„Unser wertvollstes Stück“
„Kirche des Monats September 2021“ in Weikersheim
„Unser wertvollstes Stück“ - so beschreibt Dekanin Renate Meixner „ihre“ imposante Stadtkirche St. Georg im württembergischen Weikersheim, die „KiBa-Kirche des Monats September 2021“. Wie wertvoll den Weikersheimern ihre Kirche ist, haben sie in den vergangenen Jahren bereits unter Beweis gestellt: Die 1.500 Mitglieder zählende Kirchengemeinde hat für das 600 Jahre alte spätgotische Bauwerk ganze 200.000 Euro an eigenen Spenden gesammelt.
Auch dank dieser starken Eigenleistung der Gemeinde kann das teilweise mit historischen Ziegeln wiedergedeckte riesige Langhausdach der dreischiffigen Hallenkirche heute in neuem Glanz erstrahlen. „Endlich ist alles dicht und die umliegenden Gebäude vor herabstürzenden Ziegeln sicher“, freut sich Kirchengemeinderatsvorsitzende Sabine Wittwer. Nach Abschluss des ersten, kann nur der zweite Bauabschnitt folgen: Dieser besteht aus der Sanierung des maroden Chormauerwerks, des Chordaches und der Chorflankenturmdächer und ist, auch dank der Förderung durch die Stiftung KiBa in Höhe von 15.000 Euro, inzwischen finanziell gesichert. Der Architekt Hanns Berger steht mit Handwerkern und Baufirmen schon in den Startlöchern und kann den Bauabschnitt im Frühjahr 2022 sicher in Angriff nehmen.
Für die Gemeinde ist das ein gutes Zeichen: „Endlich passiert wieder etwas, das ist ein wichtiges, motivierendes Signal!“, sagt Meixner. Und Motivation ist auch dringend notwendig, denn der Gemeinde fehlen noch immer knapp 500.000 Euro an Eigenmitteln. „Die Summe ist für uns schier nicht zu bewältigen“, so Dekanin Meixner. Ihr größter Wunsch ist es, den letzten Bauabschnitt – die Innenraumsanierung – noch vor dem eigenen Ruhestand abschließen zu können
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Entmutigen lässt sich die Gemeinde angesichts der hohen Summe aber noch lange nicht und die Vergangenheit zeigt: Der Kreativität sind in Weikersheim keine Grenzen gesetzt. Unter dem Motto „Stadtkirche: Ich steh dazu! Ich spende!“ sammeln Dekanin, Kirchengemeinde und der eigens gegründete Freundeskreis seit mehreren Jahren unermüdlich Spenden für die Erhaltung des Bauwerks. Vom Stadtkirchenlauf bis zum gespendeten Weihnachtsessen, Spendenaktionen an Geburtstagen oder anderen innovativen Projekten wie der Talentauktion „unterm Kirchendach“ lassen sich die Weikersheimer einiges für ihre Kirche einfallen. Sichtlich bewegt erzählt Dekanin Meixner vom ersten Stadtkirchenlauf, zu dem die ganze Stadt auf den Beinen war: Großväter sponserten ihre Enkelinnen, ein Mann schob seine Frau im Rollstuhl über die Ziellinie und eine ganze Kindergartengruppe „lief“ im Bollerwagen mit. „Das werde ich nie vergessen, wir haben damals 20.000 Euro gesammelt!“.
Inzwischen sind aber auch in Weikersheim die Folgen der Pandemie spürbar: Der Stadtkirchenlauf und geplante Benefizevents mussten bereits das zweite Jahr in Folge ausfallen. „Und dann kamen auch noch die Dohlen“, erzählt Architekt Berger kopfschüttelnd. Wie so manch andere KiBa-Kirche hatte auch St. Georg mit unerwarteten, „tierischen“ Verzögerungen im Bauablauf zu kämpfen – in diesem Fall in Form einer so großen Dohlenpopulation, wie sie sonst nur in ganz Berlin vorkommt.
Auch deswegen musste der ursprünglich für 2021 geplante Bauabschnitt II auf 2022 verschoben worden. Trotz allem aber überwiegt in Weikersheim die Freude, denn die wichtigen Dach- und Mauerwerksarbeiten in Bauabschnitt I und II bereiten den Weg für die Innenraumsanierung und damit für die Erhaltung des seit Generationen vertrauten und geliebten Kirchenraumes als Gottesdienstort und würdevolle Kulisse des Gemeindelebens. Besonders der Schutz des kostbaren frühbarocken Hochaltars und des berühmten „Weikersheimer Prinzle“ – eines der ältesten erhaltenen Kinderepitaphien überhaupt – liegt den Weikersheimern am Herzen. Die langjährige Herausgeberin des Gemeindeblattes, Maria Frick-Hemer, fasst die enge Verbundenheit der Gemeinde mit ihrer Kirche in Worte: „Das erste Gefühl, dass ich mit St. Georg verbinde ist Heimat: Hier wurden unsere Kinder getauft und konfirmiert, hier sind wir zuhause.“
- Das „Prinzle“-Epitaph in der Stadtkirche St. Georg Weikersheim
Württembergische Kirchengschichte online