Herberge für Engel aus vielen Jahrhunderten
St. Pankratius in Tragnitz ist die „KiBa-Kirche des Monats Juni“
Bunte Jugendstil-Glasfenster, spätgotisches Chorgestühl, ein barocker Altar, ein Sakramentshäuschen sowie eine Madonnenfigur aus dem 15. Jahrhundert, zwei evangelische Beichtstühle und mehr als 50 Engelfiguren aus unterschiedlichen Epochen – es sind diese sowie weitere kunsthistorische Besonderheiten im Inneren der Kirche, die den Charakter von St. Pankratius ausmachen. Das im mittelsächsischen Tragnitz bei Leisnig befindliche kleine Bauwerk wurde von der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) zur „Kirche des Monats Juni“ ausgewählt; die Gemeinde erhält damit in diesem Jahr 10.000 Euro für die Sanierung des Kirchturms.
1214 wurde die an der Mulde liegende Kirche erstmals erwähnt, in einer Urkunde des Bischofs Bruno von Meißen. Im Dreißigjährigen Krieg diente es biwakierenden Truppen samt Pferden als Unterkunft und musste danach neu hergerichtet werden. Altar und Kanzel gehen auf das Jahr 1659 zurück. 1904 fand der zweite große Umbau statt: Während der Altarraum im Stil des 17. Jahrhunderts belassen wurde, entstand aus dem kleinen romantischen Kirchenschiff ein Neubau im Jugendstil. „Weil die Kirche schon damals als eine der schönsten im Land galt, wurden für diese Vergrößerung nur die besten Leute herangezogen“, weiß Katja Schulze, Pfarrerin an der St. Pankratius-Kirche. Zum Beispiel Fritz Drechsler, einen der Hauptvertreter der Jugendstil-Architektur in Leipzig. Mit Erfolg, sagt die Pfarrerin: „Geschickt haben Drechsler und seine Bauherren das 17. und das 20. Jahrhundert miteinander verbunden.“
Nachdem in den vergangenen Jahren Altarraum und Kirchenschiff saniert wurden, soll nun der Kirchturm instand gesetzt werden. Wenn Mauerwerk, Fassade, Dach und Glockenstuhl erneuert sind, können die Tragnitzer neue Glocken anschaffen. Pfarrerin Schulze hofft, „dass wir in zwei Jahren das 800-jährige Bestehen in unserer sanierten Kirche feiern können“.
Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) ist eine Stiftung der EKD und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie weit über 900 Förderzusagen für Sanierungsvorhaben in Höhe von über rund 23,6 Millionen Euro geben können. In diesem Jahr fördert die KiBa bisher 68 Projekte in ganz Deutschland mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1,5 Millionen Euro. Über 2450 Mitglieder engagieren sich bundesweit im Förderverein der Stiftung KiBa.
Hannover, den 1. Juni 2012
Pressestelleder EKD