Klaus Florian Voigt
Klaus Florian Voigt

Der Heldenmacher

Eine Arie von der Waterkant mit Klaus Florian Voigt

Klaus Florian Vogt singt. So gut und überzeugend, dass er zu einem der gefragtesten Tenöre aufgestiegen ist. Wo manche Stars der Klassik eine Aura des Kapriziösen pflegen, ist er das genaue Gegenteil: unkompliziert, freundlich, geradeaus. Ein echter Kerl aus dem Norden eben.

„Nie soll dein Reiz entschwinden, bleibst du von Zweifel rein!“, singt Lohengrin in der gleichnamigen Oper von Richard Wagner. Auch wenn bei Wagner nicht von einer Sängerkarriere die Rede ist, für Klaus Florian Vogt passt der Satz. Er ist von Beruf „jugendlicher Heldentenor“ – so heißt das Fach tatsächlich. Kaum jemand hat in den letzten Jahren dem Gralsritter und seinen Heldenkollegen in der Oper so inspiriert und umjubelt Leben eingehaucht wie er.

In diesem Jahr ist er 50 geworden. Ist das für einen quasi Berufsjugendlichen Grund zur Besorgtheit? Der Sänger lacht: „Das stört mich überhaupt nicht, meine Stimme ist so ausgebildet, dass sie sich nicht so schnell verbraucht. Und ich fühle mich gut.“ Und das ist gut so, und beruhigend nicht nur für ihn selbst: Seine Verehrerinnen und Verehrer rund um den Globus bescheren zuverlässig volle Häuser.

Färbt es ab, wenn man sich berufsmäßig Helden einverleibt? Da ist Klaus Florian Vogt von nordischer Nüchternheit: „Das muss man andere fragen. Ich bin nicht ängstlich und treffe schon meine eigenen Entscheidungen. Aber die klassischen Helden wie Lohengrin müssen am Ende immer scheitern. Ich dagegen habe bislang doch viel Glück gehabt.“

Seine Kindheit im holsteinischen Heide war behütet in einer kinderreichen, musikalischen Familie. Der Protestant spielte als Knirps in einem Blockflötenkreis. Mit beginnender Jugend entdeckte er den Posaunenchor für sich. „Das hat mich, glaube ich, stark geprägt: die Gemeinschaft, die gemeinsamen Fahrten. Kirche ist bei mir sehr positiv besetzt.“

Irgendwann verfestigte sich der Wunsch, die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Klaus Florian Vogt studierte Horn und spielte mehrere Jahre beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, dem Opernorchester der Stadt. Der Wechsel vom Graben auf die Bühne kam später und startete ziemlich kurios durch einen Wesenszug, der den vierfachen Vater auszeichnet: Er ist ein Familienmensch. Für eine Geburtstagsfeier übte er mit seiner Frau ein Duett ein, das auch seiner Schwiegermutter vorgetragen wurde. – Als professionelle Sängerin hörte sie gleich: Da ist mehr drin. Der Rest ist die Geschichte einer Heldenkarriere.

Klaus Florian Vogt erzählt das freimütig. Der in der Tat auch staturmäßig zum Helden prädestinierte Mann ist völlig unprätentiös. Zum Gespräch erscheint er in Jeans und mit halblanger Mähne. Eines hat er sich bewahrt: Er macht gerne Musik in Kirchen, wegen der Nähe zum Publikum und auch wegen des Raums an sich: „Darin ist so viel passiert im Laufe der Zeit, das gibt den Kirchen eine eigene Kraft.“

Heute lebt der Familienvater, wenn er nicht gerade in Bayreuth oder in einem der großen Spielstätten rund um den Globus auftritt, nahe am Wasser, inmitten der Natur, unweit einer seiner geliebten Seefahrerkirchen. Wo genau der Tenor mit Starstatus zu finden ist? Auftritt Lohengrin: „Nie sollst du mich befragen!“

Thomas Rheindorf

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