„Wir sind Kirche an der Seite der Menschen“
KiBa-Kirche des Monats September 2022 in Hamburg-Osdorf
Eine preisgekrönte Nicht-Schönheit, die immer wieder von sich reden macht - so könnte man sie nennen, die Maria-Magdalena-Kirche im Hamburger Stadtteil Osdorf. Schon der Entwurf des markanten, nach außen durch Glasflächen geöffneten Stahlbetonbaus mit freistehendem Glockenturm wurde von Architekten hoch gelobt. 1973 zeichnete die Baubehörde Hamburg das zwei Jahre zuvor geweihte Gotteshaus als vorbildlich aus. Der multifunktionale Bau ist inzwischen denkmalgeschützt. Mit seinem asymmetrischen Faltdach aus kreuzförmigen Betonträgern bildet er stützenfreie Innenräume, die durch Faltwände flexibel nutzbar sind.
„Eine Schönheit im klassischen Sinne ist sie nicht“, gibt Pastor Jörg Fenske zu. Aber eben vielseitig einsetzbar und sehr beliebt - als „zentraler Ort des Innehaltens, der Hilfe und des Austausches im sozialen Brennpunkt“. Der Theologe nennt Maria Magdalena eine „Kirche des Alltags und der Kinder“: Im Gebäude haben auch eine Kindertagesstätte und das „KL!CK Kindermuseum“ ihr Zuhause. Offen ist die Kirche außerdem für kulturelle Angebote. Durch eine hölzerne Innenverschalung besticht sie mit einer bemerkenswerten Akustik. „Ich kenne keinen Kirchenraum, der eine schönere Akustik hat“, sagt Jörg Fenske. „Noch nie hat hier jemand ein Mikrophon gebraucht.“ Oft wählten namhafte Künstler ausdrücklich nicht eine der Hamburger Hauptkirchen, sondern Maria Magdalena als Ort für Konzerte oder Ton-Aufnahmen.
Maria Magdalena Hamburg-Alt Osdorf
Maria Magdalena Hamburg-Alt Osdorf
Maria Magdalena Hamburg-Alt Osdorf
Maria Magdalena Hamburg-Alt Osdorf
Maria Magdalena Hamburg-Alt Osdorf
Maria Magdalena Hamburg-Alt Osdorf
Doch seit ein paar Jahren geht es bergab mit der weit über die Gemeindegrenzen bekannten Kirche tief im Westen der Hansestadt: Das Dach ist undicht und braucht dringend eine neue Dämmung, die aus Beton bestehenden Teile der Fassade korrodieren zusehends. Auch einige Fenster müssen ersetzt werden. Aus diesen Gründen wurde Maria Magdalena ein Fall für Jörg Fenske: Der Theologe, der sich zuvor lange Jahre um die Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche gekümmert, und Erfahrungen mit großen Events gesammelt hatte, kam 2016 nach Osdorf. Er hatte den klaren Auftrag, die Bauvorhaben der Gemeinde voranzubringen (neben der Stadtkirche sind dies drei weitere Bauprojekte). Dass die Restaurierung des Gotteshauses im Frühjahr wird beginnen können, macht Fenske stolz: Der Denkmalschutz-Status des Gebäudes und die damit verbundenen Auflagen waren große Herausforderungen. Nun verhandelt der Pastor, der passenderweise auch Energietechnik studiert hat, noch darum, Sonnenkollektoren auf dem Kirchendach anbringen zu dürfen – „ein weiteres dickes Brett“, sagt er fröhlich.
Eine Herkules-Aufgabe ist die Instandsetzung der Maria Magdalena-Kirche auch finanziell. Mehr als eine Million Euro werden dafür aufzuwenden sein. Jörg Fenske ist zuversichtlich, die nötigen Gelder zusammen zu bekommen. Die Stiftung KiBa fördert das Projekt mit 10.000 Euro. Von den Mitgliedern der Gemeinde können nur wenige etwas beisteuern; viele sind auf Sozialhilfe und auf die Tafel der Gemeinde angewiesen. („Wir haben hier die Aufgabe, rund 500 Familien mit Lebensmitteln zu versorgen“.) Die Verbindung der Osdorfer zu ihrer Kirche ist deutlich wahrnehmbar, betont der Pastor. „Die Gemeinde ist eine sehr lebendige und es gibt sehr regelmäßigen Gottesdienstbesuch. Die Menschen spüren, dass die Kirche an ihrer Seite ist.“