Pfarrkirche zu Niederaudenhain (Sachsen)
Pfarrkirche zu Niederaudenhain (Sachsen) Marlies Kötting

„Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“

Am 6. Oktober ist Erntedankfest

Am ersten Oktobersonntag schmücken unsere Kirchen einladend gedeckte Altäre: Obst, Gemüse, Brot und Wein symbolisieren die Fülle, in der wir leben. Wir leben in einem Land, in dem es an Nahrungsmitteln nicht mangelt – Grund genug, dankbar zu sein.

Das Erntedankfest erinnert uns daran, alltägliche Selbstverständlichkeiten bewusster wahrzunehmen und Dankbarkeit für das, was wir haben, zu zeigen. Auch wenn viele von uns keine Not kennen, gibt es Menschen, die den Mangel deutlich spüren. Gerade für sie ist Erntedank ein Anlass, sich ihrer Situation bewusst zu werden. In vielen Gemeinden werden die reich gedeckten Gaben vom Altar deshalb an Bedürftige weitergegeben.

Auch die Fülle unserer Ernten ist nicht selbstverständlich. Trotz fortschrittlicher Technik und optimierter Landwirtschaft bleibt der Ausgang der Ernte ein Geschenk der Natur. Ob die Saat aufgeht und die Feldfrüchte gedeihen, liegt letztlich nicht in unserer Hand. Das verdeutlicht auch das bekannte Kirchenlied „Wir pflügen und wir streuen“ (EG 508):

„Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.“

Diese Zeilen von Matthias Claudius aus dem Jahr 1783 sind auch heute noch aktuell. Sie erinnern uns daran, dass Gottes Schöpfung, die wir pflegen und bewahren sollen, größer und mächtiger ist, als wir es begreifen können. Naturereignisse wie Kälte, Stürme und andere Katastrophen können auch heute noch ganze Ernten vernichten – ein Risiko, das uns oft verborgen bleibt, da viele Lebensmittel weite Wege bis zu uns zurücklegen.

Saat und Ernte sind uns fremd geworden. Wer jedoch das Glück hat, Gemüse aus dem eigenen Garten zu ernten oder Äpfel vom Baum zu pflücken, erfährt eine besondere Wertschätzung für diese Gaben. Viele Kommunen bieten inzwischen „Obstbäume für alle“ an: Hier darf jeder ernten. So wird verhindert, dass reifes Obst ungenutzt bleibt, und gleichzeitig wird Verpackungsmüll reduziert.

Das Erntedankfest erinnert uns an den Wert der Nahrung, an die Menschen, die mit weniger auskommen müssen, und an die Verantwortung, die wir gegenüber unserer Umwelt tragen.

  • www.erntedank-heute.de

    „Lebensmittel.Wert.Schätzen“: Materialien für Kirchengemeinden, Gruppen und Einrichtungen, herausgegeben vom Evangelischen Bauernwerk Württemberg