Mit dem Drahtesel durchs Land
Radwegekirchen laden deutschlandweit zum Besuch ein
Spätestens mit dem Beginn des Frühlings hat auch das Radfahren wieder Saison. Wer eine Tour plant und Neues entdecken möchte, schaut vielleicht in die "Points of interest" (was früher meist "Sehenswürdigkeiten" hieß) im Navigationssystem und stößt dabei natürlich auch auf Kirchen. Die sind immer ein lohnendes Ziel!
Deutschlandweit gibt es immer mehr Kirchengemeinden, die ihre Kirchen nicht nur am Sonntag für Besucherinnern und Besucher öffnen. "Viele nutzen die Gelegenheit und kommen unter der Woche kurz auf einen Sprung vorbei", weiß Pfarrer Andreas Isenburg vom Institut für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste in Dortmund. Eine offene Kirche bedeutet Gastfreundschaft, Ruhe, Zeit für ein Gebet und die Möglichkeit, das Gotteshaus für sich zu entdecken. Mit etwas Glück hat man gar die ganze Kirche einmal für sich.
Zu erkennen sind die offenen Kirchen am blau-weißen Signet an der Tür. Vor über zwanzig Jahren wurden die ersten Signets verliehen. 2010 hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusätzlich das Radwegekirchensignet eingeführt. Ein stilisierter Radfahrer vor einer weißen Kirchensilhouette auf grünem Grund zeigt an, dass hier eine besondere Form der "verlässlich geöffneten Kirche" steht. Bei den Radwegekirchen wird garantiert, dass die Kirchen im Zeitraum von Ostern bis zum Reformationstag tagsüber frei zugänglich sind. Viele Gemeinden gehen aber gleich einen Schritt weiter und öffnen die Kirche auch im Winterhalbjahr.
Eine davon ist zum Beispiel die kleine romanische Dorfkirche zu Wörmlitz am Saale-Radweg in Sachsen-Anhalt. Ihr geht auf das 12. Jhd. zurück, 1884 wurde sie erstmals erwähnt. Der mächtige Westturm stammt aus dieser Zeit. Mit der Stiftung KiBa haben wir die Wörmlitzer Kirche zuletzt 2019 unterstützt, als das Kirchenschiff in seiner Statik gefährdet war.
In einer Radwegekirche übernimmt die Gemeinde auch zusätzliche Aufgaben. Neben Andachtsbuch, Bibel und Abendmahlskelch stehen in so mancher Kirche besondere Angebote bereit. Das reicht vom Wasser für durstige Kehlen über Magnesiumtabletten für krampfende Waden bis hin zu Flickzeug für den Platten. Geeignete Orte für die Rast sowie eine öffentliche Toilette gehören in der Regel ebenfalls dazu.
Radfernwege gibt es in Deutschland nicht nur an Elbe, Donau oder Weser - längst stet ein breites Feld an unterschiedlichsten Touren zur Verfügung, z.B. im Altmühltal, am Bodensee, an Main, Mosel, Neckar, Oder/ Neiße, Ostseeküste, Rhein, Ruhr oder Unstrut. Als "Points of Interest" werden sie in Navigationssystemen und Fahrrad-Apps geführt - manchmal ganz praktisch als weithin sichtbarer Orientierungspunkt.
Das Netzwerk "Kirche in Freizeit und Tourismus" hat die Radwegekirchen in einem eigenen Webportal zusammengestellt, hier lassen sich deutschlandweit Radtouren planen.
- www.radwegekirchen.de
Portal des Netzwerks „Kirche in Freizeit und Tourismus“ der EKD