St. Nicolai zu Osterburg in Sachsen-Anhalt
St. Nicolai zu Osterburg in Sachsen-Anhalt

Engagement für den geistlichen und sozialen Mittelpunkt in Osterburg

„Kirche des Monats März 2023“

Besonders berührt ist Gordon Sethge immer wieder von den Zetteln, die er in der „Gebetsbox“ findet. „Die Menschen schreiben ihre Anliegen auf ein Stück Papier in dem Wissen, dass der Pfarrer sie später im Gebet aufnimmt und eine Kerze dafür anzündet“, sagt er. Seit 2019 ist der Theologe für die Evangelische Kirchengemeinde Osterburg in Sachsen-Anhalt verantwortlich und er ist froh darüber, dass die Nicolaikirche als spiritueller Raum so gefragt ist. Zu Coronazeiten habe sich ein Team zusammengefunden, das diesen Raum jeden Tag zwischen 9 und 17 Uhr fast durchgängig offenhält. Das ist großes Engagement – und es lohnt sich: Zehn bis 15 Menschen, „manchmal aber auch 30 oder 40“, sagt er, besuchen die Kirche täglich, und so hat er fast jeden Abend einige Kerzen anzuzünden.

Die Nicolaikirche, vermutlich um 1170 von dem Grafen Albrecht von Osterburg gegründet, wurde zunächst als spätromanische Basilika erbaut, Reste davon sind heute noch am Gebäude erkennbar. In der Blütezeit der Stadt im 15. Jahrhundert – damals florierte das an der Biese gelegene Osterburg als Mitglied der Hanse – baute man das Gotteshaus zu einer gotischen Hallenkirche mit drei Kirchenschiffen um. Die damals noch spitze Turmhaube ist allerdings nur noch auf historischen Stichen zu sehen: Nach einem Stadtbrand im Jahr 1761 erhielt der Turm statt einer gotischen seine heutige barocke Kopfbedeckung.

Mitten im Ort gelegen, ist die denkmalgeschützte Nicolaikirche nicht nur dessen geistliches Zentrum: „Die Gemeinde nutzt diesen größten Raum Osterburgs auch für Konzerte, Ausstellungen und Vereinsfeste. Bis hin zur Zeugnisausgabe wird hier alles, was die Menschen bewegt, begangen.“ Die Kirche als selbstverständlicher Ort der Begegnung mit Gott und des sozialen Miteinanders - davon können viele Kolleginnen und Kollegen von Gordon Sethge nur träumen.

Albrecht von Osterburg liess um 1170 St. Nicolai als spätromanische Basilika errichten

Albrecht von Osterburg liess um 1170 St. Nicolai als spätromanische Basilika errichten

Im 15. Jhd. wurde St. Nicolai zur dreischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaut

Im 15. Jhd. wurde St. Nicolai zur dreischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaut

Gottesdienst zu Himmelfahrt auf dem Turm zum des Abschluss des 1. Bauabschnitts

Gottesdienst zu Himmelfahrt auf dem Turm zum des Abschluss des 1. Bauabschnitts

Konfirmanden schleifen und streichen die Bänke vor St. Nicolai

Konfirmanden schleifen und streichen die Bänke vor St. Nicolai

Konrad und Johanna Behrends liefern den Nicolai-Stollen

Konrad und Johanna Behrends liefern den Nicolai-Stollen

Vertreter des GKR und des Kulturbüros der EKD im Rahmen eines Schülerprojektes vor St. Nicolai

Vertreter des GKR und des Kulturbüros der EKD im Rahmen eines Schülerprojektes vor St. Nicolai

2023 fördert die KiBa die Fassadensanierung in St. Nicolai

2023 fördert die KiBa die Fassadensanierung in St. Nicolai

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Weil ihnen die Nicolaikirche so wichtig ist, helfen auch bei der Finanzierung der Sanierung des Gotteshauses alle mit. „Wir haben die Treppenstufen im Turm symbolisch ‚verkauft‘“, berichtet der Pfarrer, „das wurde sehr gut angenommen“. Wer spendete, dessen Name wurde zusammen mit einem Bibelvers oder einem Liedtitel aus dem Gesangbuch auf ein Messingschild eingraviert, das Schild an der entsprechenden Stufe befestigt. Fast 20.000 Euro hat diese Aktion gebracht – und eine noch höhere Identifikation der Gemeindemitglieder mit „ihrer“ Kirche. „Jetzt kommen durchaus Fragen wie: ‚Darf ich mal in den Turm, um mir meine Stufe anzugucken?‘“

Ein Erfolgsrezept für Spenden ist auch der „Osterburger Nicolaistollen“: Die älteste Konditorei des Ortes lässt einen guten Teil ihres Christstollens im Kirchengewölbe reifen. „Wir dürfen ihn danach gegen eine Spende veräußern“, erklärt der Pfarrer. „Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit kaufen die Leute den Stollen sehr gern auch als Geschenk. Im letzten Jahr war er blitzschnell ausverkauft.“

Nachdem zunächst der Turm der Kirche saniert wurde, ist jetzt die südliche Fassade an der Reihe. Dort zeigen sich erhebliche Schäden in der Verfugung der Ziegel, aber auch im Feldsteinmauerwerk. Die Fenster sind schon ausgebaut, in den kommenden Wochen werden Fachleute Risse sanieren, Formsteine und Ziegel erneuern und den Sockelbereich trockenlegen. Rund 300.000 Euro wird der aktuelle Sanierungsschritt kosten; die Stiftung KiBa stellt 15.000 Euro für ihre „Kirche des Monats März 2023“ zur Verfügung.