Leidensgeschichte Jesu elementar
Die Karwoche 2019 hat begonnen
Mit dem Aschermittwoch hat zunächst einmal die Fastenzeit begonnen, hier geht es um Konzentration auf etwas Wesentliches: das ist ein innerer Weg, einer, der den Mut hinzusehen genauso beinhaltet wie die Konsequenz, das eigene Leben auch zu leben und zu gestalten. In den kirchlichen Themen, die sich in den Gottesdiensten auf die Agenda setzen, geht es um Grundsätzliches wie Angefochensein, Erinnern, Ansehen, Dienen.
Das nimmt seinen Anhalt an den Berichten von Jesus, dem Christus. Auch bei ihm werden die Themen elementarer, je schärfer der Gegenwind bläst und je schwieriger die Situation für ihn wird. Je näher das Passafest in Jerusalem rückt, desto mehr wird ihm eine Haltung abverlangt, die die eigenen Gewissheiten über die eigene Unversehrtheit stellt.
Beim Wechsel in die Passionszeit wird übergeblendet vom Thema zum Bild. Auf dem Weg liegen nun in Andachten, in Gottesdiensten oder anderen Formen nicht mehr die Themen Jesu, sondern Jesus selbst wird Thema. Die Bibel erzählt nicht nur von seinen Taten, sondern von ihm selbst – das wird deutlich Markusevangelium, als der römische Hauptmann unter dem Kreuz am ersten Karfreitag der Weltgeschichte ausruft: »Seht, welch ein Mensch!« Jesus geht seinen Weg – ob er wusste, was ihm blühen würde auf Erden und im Himmel? Wir wissen es nicht, ebenso wenig wie wir wissen, was unser Los sein wird auf Erden wie im Himmel.
In diesen letzten Tagen Jesu kommt alles zusammen: Banale Ränke, tiefe Freundschaft, halbseidene Schwüre, Haltung bewahren, am eigenen Auftrag zweifeln, verraten werden, die leise Hoffnung wider besseres Spüren. Die Bilder und Szenen sind stark: Judas, der seine Silberlinge in Empfang nimmt, Petrus, der nicht glauben mag, dass er seinen Meister verleugnen wird. Ein gemeinsamens Abendessen in surrealer Stimmung.
Es ist nicht einmal klar, ob Jesus nicht innerlich zusammenbrach. Wer vermag sich die dunklen Stunden im Garten Gethsemane vorzustellen? „Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet!“ (Mk 14,33+34). Und sie schaffen es nicht, auch nur eine Stunde zu wachen. Am Ende bleibt die Ohnmacht und es ist fast eine Erlösung als Jesu (endlich) gefangen genommen wird.
Diseser Ohnmacht Grenzen zu setzen, ist nicht das Thema dieser schlichten Tage. Vielmehr geht es darum, sich all den eigenen Uneindeutigkeiten, Abgründen und schroffen Wechsel im Seelenleben hinzugeben. Es ist eine sehr dunkle Zeit. Am Ende bleibt die Ohnmacht – aber auch die leise Verheißung, dass es am Ende doch eine Adresse gibt, wohin mit uns und mit ihr.