1616, die man zu Kriegszwecken hatte abgeben müssen, kehrte 1947 unbeschädigt zurück.
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
St. Peter und Paul Holzkirchen
Trotz seines Abseits-Standortes gehört das historische Gotteshaus fest zum Leben der Holzkirchener. „Die Besucherzahlen in St. Peter und Paul liegen klar über dem Durchschnitt in Bayern“, sagt der Pfarrer nicht ohne Stolz. Gut 200 Evangelische gibt es in Holzkirchen, jede Woche kommen 20 bis 30 von ihnen zum Gottesdienst. „Und an Weihnachten explodiert die Kirche!“ Explodierte, muss es wohl richtiger heißen, denn inzwischen ist das Gebäude gesperrt; der Gottesdienst an Heiligabend im letzten Jahr musste in einer großen Scheune für Traktoren stattfinden. St. Peter und Paul hat ein Tragwerkproblem, erklärt Oliver-Georg Hartmann: „Die Balken, die auf dem Kirchenschiff aufsitzen, wurden – wie man das früher fast immer tat – zugeschüttet. Nun sind sie verfault und drücken nach unten, sodass sie die Kirchendecke belasten.“
Kein Szenario also, das für Gottesdienste geeignet wäre, aber auch keines, dass die Gemeinde in den Grundfesten erschüttern würde: Dann muss eben saniert werden, entschieden die Verantwortlichen. Rund 500.000 Euro werden dafür aufzubringen sein. Die Stiftung KiBa gibt 10.000 Euro für ihre „Kirche des Monats Juli 2024“. Und in der Gemeinde sind Spendensammler und -sammlerinnen schon seit vielen Monaten in Bewegung, beim Weihnachtsmarkt zum Beispiel, oder mit Büchse von Tür zu Tür. Auch der örtliche Feuerwehrverein und der Sportverein haben schon großzügig gespendet, betont der Pfarrer. „Das zeigt, wie wichtig die Kirche hier im Ort ist.“ 20.000 Euro haben die Fundraiser bislang gesammelt. Das Wichtigste aber ist, dass die Holzkirchener selbst Hand anlegen werden bei der Sanierung. „Dachdecken und Streichen, das werden wir in Eigenleistung machen – natürlich unter fachkundiger Aufsicht.“ Hartmann schmunzelt: „Die Architekten sagen, dass dies eine große und ungewöhnliche Leistung ist – für uns im Ries ist das normal, so mit anzupacken!“
Starten werden die Arbeiten an St. Peter und Paul im September. Auch das eine Besonderheit, die auf die Lage der Kirche zurückzuführen ist. „Das Gebäude ist Brutstätte für Schleiereulen“, erklärt der Pfarrer, „da müssen wir natürlich warten, bis die Brutzeit vorbei ist und alle ausgeflogen sind.“