Ein neues Dach für St. Mauritius
Sanierungsarbeiten in Eckartsberga erfolgreich abgeschlossen
Eckartsberga ist eine Kleinstadt im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt südlich des sanft geschwungenen Höhenzugs der Finne im Norden an der Grenze zu Thüringen. Wer den Ökumenischen Pilgerweg von Görlitz nach Vacha beschreitet, kommt hier vorbei – und damit auch an der Kirche St. Mauritius.
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war die Via Regia – oder auch Hohe Straße – eine wichtige Ost-West-Route. Im Heiligen Römischen Reich war sie die Verbindung vom Rheinland bis nach Schlesien. Als Handelsweg stand sie unter dem besonderen Schutz des Königs und war gewissermaßen das Gegenstück der Via Imperii, die in Nord-Süd-Richtung von Stettin bis nach Rom verlief. 2005 hat der Europarat die Via Regia als Kulturweg zertifiziert. Ein Teil von ihr bildet seit 2003 den Ökumenischen Pilgerweg – die erste Pilgerroute der neuen Bundesländer.
Seitdem sind viele Menschen aus ganz Europa den Pilgerweg gegangen. Viele waren erstaunt, dass jedes kleine Dorf der Region seine eigene Kirche besitzt. Und man ist auf die Pilger eingestellt und versucht, die Kirchen stets offen zu halten. Wer eine Übernachtung braucht, ist in Eckartsberga gut aufgehoben. Um die fünfzehn Schlafplätze hält die Pilgerherberge im Pfarrhaus bereit, es gibt Duschen und eine Küche. Selbstverständlich darf ein Besuch der Kirche nicht fehlen.
Die neuere Geschichte von St. Mauritius beginnt mit einer Katastrophe: einen Tag vor ihrer Wiedereinweihung nach umfangreichen Sanierungsarbeiten fängt die über 500 Jahre alte Kirche am 20. Oktober 1928 Feuer und brennt fast vollständig nieder. Nur das massive Tonnengewölbe der Sakristei und die Umfassungsmauern halten den Flammen stand. Trotz dieses schweren Schlages lässt man sich in Eckartsberga nicht entmutigen und beschließt direkt nach dem Unglück einen Neubau. Widrige Wetterbedingungen verzögern jedoch den Baustart. Erst am 6. Juni 1929 kann der Grundstein gelegt werden und am 4. Mai 1930 wird St. Mauritius an einem strahlend blauen Frühlingstag feierlich geweiht, wie der Eckartsbergaer Heimatkalender von 1931 zu berichten weiß.
Fast neunzig Jahre hat das Kirchendach mit seinen charakteristischen Biberschwanzziegeln gehalten – jetzt wurde eine Neueindeckung unabdingbar. Im Inneren der Kirchen waren schon Wasserflecken zu sehen und die ins Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit hätte in kurzer Zeit zu irreparablen Schäden geführt. Im Juni 2019 wandte sich die Kirchengemeinde mit einem Förderantrag an die Stiftung KiBa. Mit zusätzlicher Unterstützung des Kirchenkreises Naumburg wurden die Dacharbeiten dann ab Juli 2020 in Angriff genommen – glücklicherweise erwies sich der Dachstuhl selbst noch in guter Verfassung – und zum Jahresende ist alles fertig geworden. Unsere kleine Videoanimation zeigt den Baufortschritt.
St. Mauritius ist insofern eine Besonderheit, als dass die Kirche eines der wenigen Gotteshäuser in der Region ist, deren Aussehen von Bauhausideen inspiriert ist. Im Inneren ist der Kirchenraum unter der gewölbten und geometrisch ausgeführten Decke theaterförmig angeordnet. Besonders schön ist der große Renaissance-Altar von 1643, den die Evangelische Frauenhilfe von Eckartsberga bereits im März 1929 von einem Antiquitätenhändler erwerben konnte. Der Altar war jedoch zerlegt und unvollständig, das zentrale Gemälde fehlte. Der Kunstmaler Leusch aus Halle ersetzte es durch ein Auferstehungsbild. Heute ist hier eine Szene aus der Danielsgeschichte zu sehen. Flankiert wird das Gemälde von den christlichen Tugenden, dargestellt von Frauenstatuen. Die Kanzel stand einst in St. Nicolai zu Oschersleben und stammt aus dem Jahr 1630.
Wir bei der Stiftung KiBa sind froh, dass wir die Neueindeckung fördern konnten und sagen an dieser Stelle einen herzlichen Dank an unsere Spenderinnen und Spender, die all die Förderzusagen der Stiftung überhaupt erst möglich machen.