Nach Jahrzehnten neue Ziegel
Dach- und Fassadensanierung an der Dorfkirche Klitten
Fast 70 Jahre haben sie auf dem Kirchdach gelegen und den Regen abgehalten: die Biberschwanz-Ziegel der Dorfkirche Klitten im Kreis Görlitz haben „ihre Arbeit gemacht“. Nun mussten sie getauscht werden – eine notwendige Maßnahme zur Substanzerhaltung.
Biberschwanz-Ziegel werden traditionell aus Ton und heute auch aus Beton gefertigt. Mit ihrer halbrunden Form erinnern sie in der Tat an den Schwanz des Bibers. An der Oberkante haben sie eine so genannte Nase. Mit diesem kleinen Vorsprung werden sie in die Dachlatten eingehängt. Typischerweise macht man das in doppelter Deckung, die Ziegel überlappen sich dabei. Qualitativ hochwertige Biber sind ausgesprochen langlebig und können bei guter Pflege durchaus mehrere Jahrhunderte überdauern. Genau das war in Klitten aber nicht der Fall.
1945 brannte die Kirche ab. Das Dach und die ursprünglich barocke Ausstattung wurden unwiederbringlich zerstört. Lediglich die Glocken, das Altarbild, Leuchter und die Taufschale sind noch aus der alten Kirche erhalten geblieben. 1947 begann man mit dem Wiederaufbau, der sich bis 1950 hinzog. Die verwendeten „Nachkriegsbiber“ waren zu weich und brachen leicht. Frost- und Salzsprengungen haben in den nachfolgenden Jahrzehnten die Vermörtelung zerstört und die Nasen weg erodiert. Das Dach wurde an mehreren Stellen undicht, Feuchtigkeit drang ein und führte zu Pilzbefall am hölzernen Dachstuhl. Nach Sturmschäden war die Dachdeckung bereits mehrfach repariert worden.
Jetzt ist das Klittener Kirchendach denkmalgerecht erneuert, die rotbunte Biberschwanzdeckung ist als Doppeldeckung mit vermörteltem Ortgang, Graten und First ausgeführt. Beim Abbruch der Dachdeckung wurden am Turmdach gravierende Holzschäden durch Hausbockfraß festgestellt, infolgedessen musste die gesamte Konstruktion unter dem Turmhelm sowie dessen Verschalung entfernt und erneuert werden. Ebenfalls neu sind die kupferne Dachentwässerung und der Blitzschutz. Kirche und Turm haben einen neuen Anstrich erhalten, die Kirchenfenster und -türen wurden aufgearbeitet und neu gestrichen.
Insgesamt stand die Nachhaltigkeit der Sanierung im Fokus und die Kirchengemeinde hat sich eng mit der zuständigen Denkmalbehörde abgestimmt. Nun können die Klittener endlich aufatmen. Seit 2011 hatte sich die Gemeinde um die grundlegende Sanierung ihrer Kirche bemüht – und trotz manche Rückschläge niemals die Hoffnung aufgegeben. Vielleicht aus Erfahrung? Ende der 1980er Jahre sollten Kirche und Dorf dem Braunkohletagebau weichen. Die Gemeinde kämpfte mit allen Mitteln: Demonstrationen, Glockenläuten und „Beten für Klitten“-Briketts… 1990 stand dann fest: Klitten bleibt!
Und die KiBa-Förderung über 25.000 Euro hatte 2020 ebenfalls für ordentlich Rückendeckung gesorgt.