Ein neues Gesicht für das Gotteshaus
„Kirche des Monats September 2024“ in Deetz
„Um die Kirche in Deetz mache ich mir keine Sorgen“, sagt Pfarrerin Johanna Brilling. Zwölf Kirchen in den Landkreisen Stendal und Salzwedel (Sachsen-Anhalt) hat die Theologin in ihrer Obhut, die einen mehr, die anderen weniger gut besucht. Aber die Dorfkirche in Deetz sieht nicht nur von außen schmuck aus – sie wurde in den vergangenen Jahren umfassend saniert – sie wird auch bald wieder im Inneren glänzen. Dafür sorgen unter anderem die Stiftung KiBa und vor allem: engagierte Gemeindemitglieder.
Etwa 80 Einwohner hat das kleine Örtchen in der Altmark, knapp die Hälfte davon gehören der Kirchengemeinde an. „Der Zusammenhalt ist groß“, weiß Johanna Brilling, „die Spendenbereitschaft für die Kirche ist es auch. Und natürlich das ehrenamtliche Engagement“. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass der Friedhof ausschließlich von Gemeindemitgliedern gepflegt wird. Und als kürzlich die Vorbereitungen für die Sanierung des Gebäudes im Inneren anstanden, halfen alle mit: „Die Bänke wurden auseinandergenommen, die Wände abgefegt, die Orgel und die Kanzel umhüllt und der Taufstein in einen Holzverschlag verpackt. Das war ein richtiger allgemeiner Arbeitseinsatz!“
Ehrenamtlicher Arbeitseinsatz: die Bänke wurden auseinandergenommen (c) Jürgen Franke
Ehrenamtlicher Arbeitseinsatz: die Bänke wurden auseinandergenommen (c) Jürgen Franke
Ehrenamtlicher Arbeitseinsatz: Vorbereitungen für die Sanierung des Gebäudes (c) Jürgen Franke
Ehrenamtlicher Arbeitseinsatz: Die Orgel wird eingehaust (c) Jürgen Franke
Ehrenamtlicher Arbeitseinsatz: Die Kanzel ist abgedeckt (c) Jürgen Franke
Die Dorfkirche in Deetz ist aus Feldsteinen erbaut, die aus dem 13. Jahrhundert stammen. Der Chor ist quadratisch, am Westgiebel ragt seit dem 19. Jahrhundert ein Turm 20 Meter in den Himmel. Die mit 130 Kilogramm leichtere der beiden Kirchenglocken aus Bronze darin stammt aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, das Schwergewicht daneben bringt 80 Kilo mehr auf die Waage und wurde im Jahr 2001 gegossen. Im Inneren des Gebäudes zieht – normalerweise – ein fein geschnitztes Altarretabel mit großem Kruzifix die Blicke auf sich („das ist in Vorbereitung auf die Sanierung auch schon ausgebaut“), außerdem ein massiver Taufstein, dessen Entstehungszeit sich nicht mehr datieren lässt. Am Ostgiebel befindet sich ein Patronatsgestühl aus dem Jahr 1680, im Turm ein gotischer Altarschrein, der vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts gefertigt wurde.
Dorfkirche Deetz
Dorfkirche Deetz
Dorfkirche Deetz
Dorfkirche Deetz
Dorfkirche Deetz
Dorfkirche Deetz
Das Hauptproblem der Kirche ist die Feuchtigkeit. „Der Friedhof rundum liegt höher, mit der Aufschüttung, die man vor vielen Jahren dort vorgenommen hat, wurde auch das Grundwasser höher gezogen“, weiß Johanna Brilling. In der Folge müssen nun der Fußboden, der Innenputz, die Elektroinstallationen, aber auch der Altar renoviert werden. „Die Kirche bekommt ein neues Gesicht.“ Erwartet wird neben den dafür notwendigen Fachleuten außerdem auch ein Archäologe. „Der muss ran, sobald der Fußboden aufgebrochen ist“, sagt die Pfarrerin, die das Prozedere aus anderen Kirchen kennt. „Es könnte ja sein, dass eine Fußbodengestaltung aus früheren Zeiten entdeckt wird oder ein Grabmal oder Grundsteine, die darauf hinweisen, wie Vorgängerbauten ausgesehen haben.“
Natürlich hoffen die Deetzer, dass sich unter ihrem Gotteshaus möglichst wenig Spektakuläres finden lässt, damit nicht noch mehr Zeit und Geld für die Maßnahmen anfallen. Insgesamt sind bislang 125.000 Euro veranschlagt. Die Stiftung KiBa unterstützt die Sanierung mit 10.000 Euro. Die Gemeinde selbst zehrt noch von Einnahmen aus jahrelangen Verkäufen von Kuchen und Kaffee beim großen Steinfelder Bauernmarkt. „Unser Stand war da schon sehr bekannt“, berichtet Johanna Brilling.
Im Oktober werden die Arbeiten in der Dorfkirche beginnen; der nächste Weihnachtsgottesdienst, da ist sich die Pfarrerin sicher, wird nicht in Deetz stattfinden können. Aber der Verzicht wird sich lohnen, meint sie und freut sich darauf, dass der gute Eindruck, den das Gotteshaus von außen macht, im kommenden Jahr auch im Inneren entsteht. „Dann ist die Kirche rundum besuchbar und von außen wie von innen besehen ist klar: Hier gibt’s Gemeinde!“