Vom Säen, Ernten, Danken und Bewahren
Am 1. Oktober ist Erntedankfest
„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land“ (die Nummer 508 im Evangelischen Gesangbuch) ist am ersten Sonntag im Oktober in vielen Kirchen zu hören. Matthias Claudius hat diesen „Erntedank-Evergreen“ 1783 getextet. Die Gemeinden im ganzen Land feiern Erntedankfest und laden herzlich zum Gottesdienst in ihre Kirchen ein!
Viele Menschen haben mit dem Thema „Ernte“ oftmals nichts mehr zu tun: Obst und Gemüse gibt es im Supermarkt, fast alle Feldfrüchte sind das ganze Jahr über zu haben und kommen von überall her. Wir leben im Überfluss und wissen es gar nicht zu schätzen. Das Erntedankfest erinnert daran, dass das keinesfalls selbstverständlich ist und wir gut daran tun, über unsere Ernte, unsere Saat und unsere Verantwortung nachzudenken. Die Bibel gibt einige Anregungen dazu.
Natürlich kann man nur das ernten, was man zuvor auch gesät hat – das gilt sowohl ganz real als auch im übertragenen Sinne. Im Brief an die Galater schreibt Paulus: „Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“ (Galater 6,7). Wir müssen also verantwortlich tätig werden und entsprechend planen – auch das weiß Paulus und schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ (2. Korinther 9,6).
Und das Bild von der reichen Ernte, die nicht nur das eigene Überleben sichert, sondern auch Wohlstand verheißt, geht noch viel weiter. Es ist Sinnbild für das Wachsen und Gedeihen einer Gemeinschaft – wie beispielsweise die Kirchengemeinde. Im Markusevangelium lesen wir davon, wie Jesus das Reich Gottes mit der Weizensaat vergleicht: „Denn von selbst bringt die Erde Frucht. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ (Markus 4,26ff).
Das klingt einfach: wir müssen nur den Samen in die Erde legen und das Getreide wächst ohne viel Zutun. Ganz zu simpel ist es natürlich nicht, das wusste auch Matthias Claudius: „Doch Wachstum und Gedeihen liegt in des Himmels Hand. Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.“ Das gilt auch im Zeitalter des synthetischen Düngers und der computergesteuerten Landwirtschaft. Gott hat uns die Zusage gegeben, dass der natürliche Kreislauf seiner Schöpfung niemals enden wird. Nach dem Ende der Sintflut gibt er Noah und seiner Familie dieses Versprechen: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22).
Gott schließt einen Bund mit uns Menschen und allen Lebewesen auf dem Planeten. Und als Zeichen dafür setzt er den Regenbogen in die Wolken, der uns daran erinnern soll. Eine Weltkatastrophe wie die Sintflut soll es niemals mehr geben. Bündnis, Ernte und Sicherheit: mehr Gründe für eine tiefe Dankbarkeit brauchen wir wirklich nicht – ebenso wenig dürfen wir aber auch unseren Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, niemals vergessen.