Einsturzgefahr gebannt
Notsicherung am Kirchturm von St. Johannes Frömmstedt erfolgreich
Statisch-konstruktive Holzschäden, undichte und verschlissene Schieferdeckung und eine akute Einsturzgefahr im unteren Teil der Turmsüdwand – doch inzwischen können die Gemeindeglieder im thüringischen Frömmstedt im Kreis Sömmerda aufatmen. St. Johannes wird stehen bleiben!
Dass möglichst schnell etwas geschehen müssen, war eigentlich schon im Juni 2021 klar: „…besteht akuter Handlungsbedarf, um einen Einsturz der Wand des Turmes und der angrenzenden Gebäudeteile zu verhindern…“ heißt es in der Stellungnahme des für Frömmstedt zuständigen Kirchenkreisamtes. Ende des Jahres war dann auch die Finanzierung gesichert, unter anderem mit einer Förderzusage der KiBa über 15.000 Euro. Trotzdem dauerte es noch bis in den September 2022, bis mit den konkreten Vorbereitungen begonnen werden konnte. Eine detaillierte Bestandsaufnahme mit Bauzustandsanalyse, Bestandsplänen mit detaillierter Schadenskartierung und Baustoffanalysen bildeten die Maßnahme für das Sanierungskonzept.
Im März 2024 war Bauabnahme, die Dokumentation liegt jetzt vor. Das Ziel ist erreicht: die Einsturzgefahr ist abgewendet! Turm- und Wandgewölbemauerwerk sind instandgesetzt, die Bedachung des Langhauses mit dem Turmanschluss auf der Südseite und die Vierungsecken sind gesichert. Damit ist eine gute Ausgangssituation geschaffen, als nächstes die dringend notwendige weiterführende Instandsetzungen und statischem Sicherungen an Turmmauerwerk und -dach anzugehen, damit die weit zurückreichende Geschichte von St. Johannes weitergehen kann.
Mai 2021: St. Johannes vor dem Beginn der Baumaßnahmen
Turm-Erdgeschoss: Blick nach Südosten
Turm-Erdgeschoss: Blick nach Südwesten
Greuzgratgewölbe im mittleren Deckenbereich mit erhaltenen bauzeitlichen Öffnungen
Bleiverglaste Rautenfenster
Detail der provisorischen Sicherung der Dacheindeckung
Mai 2024: Gesamtansicht der Kirche von Südosten
Dreiteiliger Flügelaltar (15./16. Jhd.) im Chor
Erwähnt wurde die Frömmstedter Kirche erstmals 1344, wobei der Turm als ältestes erhaltenes Bauteil vermutlich schon im 13. Jhd. errichtet wurde. Jeweils im ersten Viertel des 16., 17. und 18. Jhds. erstreckten sich weitere Bauphasen, vor allem an Chor und Kirchenschiff. Seit den 1980er Jahren war das Langhaus zur Ruine verfallen, 2006-2007erbaute man eine moderne Überdachung in Form einer Stahlkonstruktion mit Glas/Blechdach und integrierter Photovoltaik über das aus Naturstein errichtet Langhaus. Die transparente Dacheindeckung bringt viel Licht und Wärme in die Kirche und sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre.
Im Nordwesten steht der Sakristeianbau mit schiefergedecktem Pultdach. Im Chorinneren – Zugang über die Sakristei – befindet sich der Gemeinderaum. Der Raum ist schlicht gehalten, im Mittelpunkt steht der dreiteilige Flügelaltar aus dem 15./16. Jhd. Maria mit dem Jesuskind in einer Strahlenglorie ist im Mittelschrein zu sehen, eingerahmt von Heiligen in je zwei Etagen. Auf den Flügelinnenseiten sind schöne Reliefs mit Darstellungen aus dem Marienleben. Erwähnenswert ist auch die Sakramentsnische in der Nordwand und ihr Gegenstück in der Südwand des Chores sowie der kelchförmige Taufstein mit Zopf-Ornamentik aus dem Jahre 1574.
In erster Linie fungiert St. Johannes als klassische Gemeindekirche, ist aber auch ein kulturelles Zentrum im Evangelischen Kirchengemeindeverband Kindelbrück-Weißensee im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda.
- Einfallsreichtum und Energie für St. Johannes
„KiBa-Kirche des Monats Mai 2022“ in Frömmstedt